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Elektronenmikroskopische Untersuchungen an Plazentarzotten des Menschen

Bemerkungen zum Synzytiumproblem

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Zeitschrift für Zellforschung und Mikroskopische Anatomie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Das elektronenmikroskopische Bild des sog. Synzytiotrophoblasten menschlicher Plazentarzotten wird beschrieben. Während sich der Synzytiotrophoblast verschiedener tierischer Plazenten als in Wirklichkeit zellig gegliedert erwies, wie durch elektronenmikroskopische Untersuchungen anderer Autoren gezeigt wurde, und deswegen nicht als Synzytium bezeichnet werden kann, ist der sog. Synzytiotrophoblast der Plazentarzotten des Menschen nicht mit Zellgrenzen ausgestattet. Mit dieser Feststellung werden die Angaben früherer Untersucher bestätigt. Es ist jedoch noch immer eine offene Frage, ob der sog. Synzytiotrophoblast durch Vereinigung von Zellen entstanden ist oder —was wahrscheinlicher ist — ein Plasmodium darstellt. Die Bezeichnung Plasmoditrophoblast, deren sich bereits ältere Autoren bedienten, verdient den Vorzug vor der Bezeichnung Synzytiotrophoblast.

  2. 2.

    Die Deutung im Zytoplasma des Plasmoditrophoblasten vorkommender ovoider Granula (Durchmesser 80–100 mμ), deren massendichtes Zentrum von einer Membran umgeben wird, bleibt offen.

  3. 3.

    Die Verbindung des Plasmoditrophoblasten mit dem Zytotrophoblasten erfolgt durch Haftplatten oder Desmosomen vom Typus der „terminal bars“, wie sie für andere Zellverbände bekannt sind.

  4. 4.

    Die Zellen des Zytotrophoblasten, dessen Feinstruktur gleichfalls geschildert wird, stehen wie mit dem Plasmoditrophoblasten so untereinander durch Desmosomen in Zusammenhang, ferner durch teilweise stark gewundene Zytoplasmafortsätze ihrer seitlichen Kontaktflächen, die miteinander verzahnt und verhakt sind.

  5. 5.

    Die Basalmembran des Zottenüberzuges, an der 3 fließend ineinander übergehende Laminae festzustellen sind, enthält vielfach massendichte homogene Einschlüsse unbekannter Natur; große Korpuskel dieser Art liegen im unmittelbar benachbarten Zottenstroma. Wie das Kapillargrundhäutchen, so dürfte auch die Basalmembran des Zottenüberzuges für den Stofftransport zwischen fetaler Blutbahn und intervillösem Raum eine bisher ungenügend beachtete Rolle spielen.

  6. 6.

    Die embryonalen Bindegewebszellen des Chorionmesoderms stehen durch ihre Ausläufer in Kontaktbeziehungen, d. h., sie bilden kein Synzytium. Die Zellen des Chorionmesoderms enthalten weite ergastoplasmatische Säcke.

  7. 7.

    Als Besonderheit der Histiozyten des Zottenstromas (Hofbauer-Zellen) sind außer den schon lichtmikroskopisch auffallend großen Vakuolen stellenweise Ketten von Bläschen in regelmäßigem Abstand vom Plasmalemm zu erkennen. Sie bezeichnen möglicherweise die Grenzzone zwischen strukturreichem Zytoplasma und dem auffallend strukturarmen Zytoplasma der undulierenden Membranen. Bemerkenswert ist ferner die große Zahl kleinster, gleichmäßig im Zellleib verteilter Granula von geringer Massendichte (Durchmesser 30–80mμ).

  8. 8.

    Die mitgeteilten Beobachtungen am Plazentarüberzug und am Chorionmesoderm unterstreichen die Berechtigung der Ansicht von Caesar, Edwards und Ruska (1957), wonach es fraglich geworden ist, ob bei den Vertebraten Synzytien überhaupt vorkommen. Der Mitteilung von Fawcett, Ito und Slautterback (1959), es gebe im Ektoderm von Hydra imd an den Hodenzellen von Vertebraten Synzytien, die nicht durch Zell Verschmelzung entstehen, ist entgegenzuhalten, daß die Befunde der Autoren nicht dem Begriff Synzytium entsprechen und daß ihre Definition des Begriffs Synzytium der in der Zellenlehre üblichen zuwiderläuft. Neuere Angaben über das Auftreten von Synzytien bei Wirbellosen (Reisinger 1959), deren Existenz Caesar, Edwards und Ruska gleichfalls für fragwürdig halten, bedürfen der Nachprüfung mit Hilfe des Elektronenmikroskopes. Das Fehlen von Zellgrenzen kann allein mit den Verfahren der Lichtmikroskopie nicht mit Sicherheit festgestellt werden.

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Herrn Professor Dr. med. Ernst Philipp, Direktor der Universitäts-Frauenklinik zu Kiel, zum 65. Geburtstage gewidmet.

Durchgeführt mit dankenswerter Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft.

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Bargmann, W., Knoop, A. Elektronenmikroskopische Untersuchungen an Plazentarzotten des Menschen. Zeitschrift für Zellforschung 50, 472–493 (1959). https://doi.org/10.1007/BF00336570

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