Zusammenfassung
Es wird die Vermutung ausgesprochen, daß die Störung der Spermatogenese, durch die die hemmende Wirkung des Hodens gegenüber dem weiblichen hormonalen Effekt aufgehoben wird, durch Vermittlung von sensibilisierenden Substanzen wirkt, die in den Kanälchen des Hodens oder Nebenhodens aus Samenbildungszellen oder Samenfäden autolytisch entstehen und nicht hormonaler Natur sind.
Die Vermutung wird durch Gegenüberstellung zweier Versuchsreihen geprüft: es wird die Latenzzeit des weiblichen hormonalen Effekts bei einseitig kastrierten Tieren verglichen mit der Latenzzeit bei Tieren mit einem normalen und einem einseitig kyptorchen Testikel.
Diese vergleichenden Versuche ergeben, daß die Latenzzeit, die bei einseitiger Kastration sich über mehrereMonate erstreckt, weitgehend abgekürzt werden kann, wenn neben dem intakten Testikel noch ein kryptorcher Testikel vorhanden ist. Die Latenzzeit kann im letzteren Falle wenigeWochen betragen.
Es werden die Mechanismen erörtert, die der Wirkung solcher nicht hormonaler Sensibilisierungsstoffe zugrunde liegen könnten. Es läßt sieh nicht entscheiden, ob die hypothetischen Substanzen am Ovarium oder am Substrat der Erfolgsorgane angreifen. Im ersteren Falle würde durch diese Substanzen die follikuläre Reifungszeit, im zweiten Falle die Reaktionszeit abgekürzt werden.
Es wird die Frage offen gelassen, ob es sich um Substanzen handelt, die für den Hoden spezifisch sind; es wäre denkbar, daß es sich um unspezifische proteinogene Substanzen handelt.
Es wird die Bedeutung des Befundes in allgemeineren endokrinen Zusammenhängen erörtert, namentlich mit Bezug auf den Mechanismus der Verjüngung nach Unterbindung.
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Vorläufige Mitteilung in den Cpt. rend. des séances de la soc. de biol.92, 1179. 1925.
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Lipschütz, A. Experimenteller Hermaphroditismus und der Antagonismus der Geschlechtsdrüsen. Pflügers Arch. 211, 305–323 (1926). https://doi.org/10.1007/BF01722183
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