Zusammenfassung
Der folgende Beitrag hat zwei Zielsetzungen:
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auf der Basis einer noch laufenden empirischen Untersuchung1 zu aktuellen Leitbildern der Stadtentwicklung in der Bundesrepublik soll über gegenwärtige Probleme und Perspektiven der Stadtentwicklung berichtet werden;
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aus der Geschichte des Städtebaus in der Bundesrepublik und der sehr intensiven Diskussion über die Stadtentwicklung seit Kriegsende sollen wichtige Etappen in Erinnerung gerufen werden, um die gegenwärtige Situation besser verorten zu können.
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Referenzen
In dem seit Februar 1985 laufenden Forschungsprojekt „Leitbilder der Stadtentwicklung“, das von der VW-Stiftung im Rahmen ihres Förderungsschwerpunktes „Geschichte und Zukunft europäischer Städte“ finanziert wird, soll das Spektrum der aktuellen Leitbilder der Stadtentwicklung ermittelt werden. In der ersten Projektphase, aus der im folgenden einige Ergebnisse mitgeteilt werden, sind 55 Expertengespräche im ganzen Bundesgebiet geführt, protokolliert und systematisch ausgewertet worden. Nach ihrer gegenwärtigen hauptberuflichen Tätigkeit sind von den 55 Experten 25 als Hochschullehrer (und fast alle zugleich als Architekten und Stadtplaner) tätig; 15 haben leitende Positionen in Ministerien und kommunalen Ämtern; 15 sind als freiberufliche Planer tätig.
Zur regionalen und historischen Differenzierung des deutschen Städtewesens vgl. Peter Schöller, Die deutschen Städte, Wiesbaden 1967;
zum Urbanisierungsprozeß unter industriegesellschaftlichen Bedingungen vgl. Jürgen Reulecke, Geschichte der Urbanisierung in Deutschland, Frankfurt 1985;
ferner Gerhard Fehl/Juan Rodriguez-Lores, Stadterweiterungen 1800–1875. Von den Anfängen des modernen Städtebaus in Deutschland, Hamburg 1983;
Juan Rodriguez-Lores/Gerhard Fehl (Hrsg.), Städtebaureform 1865–1900. Von Licht, Luft und Ordnung in der Stadt der Gründerzeit, 2 Bände, Hamburg 1985.
Zur Entwicklung des Wohnungs- und Städtebaus in der Bundesrepublik für den Zeitraum 1945–1985 — in Gegenüberstellung zur zeitgleichen Entwicklung von Politik, Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft — vgl. die Dokumentation von Lothar Juckel/Albrecht Puffert/Norbert Schachtner, in: Lothar Juckel (Hrsg.), Haus — Wohnung — Stadt. Beiträge zum Wohnungs- und Städtebau 1945–1985, Hamburg 1986, S. 66–123.
Vgl. Werner Durth, Deutsche Architekten. Biographische Verflechtungen 1900–1970, Braunschweig-Wiesbaden 1986. Vgl. auch das ausführliche Gespräch, das Werner Durth mit einigen „Gründungsvätern“ des Städtebaus nach 1945 (Max Gunther, Rudolf Hillebrecht, Heinz Schmeisser, Walter Schmidt) führte, in: Stadtbauwelt, (1981), 72.
Johannes Göderitz/Roland Rainer/Hubert Hoffmann, Die gegliederte und aufgelockerte Stadt, Tübingen 1957.
Zu diesem Leitbild vgl. im Zusammenhang der Städtebau-Konzeptionen der Nachkriegszeit Gerd Albers, Ideologie und Utopie im Städtebau, in: Wolfgang Pehnt (Hrsg.), Die Stadt in der Bundesrepublik, Stuttgart 1974, S. 453–477.
Warum sich nach dem Zweiten Weltkrieg das Leitbild der „gegliederten und aufgelockerten Stadt“ als „Supra-Leitbild“ durchsetzte, zeigt Dietrich Kautt in seiner Arbeit über „Wolfsburg im Wandel städtebaulicher Leitbilder“, hrsg. vom Stadtarchiv Wolfsburg (Texte zur Geschichte Wolfsburgs, Bd. 11), 1983, insbes. S. 131ff.
Die wichtigsten Lehrsätze der „Charta von Athen“ finden sich in: Programme und Manifeste zur Architektur des 20. Jahrhunderts, zusammengestellt und kommentiert von Ulrich Conrads, Berlin-Frankfurt, Wien 1964 (Bauwelt Fundamente 1), S. 129ff.; als neuere vollständige und gut dokumentierte Ausgabe vgl.: Le Corbusiers „Charta von Athen“. Texte und Dokumente. Kritische Neuausgabe, hrsg. von Thilo Hilpert, Braunschweig 1984 (Bauwelt Fundamente 56).
Ebenezer Howard, Gartenstädte von morgen. Ein Buch und seine Geschichte, Berlin-Frankfurt-Wien 1968 (Bauwelt Fundamente 21);
Kristiane Hartmann, Deutsche Gartenstadtbewegung. Kulturpolitik und Gesellschaftsreform, München 1976;
Helmut Klages, Der Nachbarschaftsgedanke und die nachbarliche Wirklichkeit in der Großstadt, Köln 1958;
Bernd Hamm, Betrifft: Nachbarschaft, Düsseldorf 1973 (Bauwelt Fundamente 40).
Gerd Albers, Ideologie und Utopie im Städtebau (Anm. 5), S. 464.
Karolus Heil, Neue Wohnquartiere am Stadtrand, in: Wolfgang Pehnt, (Hrsg.), Die Stadt in der Bundesrepublik, (Anm. 5), S. 181–201 (S. 181). Seit Mitte der fünfziger Jahre wurde deutlich, daß sich die Städte mehr und mehr zu „Stadtregionen“ (Olaf Boustedt) entwickelten. Über die Entwicklung der Stadtregionen im Zusammenhang der Veränderung der Siedlungsstrukturen, einschließlich der City, vgl. an erster Stelle Olaf Boustedt, Grundriß der empirischen Regionalforschung, 3 Bde., Hannover 1975, hier Bd. III: Siedlungsstrukturen.
Karolus Heil (Anm. 10).
Vgl. Beiträge zum Problem der Suburbanisierung, Hannover 1975 (Forschungsund Sitzungsberichte der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Bd. 102).
Bernhard Schäfers, Über einige Zusammenhänge zwischen der Entwicklung suburbaner Räume, gesellschaftlicher Prozesse und Sozialverhalten, in: Beiträge zum Problem der Suburbanisierung (Anm. 12), S. 81 bis 94.
„Profitopolis oder: Der Mensch braucht eine andere Stadt“ — so der Titel einer von Josef Lehmbrock und Wend Fischer arrangierten Ausstellung bzw. eines Ausstellungskataloges.
Wolf Jobst Siedler/Elisabeth Niggemeyer/Gina Angreß, Die gemordete Stadt. Abgesang auf Putte und Straße, Platz und Baum, München 19673 (1964).
Hans Paul Bahrdt, Die moderne Großstadt. Soziologische Überlegungen zum Städtebau, Reinbek 1961 (rde 127); 1969 neu veröffentlicht mit einer „Einleitung 1969“ und einem Anhang von Ulfert Herlyn: „Notizen zur stadtsoziologischen Literatur der 60er Jahre“.
Trotz bzw. wegen der bereitwilligen Aufnahme soziologischer Kritik am Städte-und Wohnungsbau durch Architekten und Stadtplaner gab es Grund, vor falschen Hoffnungen zu warnen und die notwendige Zusammenarbeit wie Eigenständigkeit der Disziplinen nicht durch schiefe Rezeptionslagen zu stören; vgl. Bernhard Schäfers, Soziologie als mißdeutete Stadtplanungswissenschaft, in: Archiv für Kommunalwissenschaften, 9 (1970), S. 240–260; vgl. auch die Beiträge in: Herrmann Korte (Hrsg.), Soziologie der Stadt, München 21974.
Bereits 1960 hatte der Geisteswissenschaftler und Ökonom Edgar Salin in einem viel beachteten Vortrag vor dem Hauptausschuß des Deutschen Städtetages auf „Urbanität“ als eigene Qualität menschlichen Verhaltens hingewiesen (abgedruckt in: Deutscher Städtetag (Hrsg.), Erneuerung unserer Städte, Stuttgart-Köln 1960).
Jane Jacobs, Tod und Leben großer amerikanischer Städte, Frankfurt-Berlin 1963 (Bauwelt Fundamente 4; orig. amerik. 1961).
So lautete ein weiterer, viel zitierter Buchtitel von Hans Paul Bahrdt: Humaner Städtebau. Überlegungen zur Wohnungspolitik und Stadtplanung für eine nahe Zukunft, Hamburg 1968.
Heide Berndt, Das Gesellschaftsbild bei Stadtplanern, Stuttgart 1968.
Heide Berndt/Alfred Lorenzer/Klaus Horn, Architektur als Ideologie, Frankfurt 1968 (edition suhrkamp 243).
In Aufnahme eines für die Studentenbewegung wichtigen Buches und Autors: Herbert Marcuse, Der eindimensionale Mensch, Neuwied 1967 (orig. amerik. 1964).
Vgl. Katrin Zapf, Rückständige Viertel. Eine soziologische Analyse der städtebaulichen Sanierung in der Bundesrepublik, Frankfurt 1969.
Vgl. die Beiträge in: Hermann Korte (Hrsg.), Zur Politisierung der Stadtplanung, Düsseldorf 1971;
Lauritz Lauritzen (Hrsg.), Mehr Demokratie im Städtebau. Beiträge zur Beteiligung der Bürger an Planungsentscheidungen, Hannover 1972;
Bernhard Schäfers, Planung und Öffentlichkeit. Drei Fall-studien, Düsseldorf 1970.
Eine zusammenfassende Betrachtung dieser Bemühungen findet sich in: Hermann Korte, Stadtsoziologie. Forschungsprobleme und Forschungsergebnisse der siebziger Jahre, Darmstadt 1986.
In Anlehnung an den von Otto Schilling geprägten Begriff „Innere Stadterweiterung“; vgl. dessen gleichnamiges Werk, Berlin 1921.
Ferdinand Stracke, Eine alte Fabrik wird Wohnstätte, in: Stadt. Zeitung für Wohnungs- und Städtebau, (1985) 1, S. 52–58 (S. 52).
Wurden 1972 noch 661 Tsd. Wohnungen fertiggestellt, so waren es 1976 nur 361 Tsd.
Gerd Albers schreibt in seinem Beitrag über „Städtebau seit 1945“, daß „spätestens mit dem Jahre 1975 das neue Planungsklima voll ausgeprägt (war), dessen Kennzeichen Bewahrung statt Veränderung, Behutsamkeit statt Kühnheit, kleine Schritte statt großer Konzepte waren“; in: Lothar Juckel (Hrsg.), Haus — Wohnung — Stadt (Anm. 3), S. 25–40 (S. 25).
Albert Speer, Veränderungen eines Stadt-Image oder die Wiederentdeckung des ‚Genius Loci‘. Frankfurts Ansätze für die Stadtentwicklung der 90er Jahre, in: Stadt, (1984) 2, S. 30–43;
grundlegend: Christian Norbert-Schulz, Genius Loci: Landschaft, Lebensraum, Baukunst, Stuttgart 1982 (orig. ital. 1979, Mailand 1979).
Jürgen Habermas, Moderne und postmoderne Architektur, in: Arch+, Februar 1982, S. 55.
Gerd Albers, Der Städtebau seit 1945 (Anm. 29), S. 39 bzw. 40.
Vgl. Bernhard Schäfers (Hrsg.), Gesellschaftliche Planung. Materialien zur Planungsdiskussion in der Bundesrepublik, Stuttgart 1973.
Dies haben z. B. Gerd Albers und Hanns Adrian in Vorträgen und Veröffentlichungen der letzten Jahre herausgestellt; vgl. Hanns Adrian, Stadtgestalt unter wechselnden Zeitbildern. Vortrag zum 13. Darmstädter Werkbundgespräch, Mai 1984.
Bernd Streich, Zum Begriff und zur Entstehung von städtebaulichen Leitbildern, in: Archiv für Kommunalwissenschaften, (1986) I, S. 24–38 (S. 25)
Vgl. die Charakteristik in Fußnote 1.
Eine Delphi-Studie ist ein bei sozialwissenschaftlichen Untersuchungen angewandtes Prognoseverfahren. Eine Gruppe ausgewählter Experten wird dabei — zumeist in mehreren Befragungsrunden — nach ihrer Einschätzung künftiger Entwicklungen in ihrem Fachgebiet befragt. Ziel der Delphi-Studie ist eine relativ einhellige Abschätzung der künftigen Entwicklung („Orakel“). Vgl. H. Geschka, Delphi, in: Gerhart Bruckmann (Hrsg.), Langfristige Prognosen, Würzburg-Wien 1977. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung des vorliegenden Textes war dieser zweite Untersuchungsschritt noch nicht vollständig abgeschlossen.
Louis Wirth, Urbanität als Lebensform, in: Ulfert Herlyn (Hrsg.), Stadt- und Sozialstruktur, München 1974, S. 42–66; zuerst in: American Journal of Sociology, Vol. 44/1938 („Urbanism as a way of life“):
Werner Sombart, Städtische Siedlung, Stadt, in: Klaus Schmals (Hrsg.), Stadt und Gesellschaft, München 1983, S. 279–289; zuerst in: Handwörterbuch der Soziologie, hrsg. von Alfred Vierkandt, Stuttgart 1931 (Neudruck 1959).
Vgl. Rüdiger Göb, Stadtentwicklung 1982: Rotstift oder neue Perspektiven?, in: Archiv für Kommunalwissenschaften, (1982) 21;
Hartmut Häußermann/Walter Siebel, Die Chancen des Schrumpfens. Plädoyer für eine andere Großstadtpolitik, in: Die Zeit, Nr. 13, 22.3.1985;
Jürgen Friedrichs (Hrsg.), Die Städte in den achtziger Jahren. Demographische, ökonomische und technologische Entwicklungen, Opladen 1985.
Rolf-Peter Löhr, in: Neue städtebauliche Aufgaben. Schriftenreihe „Städtebauliche Forschung“ des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Bonn 1986, S. 1.
Vgl. verschiedene Beiträge, z. B. von Egbert Kossak, Rüdiger Göb u. a. in Heft 85 (1985) der Stadtbauwelt.
Der Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Baugesetzbuch. Informationen zum Gesetzesentwurf der Bundesregierung, Bonn-Bad Godesberg 1985.
Vgl. Jürgen Friedrichs/Hartmut Häußermann/Walter Siebel (Hrsg.), Süd-Nord-Gefälle in der Bundesrepublik?, Opladen 1986.
Dietrich Henkel und Erwin Nopper, Einflüsse der Informationstechnologie auf die Stadtentwicklung, in: Jürgen Friedrichs (Hrsg.), (Anm. 40), 1985, S. 196–213.
Margit Kennedy (Hrsg.), Öko-Stadt, 2 Bände, Frankfurt 1984.
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Schäfers, B. (1996). Leitbilder der Stadtentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland. In: Soziologie und Gesellschaftsentwicklung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11440-6_16
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