Der Einfluß der Kriegsefangenschaft auf Pathogenese und Pathoplastik von Psychosen und Erlebnisreaktionen

Zusammenfassung

Im vorstehenden wurde an Hand von 266 in der Kriegsgefangenschaft erkrankten Fällen versucht, einen Einblick in die besondere Problematik psychiatrischer Erkrankungen bei Kriegsgefangenen zu gewinnen. Der bedeutende pathoplastische und teilweise pathogenetische Einfluß der Gefangenschaft auf abnorme Erlebnisreaktionen (39 Fälle) wurde mit den hier vorhandenen spezifischen Milieuwirkungen und seelischen Belastungen in Zusammenhang gebracht. Die Möglichkeit einer Simulation von Geistesstörungen bzw. neurologischen Erkrankungen wurde erörtert und deren Seltenheit betont. Von 17 angeblichen Fällen waren nur 2 gesichert. Die besondere pathoplastische Färbung der Psychosen durch das Milieu der Kriegsgefangenschaft wurde geschildert, dabei besonders schwere affektive Erlebnisse neben körperlicher Erschöpfung als auslösendes Moment für eine Schizophrenie in ganz vereinzelten Fällen anerkannt.

Vielleicht erhält man aus dem mitgeteilten zugleich einen Einblick in die Psyche der Gefangenen selbst, welche auch die körperlichen Leiden, die nicht in unsere Beobachtung kamen, mitgeprägt und modifiziert hat.