Zusammenfassung
Hintergrund
(Ehe‑)Partner*innen sind eine der größten Gruppen pflegender Angehöriger in Deutschland und daher sehr bedeutend für die Aufrechterhaltung des deutschen Pflegesystems. Aus diesem Grund beschäftigt sich dieser Beitrag mit der Bewältigung von Pflegebedürftigkeit in Paarbeziehungen sowie mit den Ressourcen und ihren Ambivalenzen.
Ziel der Arbeit
Hintergrund der vorliegenden Ausführungen ist das Projekt „Pflege im Quartier“ (PiQ); dieses geht u. a. den Fragen nach, wie die verschiedenen häuslichen Pflegesettings älterer Menschen organisiert sind, und welche Probleme und Bedarfe dabei sichtbar werden. Es wird die Ehepartner*innenpflege fokussiert.
Material und Methoden
Auf Basis fallkontrastiver Auswertung leitfadengestützter Einzel- und Paarinterviews werden Strategien der Befragten zur Bewältigung der Pflegesituation rekonstruiert. Die Analyse egozentrierter Netzwerkkarten zeigt, ergänzend zu den Interviews, Problemfelder und Ressourcen der Paare auf.
Ergebnisse
Die pflegenden Ehepartner*innen des Samples machen auf unterschiedliche Strategien in Bezug auf die Aufrechterhaltung ihrer Beziehung aufmerksam. Zudem zeigen sich deutliche Ambivalenzen in Bezug auf vermeintliche – und oft ausschließlich positiv konnotierte – Ressourcen des Unterstützungsnetzwerks.
Diskussion
Der Beitrag hebt die Besonderheiten von (Ehe)Partner*innenpflege heraus. Auf Grundlage der Erkenntnisse werden Implikationen für die Praxis und (kommunale) Pflegepolitik abgeleitet, zur Verbesserung der Situation von älteren pflegenden (Ehe‑)Partner*innen und damit ihrer jeweiligen Lebensbedingungen.
Abstract
Background
Partners are one of the largest groups of caring relatives in Germany and are therefore very important for the maintenance of the German care system. For this reason, this article deals with coping with care situations in partnerships as well as with resources and ambivalences.
Objective
The background to this article is the project “Care in the neighborhood” (PiQ). This study investigated the question of how the various home care settings of older people are organized and what problems and needs become visible in the process. This article focuses on caregiving for partners.
Material and methods
Based on a case contrastive evaluation of guideline-supported individual and couple interviews, strategies of the couples for coping with the care situation were reconstructed. In addition to the interviews the analysis of egocentric network cards showed the problem areas and resources of the couples
Results
The caring partners in this sample showed different strategies for maintaining the relationship. In addition, there were ambivalences with respect to assumed and often exclusively positively connoted resources of the support network.
Conclusion
This article highlights the special situation of caring partners. Based on the findings implications for the practice and (local) care policy are derived for improving the situation of older caregiving partners and thus their respective living conditions.
Notes
Person, die die Hauptverantwortung für das Pflegearrangement hat (z. B. Organisation).
Hauptpflegeperson, die den Großteil der körperlich-pflegerischen Versorgung leistet.
Literatur
Auth D, Dierkes M, Leiber S, Leitner S (2016) Trotz Pflege kein Vereinbarkeitsproblem? Typische Arrangements und Ressourcen erwerbstätiger pflegender Söhne. Z Sozialreform 62:79–110
Berger PL, Kellner H (1965) Die Ehe und die Konstruktion der Wirklichkeit. Soz Welt 16:220–235
Bischofberger I, Otto U, Franke A, Schnepp W (2017) Pflegebedürftige Angehörige über Landesgrenzen hinweg unterstützen: Erkenntnisse aus zwei Fallstudien. Pflege Ges 22:84–89
Burkart G (2018) Soziologie der Paarbeziehung. Eine Einführung. Springer VS, Wiesbaden
Dorschner S, Bauernschmidt D (2014) Männer, die ihre Ehefrauen pflegen – Zwei phänomenologische Studien zum Erleben männlicher Hauptpflegepersonen in häuslichen Pflegearrangements. Teil I: Pflegende Männer pflegebedürftiger Ehefrauen nach einem Schlaganfall. Pflege 27(4):257–267
Franke L (2014) Demenz in der Ehe. Über die verwirrende Gleichzeitigkeit von Ehe- und Pflegebeziehung; eine Studie zur psychosozialen Beratung für Ehepartner von Menschen mit Demenz, 2. Aufl. Mabuse, Frankfurt a.M.
Frewer-Graumann S (2014) Zwischen Fremdfürsorge und Selbstfürsorge. Familiale Unterstützungsarrangements von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen. Springer VS, Wiesbaden
Haberkern K, Szydlik M (2008) Pflege der Eltern – Ein europäischer Vergleich. Kolner Z Soz Sozpsychol 60:78–101
Heusinger J, Klünder M (2005) „Ich lass mir nicht die Butter vom Brot nehmen!“ – Aushandlungsprozesse in häuslichen Pflegearrangements. Mabuse, Frankfurt a.M.
Hielscher V, Kirchen-Peters S, Nock L (2017) Pflege in den eigenen vier Wänden: Zeitaufwand und Kosten. Study Nr. 363. Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf
Hobson CJ, Delunas L (2001) National norms and life-event frequencies for the revised social readjustment rating scale. Int J Stress Manag 8(4):299–314
Karrasch R‑M, Reichert M (2008) Subjektive Beurteilungen und Wahrnehmungen von Pflegenden und Gepflegten in der Partnerpflege. Zeitschrift Gerontopsychol Psychiatr 21(4):259–265
Karrasch R‑M, Reichert M (2011) Auswirkungen der Pflege eines Partners auf Partnerschaft und Sexualität. Z Familienforsch 23(1):102–116
Kelle U, Kluge S (2010) Vom Einzelfall zum Typus. Fallvergleich und Fallkontrastierung in der qualitativen Sozialforschung, 2. Aufl. VS, Wiesbaden
Leitner S (2013) Varianten von Familialismus. Eine historisch vergleichende Analyse der Kinderbetreuungs- und Altenpflegepolitiken in kontinentaleuropäischen Wohlfahrtsstaaten. Sozialpolitische Schriften, Bd. 91. Duncker & Humblot, Berlin
Lenz K (2009) Soziologie der Zweierbeziehung: Eine Einführung, 4. Aufl. Springer, Wiesbaden
Ruiner C (2010) Paare im Wandel. Eine qualitative Paneluntersuchung zur Dynamik des Verlaufs von Paarbeziehungen. Springer VS, Wiesbaden
Schmidt M, Schneekloth U (2011) Abschlussbericht zur Studie „Wirkungen des Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes“. Bericht zu den Repräsentativerhebungen im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit. Bundesministerium für Gesundheit, Berlin
Witzel A (2000) Das problemzentrierte Interview. Forum Qual Soc Res 1(1):22. https://doi.org/10.17169/FQS-1.1.1132
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Ethics declarations
Interessenkonflikt
M. Vukoman und H. Rüßler geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien. Von allen an der Befragung Beteiligten liegt eine schriftliche Einverständniserklärung vor. Die Zustimmung einer Ethikkommission war nicht erforderlich.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Vukoman, M., Rüßler, H. (Ehe‑)Partnerschaft im Kontext der Pflegebedürftigkeit. Z Gerontol Geriat 53, 17–21 (2020). https://doi.org/10.1007/s00391-019-01639-8
Received:
Accepted:
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00391-019-01639-8