Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung. Die derzeit gültigen Richtlinien zur Indikation eines “Cochlear Implants” (CI) bei Kindern sind eine beidseitige cochleäre Taubheit sowie ein Lebensalter von über 2 Jahren. Berichte über die guten Hörerfolge nach Implantation von resthörigen, nicht tauben Erwachsenen werfen die Frage nach dieser Indikationserweiterung auch bei Kindern auf. Ziel unserer Arbeit war es, die Effizienz der Hörgeräteversorgung von schwerhörigen Kindern an Hand des Bildungsweges zu beurteilen um daraus Schlüsse zur Indikationserweiterung für ein CI zu ziehen.
Patienten/Methodik. In einer retrospektiven Analyse von 106 beidseitig schwerhörigen, mit Hörgeräten versorgten Kindern konnte der Bildungsweg durch Befragung der Eltern in 90 Fällen erhoben werden.
Ergebnisse. Durch Ermittlung der mittleren Hörschwelle in den Frequenzen 1–4 kHz und Vergleich mit dem Bildungsweg konnte gezeigt werden, dass nahezu alle Kinder (bis auf eines) mit einer Hörschwelle ≤90 dB Regelschulen oder -kindergärten mit Erfolg besuchen konnten. Alle Kinder mit einer Hörschwelle ≥91 dB mussten spezielle Einrichtungen für Hörbehinderte besuchen.
Schlussfolgerungen. Da nach unseren Ergebnissen schwerhörige Kinder mit einer mittleren Hörschwelle ≥91 dB trotz Hörgeräteversorgung nicht in der Lage sind, Regelschulen oder -Kindergärten erfolgreich zu besuchen, schließen wir daraus, dass das Hauptziel einer Versorgung, nämlich der Erwerb einer ausreichenden Sprachkompetenz und -Produktion, nur durch ein CI erreicht werden kann.
Abstract
Background and objective. Recent indications for cochlear implant in children are bilateral total cochlear deafness and an age of 2 or more. Reports on successful implantations in adults with residual hearing pose the question of whether this indication might be expanded to children with residual hearing.
Patients/Methods. In a retrospective analysis of 106 hearing-impaired children with binaural amplification, we were able to ask parents in 90 cases about their children's education. The pure-tone average of the frequencies of 1–4 kHz was correlated to education.
Results. The results showed that all children except one with a pure-tone average of ≤90 dB could successfully attend regular school or kindergarten. However, those with a pure-tone average of ≥91 dB had to be educated in special units for children with impaired hearing.
Conclusions. Our results indicate that amplification in children with profound hearing loss (pure-tone average ≥91 dB) is not sufficiently effective to enable them to attend regular schools or kindergarten. We conclude that the only chance to integrate these children into the world of hearing might be cochlear implantation.
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Walch, C., Moser, M., Anderhuber, W. et al. 91 dB Hörverlust – die Schwelle zum “Cochlear Implant”?. HNO 48, 828–831 (2000). https://doi.org/10.1007/s001060050669
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DOI: https://doi.org/10.1007/s001060050669