Versuche zur Geruchlichen Anlockung Weiblicher Stechmücken (Aëdes Aegypti L., Culicidae)

Zusammenfassung

• 1. In einem Olfaktometer wird zunächst die Flugaktivität und die Anflughäufigkeit weiblicher Aëdes aegypti auf eine einen Luftstrom entsendende Trichteröffnung in Abhängigkeit vom Alter, bzw. von einer entsprechend langen Gefangenschaft ohne Blutnahrung, von der Temperatur und Feuchtigkeit geprüft. Flugaktivität und Anflughäufigkeit erhöhen sich mit steigender Temperatur, während sie durch die Versuchsraumfeuchtigkeit nur geringfügig beeinflußt werden. Die Anflüge verstärken sich mit wachsendem Temperatur- und Feuchtigkeitsanstieg zur Anlockfläche.

• 2. Der Zusatz von Kohlendioxyd wirkt auf die Mücken aktivierend und sein Konzentrationsgefälle richtend, selbst seitlich zur Luftströmung und vom Temperatur- und Feuchtigkeitsmaximum fort zur Kohlendioxydquelle hin.

• 3. Unter günstigen und konstanten Bedingungen (Luftströmung, Temperatur, Feuchtigkeit) wird im Olfaktometer die Duftwirkung von Blut, Rinderserum, Schweiβ (von Mensch und Pferd), Männer- und Frauenharn nachgewiesen. Versuche mit einem der natürlichen Zusammensetzung etwa entsprechenden Kunstschweiβ sind nur bei starker Verdünnung erfolgreich. Vakuumdestillate von Blut und Harn zeigen in 1%iger wäßriger Lösung eine positive Wirkung auf die Mückenorientierung, doch bleibt in allen Fällen auch der Destillationsrückstand schwach wirksam.

• 4. Für einige Aminosäuren können in γ-Mengen für Tyrosin und die Gemische Serin und Threonin, Asparaginsäure und Glutaminsäure, sowie Prolin und Histidin eine deutlich positive Wirkung gezeigt werden, während für Methionin und die Gemische Glykokoll, Alanin, Valin und Leucin sowie Arginin und Lysin keine deutliche Reaktion festzustellen ist.

• 5. Von 5 Fraktionen eines hydrolysierten und ätherextrahierten Urins zeigt diejenige, welche phenolische Verbindungen enthält, die stärkste positive Wirkung. Von den Papierchromatogramm- Streifen dieser Fraktion wirkt diejenige Zone besonders stark, die Oestrogene enthält.

• 6. Reines Phenol schreckt die Mücken ab, während sie auf die 3 Diphenole Brenzkatechin, Resorcin und Hydrochinon eindeutig positiv aber verschieden stark reagieren.

• 7. Lösungen reiner Oestrogenpräparate, die Oestron, 3,17 β-Oestrodiol. 3,16α-, 17 β-Oestriol und Equilenin in Mengen von 50γ bis 10⁻⁹ γ pro Kubikzentimeter enthalten, wirken auf Filtrierpapier zur Verdampfung gebracht anlockend auf die Mücken. Beim Oestriol nimmt die Reaktion bei 10⁻⁹ γ-Substanz noch nicht ab. Androstandion 3,17, in 2,6·10⁻¹ γ bis 2,6·10⁻⁷ γ aufgetragen, beeinflussen die Tiere ebenfalls positiv.

• 8. Demnach dürften mehrere Duftstoffe nebeneinander für die Wirtsorientierung eine Rolle spielen, von denen Substanzen aus der Gruppe der Steroide, der Diphenole und der Aminosäuren besonders Beachtung verdienen.

• 9. Anders als bei Kohlendioxyd orientieren sich die Mücken in den Duftstoffversuchen nicht nach einem Duftgefälle, sondern fliegen, durch die Duftmoleküle im Versuchsraum aktiviert, gegen die Luftströmung. Es scheint aber eine Korrelation zwischen dem Aktivierungsgrad und der Duftstoffkonzentration zu bestehen.