Kindesmisshandlung und neue Morbidität in der Pädiatrie

Zusammenfassung

Zusammenhänge zwischen Misshandlung, Vernachlässigung oder sexuellem Missbrauch und späteren chronischen gesundheitlichen Belastungen bei betroffenen Kindern sind in den vergangenen Jahren deutlicher hervorgetreten. Dies gilt sowohl für Einschränkungen der psychischen Gesundheit als auch für einige chronische körperliche Erkrankungen, die zusammengenommen in der Pädiatrie als „neue Morbidität“ bezeichnet werden. Vermutlich liegen den beobachteten Zusammenhängen ursächliche Prozesse zugrunde, insofern mehrere der „Bradford-Hill-Kriterien“ (aus der Epidemiologie stammende Kriterien für die kausale Natur eines statistischen Zusammenhangs) als erfüllt angesehen werden können. Frühe Hilfen könnten ein Potenzial zur Veränderung solcher Zusammenhänge aufweisen. Allerdings fehlen Befunde hierzu bislang weitgehend. Zumindest für bindungsorientierte Interventionen mit Pflegeeltern nach Gefährdung lässt sich aber zeigen, dass sie physiologischen Fehlregulationen bei betroffenen Kindern entgegenwirken können.

Abstract

The effects of child maltreatment on children’s chronic health conditions have become more visible during recent years. This is true for mental health problems as well as some chronic physical conditions, both summarized as new morbidity within pediatrics. As several Bradford Hill criteria (criteria from epidemiology for the determination of the causal nature of a statistical association) are met, the likely causal nature of underlying associations is discussed. Early family support may have the potential to modify such associations, although empirical evidence is lacking. At least for attachment-based interventions with foster carerers after child maltreatment, positive effects on child HPA axis dysregulation have been demonstrated.