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Die Energieberatung als der zentrale Akteur bei der energetischen Gebäudesanierung?

Energy consulting as a central actor in energetic housing modernization?

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Zeitschrift für Energiewirtschaft Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Die Sanierungsrate bei energetischen Gebäudesanierungen im Wohnsektor ist mit nur einem Prozent sehr niedrig und stagniert seit einigen Jahren. Um die Ziele der Bundesregierung in Bezug auf die Reduktion des CO2-Ausstoßes, zu erreichen, die einen annähernd klimaneutralen Gebäudebestand im Jahr 2050 erfordern, müsste die Sanierungsrate mindestens verdoppelt werden. Für dieses Ziel wird die Energieberatung als möglicher zentraler Akteur angesehen, indem sie Informationshindernisse für potenzielle Sanierer abbauen kann. In diesem Aufsatz wird der Frage nach Chancen und Herausforderungen der Energieberatung im Wohngebäudesektor nachgegangen. Hierbei wird untersucht, wer die relevanten Akteure der Energieberatung sind und welchen Einfluss der Gesetzgeber auf die Entwicklung der Sanierungsrate durch die Energieberatung aktuell nimmt und künftig entwickeln könnte. Die Energieberatung kann dabei durch die Vertrauensgutsituation beschrieben werden, in der es für (potentielle) Sanierer sowohl ex ante, als auch ex post schwierig ist, die Qualität der erhaltenen Beratung zu bewerten. Zwar soll die staatliche Förderung die Informationsbarrieren bei energetischen Gebäudesanierungen ausgleichen, trotzdem haben die Programme teilweise mit einer schwachen Nachfrage zu kämpfen. Als größte Herausforderungen erweisen sich dabei Komplexität und Rentabilität der Energieberatung. Potenziale zur Verbesserung der Wirkung von Energieberatern ergeben sich bei der Ausbildung, insbesondere im Bereich der staatlichen Zertifizierungen. Die wichtigsten Ansatzpunkte für die Entwicklung einer zukunftsfähigen, qualitätsorientierten Energieberatung sind folglich die Verbesserung der staatlichen Zertifizierung und eine stärkere Orientierung an Koordinations- und Netzwerkaufgaben. Nichtsdestotrotz kann die Förderung der Energieberatung immer nur ein unterstützendes Instrument sein, die nicht geeignet ist, allein eine deutliche Erhöhung der energetischen Sanierungsrate zu bewirken.

Abstract

The German government’s goal of turning the German housing sector almost CO2 neutral by 2050, requires a twofold increase of the current renovation rate of one percent p.a.. Energy consultants play a major role in this as a policy instrument for increasing the renovation rate. This paper analyses the challenges and opportunities of energy consulting in the housing sector. Based on expert interviews and literature research, we evaluate the role of energy consultants in the housing sector. Energy consulting can be described as a credence good situation, as potential renovators can rarely evaluate the obtained quality both ex ante and ex post. Since there are information barriers, energy consulting is publicly subsidized, yet the programs struggle with weak demand. The high degree of complexity and low profitability appear to be the biggest challenges for energy consulting. In contrast, the training of energy consultants via certificates required for receiving state subsidies can be used to improve the quality of energy consulting. These should be the starting points of further development of energy consulting, along with an increased awareness of coordination and networking tasks. Overall, state certificated energy consultancy remains a key instrument to increase energy efficient renovations. Nevertheless, the promotion of energy consulting can only be a supportive tool and needs to be accompanied by other policy instruments.

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Abb. 1

Notes

  1. Es wurden 10 Experteninterviews mit Energieberatern, Finanzintermediären, Unternehmen aus dem Baugewerbe, Handwerkskammern, einer kommunalen Energieagentur, Wissenschaftlern und Sachverständigen von Haus und Grund e. V. geführt.

  2. Der vorliegende Aufsatz basiert auf den Ergebnissen des Verbundprojektes „iENG – intelligente Energienutzung in der Gebäudewirtschaft“ im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme „Umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems“. Innerhalb des Projektes werden die beteiligten Akteure der energetischen Gebäudesanierung und die Bedingungen, unter denen die Akteure handeln, untersucht. Dabei wird der Schwerpunkt auf die technischen, ökonomischen, organisatorischen und rechtlichen Strukturen bei energetischen Gebäudesanierungen gelegt.

  3. Die Energieeffizienz-Expertenliste ist über https://www.energie-effizienz-experten.de abrufbar. Eingetragen werden können Energieberater für 150 € Jahresgebühr mit entsprechender Qualifikation. Dieser Eintrag muss alle zwei Jahre verlängert werden mit Praxisnachweis und gegebenenfalls besuchten Weiterbildungsmaßnahmen.

  4. Deffner et al. (2012) verweisen auf die Effekte solch einer Markenbildung im Baubereich hin.

  5. Instandhaltungskosten und Fördermittel können dabei nicht auf die Modernisierungsumlage angerechnet werden.

  6. Das Projekt ist von der Initiative Energieeffizienz Metropolregion Rhein-Neckar initiiert und vom BMU gefördert worden (http://www.mehr-aus-energie.de/wohngebaeude/energiekarawane/).

  7. Das Projekt wurde vom Initiativkreis Ruhr ins Leben gerufen und vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert (http://www.icruhr.de).

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Feser, D., Proeger, T. & Bizer, K. Die Energieberatung als der zentrale Akteur bei der energetischen Gebäudesanierung?. Z Energiewirtsch 39, 133–145 (2015). https://doi.org/10.1007/s12398-015-0149-0

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