Zusammenfassung
Der Tagesgang der körperlichen Leistungsfähigkeit wurde an 20 gesunden Versuchspersonen durch zweistündliche Messungen des Leistungspulsindex (LPI) untersucht. Der LPI zeigte eine signifikante tagesrhythmische Schwankung mit einem Minimum gegen 2.00 Uhr und einem Maximum zwischen 16.00 und 18.00 Uhr. Die mittlere individuelle Amplitude betrug 19,5% des Tagesmittels. Die Lage des Minimums zeigt eine Abhängigkeit von der absoluten Größe des LPI. Die Pulssteigerung gegenüber dem Leerwert ist auf allen Belastungsstufen an der Tagesschwankung beteiligt. Bei einer Kalkulation der Physical Work Capacity (PWC) 170 aus dem LPI, die sowohl in bezug auf den maximalen Belastungspuls als auch auf die Pulsfrequenz beim Leertreten vorgenommen wurde, fanden sich gleichlautende Ergebnisse. Bei einer weiteren Gruppe von 20 Versuchspersonen wurde die PWC 130 und 170 direkt um 3.00 und 15.00 Uhr an verschiedenen Tagen verglichen. Auch hierbei fanden sich signifikante Unterschiede im Sinne einer größeren körperlichen Leistungsfähigkeit während der Nacht. Die im Tagesgang von zehn Versuchspersonen mitgemessene akustische Reaktionszeit verlief gegensinnig zum LPI.
Das nächtliche Optimum der Leistungsfähigkeit wird auf die trophotrope Einstellung der vegetativen Regulation zurückgeführt, seine Ausnutzung wird offenbar zur Sicherung der Erholungsvorgänge durch das gleichzeitige Minimum der psychischen Leistungsbereitschaft verhindert.
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Voigt, E.D., Engel, P. & Klein, H. Über den Tagesgang der körperlichen Leistungsfähigkeit. Int. Z. Angew. Physiol. Einschl. Arbeitsphysiol. 25, 1–12 (1968). https://doi.org/10.1007/BF00698829
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