Zusammenfassung
Dieser Beitrag stellt vor dem Hintergrund der fast fünf Jahre bestehenden gesetzlichen Regelungen zur PID die Entwicklung einschlägiger Vorschriften zu ihrer Umsetzung dar und erörtert in diesem Zusammenhang einige aktuelle Fragestellungen. Thematisiert werden insbesondere die Entwicklung der PID-Verordnung und die Regelungen über die Zulassung von PID-Zentren. Der Beitrag gelangt zu dem Ergebnis, dass die Umsetzung der bundesrechtlichen Regelungen im Ergebnis durch die Schaffung von Übergangszeiträumen nicht als durchweg geglückt anzusehen ist und die entsprechenden Vorschriften inhaltlich nur bedingt überzeugen können.
Abstract
This article discusses the development of national regulations on preimplantation genetic diagnosis (PGD) in Germany. A retrospective view covering nearly 5 years demonstrates that the implementation of these regulations included certain delays, which led to an unnecessary period of uncertainty as to the legal prerequisites of conducting PGD. The article shows that current legislation in Germany contains several obstacles and only limited opportunities for the application of PGD. Furthermore, the author examines and criticises some of the legal conditions for the admission of specialised PGD centres and addresses the necessity to regulate the assumption of certain PGD-related costs. The article concludes that current regulations on PGD in Germany are not entirely convincing.
Notes
Der Berichtszeitraum gemäß § 3a Abs. 6 ESchG beläuft sich auf vier Jahre, sodass erste Erkenntnisse über die Anwendung der PID bereits erfasst werden konnten.
Der Gesetzentwurf der Abgeordneten Göring-Eckhardt et. al. [7] enthielt ein vollständiges Verbot der PID, der Gesetzentwurf der Abgeordneten Röspel et. al. [8] sah die Zulässigkeit der PID nur zur Feststellung solcher schwerwiegenden Schäden vor, die zu einer Fehl- oder Totgeburt bzw. noch vor Ende des ersten Lebensjahres zum Tode des Kindes führen.
Nach § 2 Nr. 3 PID-Verordnung erfasst der Zellbegriff Stammzellen, die (a) einem in vitro erzeugten Embryo entnommen worden sind und die Fähigkeit besitzen, sich in entsprechender Umgebung selbst durch Zellteilung zu vermehren, und (b) sich selbst oder deren Tochterzellen sich unter geeigneten Bedingungen zu Zellen unterschiedlicher Spezialisierung, jedoch nicht zu einem Individuum zu entwickeln vermögen.
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Innerhalb dieser Gruppe erließen einige Länder eigenständige Gesetze (Gesetz zur Ausführung der Präimplantationsdiagnostikverordnung v. 17. Dez. 2014 [Bayern], GVBl S. 542; Präimplantationsdiagnostikgesetz NRW v. 04.07.2014, GV. NRW Nr. 20 S. 375), andere ergänzten bestehende Regelwerke (Gesundheitsdienstgesetz Sachsen-Anhalt; Ethik-Kommissionsgesetz Berlin). Auch die Zuständigkeit für die Zulassung von PID-Zentren ist in den Ländern unterschiedlich geregelt: Bspw. ist in NRW die Ärztekammer Westfalen-Lippe für die Zulassung von Zentren zur Durchführung der PID zuständig (§ 2 Abs. 1 Satz 1 PIDG NW), während die Zulassung entsprechender Zentren in Berlin zu den Ordnungsaufgaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales Berlin gehört (Nr. 32 ASOG Bln)
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Begründung zur PID-Verordnung, BR-Drs. 717/12
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Wostry, T. Fünf Jahre PID-Gesetz. medgen 28, 299–303 (2016). https://doi.org/10.1007/s11825-016-0095-1
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