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Zusammenfassung

Die merkwürdigen Inkonsistenzen der mnemotechnischen Anweisungen des Petrus von Ravenna lassen die Schwierigkeiten erkennen, die die Gedächtniskunst notwendig mit der Ökonomie der Stimulation hat: wenn sie wirklich die Gedächtnisfunktion in Fahrt bringen will, muß sie sich nämlich den Bedingungen der natürlichen Produktion von Unauslöschlichkeit unterwerfen. Die Mnemotechnik des Petrus von Ravenna gerät so zum Projekt zwischen logischer und historischer Konstruktion einerseits und ‚Animation ‘— was heißt: Affekte verheißen Effekte — andererseits. Schließlich schafft der technische Einsatz der geliebten Imago der Junipera aus Pistoia einen Präzedenzfall für ein vielleicht nach wie vor windschiefes bzw. nur bruchstückhaft aufgeklärtes Verhältnis zwischen der ars und ihrer Praxis.

Abstract

The obvious inconsistency of Petrus of Ravenna’s mnemotechnical advices show the difficulties the art of memory faces in what could be called an ‘economy of stimulation’. If art should be able to turn on memory, it has first to undergo the conditions of producing indelebility in a very natural way. So Petrus of Ravenna’s mnemotechnique is placed between logic and historical construction on the one hand and ‘animation ‘— which means: affects make effects — on the other. Petrus’s technical use of the beloved image of Junipera of Pistoia creates the perhaps still relevant prototype of an oblique and yet only partially revealed relationship between the ars and its praxis.

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von Samsonow, E. Die Schöne und das Alphabet Zur Mnemotechnik des Petrus von Ravenna. Dtsch Vierteljahrsschr Literaturwiss Geistesgesch 72 (Suppl 1), 72–89 (1998). https://doi.org/10.1007/BF03375517

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