Zusammenfassung
Individuelles Coaching von Wissenschaftlerinnen ist eine Frauenfördermaßnahme, der die Trennung von beruflichen und privaten Lebensbereichen vorausgesetzt ist. Aus der Coachingpraxis berichtend lässt sich zeigen, dass die hohe Qualifizierung von Frauen als Wissenschaftlerinnen für diese u. a. ein privates Risiko im Rahmen ihrer Liebesbeziehungen mit negativen Rückwirkungen für ihr berufliches Fortkommen birgt. Es werden Forschungsergebnisse zur Vergeschlechtlichung des akademischen Feldes und der privaten Lebensbedingungen verbunden und diskutiert, welche Lösungsperspektiven mit Coachings möglich sind und welche strukturelle Verantwortung jedoch Wissenschaftsorganisationen tragen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Notes
- 1.
Anmerkung zur Sprachverwendung: Die Bezeichnung „Frauen“ als Zielgruppe der Coaching- und Förderprogramme ist je nach Universität und Wissenschaftsorganisation sehr unterschiedlich und umfasst manchmal explizit auch Transfrauen und intergeschlechtliche Personen oder benennt die Diversität der Gruppe „Frauen“ und ihrer Unabgeschlossenheit. Im Rahmen dieses Beitrages konnte nicht von „Frauen*“ im Sinne einer definitorischen Offenheit dieses Begriffs geschrieben werden, was hiermit zumindest angemerkt wird. Mit der Formulierung „geschlechtsspezifisch“ wird von Geschlecht als Differenzkategorie unabhängig von der möglichen Anzahl von Geschlechtern gesprochen.
Literatur
Acker, Joan. 1970. Hierarchies, Jobs, Bodies. A Theory of Gendered Organizations. Gender and Society 4: 139–158.
Allmendinger, Jutta, Stefan Fuchs, und Janina von Stebut. 1999. Drehtüre oder Pater Noster? Zur Frage der Verzinsung der Integration in wissenschaftlichen Organisationen im Verlauf beruflicher Werdegänge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. In Grenzenlose Gesellschaft?, Hrsg. Claudia Honegger, Stefan Hradil, und Franz Traxler, 96–108. Opladen: Leske und Budrich.
Amstutz, Nathalie, Helga Eberherr, Maria Funder, und Roswitha Hofmann, Hrsg. 2018. Geschlecht als widersprüchliche Institution. Neoinstitutionalistische Implikationen zum Gender Cage in Organisationen. Baden-Baden: Nomos.
Aulenbacher, Brigitte, Kristina Binner, und Bettina Kubicek. 2013. Sicherheit durch Leistung… und die Frage der Geschlechtergleichheit. AssistenzprofessorInnen im Wandel der österreichischen Universitäten und als GrenzmanagerInnen zwischen Wissenschaft und Familie. In Die unternehmerische Hochschule aus der Perspektive der Geschlechterforschung, Hrsg. Kristina Binner, Bettina Kubicek, Anja Rozwandowicz, und Lena Weber, 171–193. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Bauch, Miriam, und Meike Lauggas. 2017. Genderkompetenz als Brückenschlag zwischen Individualförderung und Strukturkritik? Ansätze des CoMento-Projekts zur Wissenschaftlerinnenförderung an der Universität Bayreuth. Unveröff. Einzelbeitrag bei der Tagung „Warum (noch) Frauen fördern?“ Von der Individualisierung zur Kollektivierung gleichstellungspolitischer Ansätze, Tagung an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU), 23.–24.11.2017.
Beaufaÿs, Sandra, und Beate Krais. 2005. Doing Science – Doing Gender Die Produktion von WissenschaftlerInnen und die Reproduktion von Machtverhältnissen im wissenschaftlichen Feld. Feministische Studien 23 (1): 82–99.
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Hrsg. 2014. Gewalt gegen Frauen in Paarbeziehungen. Eine sekundäranalytische Auswertung zur Differenzierung von Schweregraden, Mustern, Risikofaktoren und Unterstützung nach erlebter Gewalt. Kurzfassung. https://www.bmfsfj.de/blob/93970/957833aefeaf612d9806caf1d147416b/gewalt-paarbeziehungen-data.pdf. Zugegriffen: 29. Sept. 2020.
Maria, Funder. 2018. Neo-Institutionalismus und geschlechterorientierte Organisationsforschung – Befunde und Plädoyer für einen weiterführenden Dialog. In Geschlecht als widersprüchliche Institution. Neoinstitutionalistische Implikationen zum Gender Cage in Organisationen, Hrsg. Nathalie Amstutz, Helga Eberherr, Maria Funder, und Roswitha Hofmann, 307–342. Baden-Baden: Nomos.
Hagemann-White, Carol. 2014. Gewalt gegen Frauen als Schlüsselthema der neuen Frauenbewegung. Wirkungen und Wandel einer machttheoretischen Patriarchatskritik im Zeitalter der Veränderung staatlichen Regierens. In 40 Jahre feministische Debatten Resümee und Ausblick, Hrsg. Barbara Rendtorff, 46–58. Weinheim: Beltz.
Hark, Sabine, und Johanna Hofbauer. 2018. Vermessene Räume, gespannte Beziehungen. Unternehmerische Universitäten und Geschlechterdynamiken. In Vermessene Räume, gespannte Beziehungen. Unternehmerische Universitäten und Geschlechterdynamiken, Hrsg. Sabine Hark und Johanna Hofbauer, 7–36. Berlin: Suhrkamp.
Hassauer, Friederike. 1994. Homo. Academica. Geschlechterkontrakte, Institution und die Verteilung des Wissens. Wien: Passagen.
Koppetsch, Cornelia, und Sarah Speck, Hrsg. 2015. Wenn der Mann kein Ernährer mehr ist. Geschlechterkonflikte in Krisenzeiten. Berlin: Suhrkamp.
Kreissl, Kathrina, Johanna Hofbauer, Birgit Sauer, und Angelika Striedinger. 2018. Subjektivierungen in vermessenen Räumen. Wissenschaftsnachwuchs zwischen Fremd- und Selbstführung. In Vermessene Räume, gespannte Beziehungen. Unternehmerische Universitäten und Geschlechterdynamiken, Hrsg. Sabine Hark und Johanna Hofbauer, 188–213. Berlin: Suhrkamp.
Löther, Andrea, und Birgit Riegraf. Hrsg. 2017. Gleichstellungspolitik und Geschlechterforschung. Veränderte Governance und Geschlechterarrangements in der Wissenschaft. cews. Beiträge Bd. 8. Opladen: Barbara Budrich.
Luhman, Niklas. 2017. Systemtheorie der Gesellschaft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Lundt, Bea. 1996. Zur Entstehung der Universität als Männerwelt. In Geschichte der Mädchen- und Frauenbildung. Bd. 1: Vom Mittelalter bis zur Aufklärung, Hrsg. Elke Kleinau und Claudia Opitz, 103–118. Frankfurt a. M.: Campus.
Mathies, Hildegard, und Stella Rehbein. 2016. Ignorieren – Anpassen – Widersetzen: Wie Wissenschaftler_innen auf die Anrufungen der neuen Governance antworten. Feministische Studien 34 (1): 23–38.
Rossiter, Margaret W. 1993. The Matthew Matilda Effect in Science. Social Studies of Science 23: 325–341.
Sauer, Birgit. 2002. Gewalt, Staat und Geschlecht. Transit 23: 73–87. https://www.ceeol.com/search/article-detail?id=414046. Zugegriffen: 29. Sept. 2020.
Schubert, Frank, und Sonja Engelage. 2011. Wie undicht ist die Pipeline? Wissenschaftskarrieren von promovierten Frauen. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 63: 431–457.
Statistisches Bundesamt – DeStatis. (2018). Pressemitteilung Nr. 422 vom 1. November 2018: 10 % der Frauen hatten 2017 einen höheren Bildungsstand als ihr Partner. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2018/11/PD18_422_12211.html. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Bildungsstand/Publikationen/Downloads-Bildungsstand/bildungsstand-bevoelkerung-5210002177004.pdf?__blob=publicationFile. Zugegriffen: 29. Sept. 2020.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2021 Der/die Autor(en), exklusiv lizenziert durch Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature
About this chapter
Cite this chapter
Lauggas, M. (2021). Wissenschaftskarriere als privates Risiko? Zur Berücksichtigung weiblicher Lebensrealitäten in der Frauenförderung. In: Wroblewski, A., Schmidt, A. (eds) Gleichstellungspolitiken revisted. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-35846-4_15
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-35846-4_15
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-35845-7
Online ISBN: 978-3-658-35846-4
eBook Packages: Social Science and Law (German Language)