Zusammenfassung
Mit der Erfindung von Notationssystemen gelang es, Musik zu fixieren und zu überliefern. Notation ist so gesehen ein Medium für die Vermittlung und Reproduzierbarkeit von Musik. Erste einfache Formen von Notationen lagen in der Antike vor. Die Entwicklung der heutigen mitteleuropäischen Notenschrift war bereits Ende des 16. Jahrhunderts nahezu abgeschlossen. Notationen müssen bei aller Weiterentwicklung nützlich und handhabbar bleiben bzw. das für die Aufführungspraxis jeweils Notwendige anzeigen. Sie können daher dem erklingenden Musikstück nie ganzheitlich gerecht werden, da Musik stets komplexer ist als die notierten Informationen. Musik entsteht zudem in der individuellen Wahrnehmung eines Menschen und bleibt trotz Notation letztendlich doch etwas Flüchtiges. Notationen erfüllen unterschiedliche Funktionen: Sie dienen dem Komponisten und dem Musiker primär als Gedächtnisstütze, dienen der Kirche aber auch als Kontrollmittel, um liturgische Melodien und Texte vorzugeben. Musikwissenschaftler sprechen Musik bisweilen immer noch den Werkcharakter ab, wenn die Musik nicht notiert vorliegt, was auf den größten Teil der weltweiten Musik zutrifft. Auch beim Erlernen von Musikinstrumenten steht in unseren Kulturkreisen das Erlernen der Notationssysteme am Anfang und im Mittelpunkt. Notationen erlangen somit einen über die Hilfs- und Vermittlungsfunktion hinausgehenden Eigenwert, der in der westlichen Welt zu selten hinterfragt wird.
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Für die praktische Umsetzung von mitteleuropäischer Notation siehe ergänzend das Stichwort Notation im deutschen und im englischen Wikipedia und die folgenden Internetseiten:
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Bruhn, H. (2018). Notation als mediale Darstellung von Musik. In: Schramm, H. (eds) Handbuch Musik und Medien. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21943-7_10-1
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