Eine Unverträglichkeit auf Betalaktam-Antibiotika kann inzwischen diagnostisch mittels eines Test-Kits überprüft werden. Liegt keine Betalaktam-Antibiotika-Allergie vor, kann auf alternative Behandlungen mit gegebenenfalls unerwünschten Wirkungen, wie der Entwicklung von bakteriellen Resistenzen und erhöhten Kosten, verzichtet werden. Unter den Therapien hat sich die allergenspezifische Immuntherapie als einzige kausale Option, die gezielt dauerhaft Toleranz induzieren kann, etabliert.

Die Diagnose einer Betalaktam-Antibiotika-Allergie ist unverzichtbar, um bakterielle Infektionskrankheiten angemessen behandeln zu können, erklärte HNO-Arzt Marcus Hochhaus, Hannoversch Münden. Das "De-Labeling" einer vermuteten Penicillinallergie sei wichtig, da schon beim Anfangsverdacht auf eine Betalaktam-Antibiotika-Allergie häufig alternativ unter anderem Breitbandantibiotika eingesetzt werden. Damit werde die Bildung von Antibiotikaresistenzen befördert, die laut der Weltgesundheitsorganisation WHO eines der drei größten Gesundheitsprobleme weltweit sind. Das inzwischen erhältliche DAP®-Penicillin-Test-Kit zur Diagnose einer Betalaktam-Antibiotika-Allergie enthält Penicillinderivate, ist seit September 2019 durch das Paul-Ehrlich-Institut zugelassen und wird in der aktuellen, konsensbasierten S2k-Leitlinie "Guideline on diagnostic procedures for suspected hypersensitivity to beta-lactam antibiotics" erwähnt [Wurpts G et al. Allergo J Int 2019; 28:121-51].

Die allergenspezifische Immuntherapie wird derzeit in der Leitlinie "Guideline on allergen immunotherapy in IgE-mediated allergic diseases" als einzige kausale Therapie zur Behandlung der allergischen Rhinokonjunktivitis und des allergischen Asthmas empfohlen, erklärte Prof. Randolf Brehler, Münster [Pfaar O et al. Allergol Select 2022;6:167-232]. Diese Empfehlung gilt in Abhängigkeit vom auslösenden Allergen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene bei moderater bis schwerer intermittierender und persistierender allergischer Rhinokonjunktivitis und bei zumindest teilweise kontrolliertem allergischem Asthma.

Laut einer aktuellen Real-Life-Studie konnte durch eine sublinguale Immuntherapie mit der Gräserpollentablette Oralair® die Verordnung von Antihistaminika und intranasalen Glukokortikoiden in den Jahren sieben bis acht im Vergleich zur Prä-SLIT-Zeit (SLIT, sublinguale Immuntherapie) reduziert werden [Molimard M et al. EAACI Abstract 2023 #100078].

Gleichzeitig gingen die erstmalige Medikamenteneinnahme oder Hospitalisation wegen Asthma um 24 % und die Hospitalisation wegen Asthma oder langfristiger Asthmabehandlung um 35 % zurück [Demoly P et al. EAACI Abstract 2023 #100050], so Brehler.

Digitale Pressekonferenz "Forschung, Diagnostik & Therapie in der Allergologie: Freiräume schaffen für Arzt und Patient", 27. Juni 2023, Veranstalter: Stallergenes