Zusammenfassung
Hintergrund
Im Rahmen von Zusatznutzenbewertungen eines neuen Arzneimittels werden mehrere Endpunkte evaluiert. Unklar ist hierbei jedoch, in welchem Ausmaß die einzelnen Endpunkte gewichtet werden sollen, um eine Gesamtschau des Zusatznutzens über alle Endpunkte darzustellen.
Ziel der Arbeit
Ziel der Arbeit ist eine Gewichtung von Zielparametern in der Behandlung der Depression, welche bei Zusatznutzenbewertungen von neuen Antidepressiva berücksichtigt werden können.
Material und Methoden
Im Jahr 2015 wurde eine Delphi-Panel-Erhebung zur Nutzenbewertung von Antidepressiva mit 30 niedergelassenen Haus- und Fachärzten in Deutschland durchgeführt. Die befragten Ärzte gewichteten eine Reihe von relevanten Behandlungszielen aus den Dimensionen Wirksamkeit, Lebensqualität, Sicherheit und Verträglichkeit nach ihrer Bedeutung für die klinische Praxis anhand zweier fiktiver Kasuistiken (Patienten mit depressiver Störung).
Ergebnisse
Hinsichtlich der Wirksamkeit wurden die Zielparameter Response, Remission und Recovery als besonders relevant eingeschätzt. Hinsichtlich der Dimension Lebensqualität stellten sich die Bewältigung des häuslichen Alltags und die psychische Leistungsfähigkeit als am wichtigsten heraus. Auf Seiten der Sicherheit und Verträglichkeit war für die befragten Ärzte die Vermeidung von Suizidalität an wichtigster Position.
Diskussion
Die einzelnen Zielparameter wurden von den befragten Ärzten hinsichtlich ihrer Bedeutung für die klinische Praxis unterschiedlich gewichtet. Die Ergebnisse legen nahe, dass bei der Bewertung des Zusatznutzens eines neuen Antidepressivums eine unterschiedliche Gewichtung der Ergebnisse der einzelnen Endpunkte in der Gesamtschau Berücksichtigung finden sollte.
Abstract
Background
In the context of new drug benefit assessments a list of outcome parameter are evaluated. Currently it is unclear, how different outcome parameters are weighed in the overall assessment.
Objectives
The objective of the survey is to rank relevant outcome parameters in the treatment of depression, which may be considered in benefit the assessment of new antidepressants.
Materials and methods
In 2015 a Delphi panel survey with 30 general practitioners and specialists in Germany was performed regarding the benefit assessment of antidepressants. On the basis of two fictive casuistics (patients with depressive disorders) the physicians weighed a range of relevant outcome parameters regarding efficacy, quality of life, safety and tolerability according to their relevance to clinical practice.
Results
Regarding efficacy, response, remission and recovery were rated as the most important outcomes. Regarding quality of life, handling of the daily household activities and mental performance were rated as most important. Suicidality was rated as the most important outcome regarding safety and tolerability.
Conclusions
Individual outcome parameters were rated differently by the physicians regarding their relevance to clinical practice. The results indicate that outcome parameters should be weighed differently when assessing the overall benefit of new antidepressants.
Literatur
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Danksagung
Die Delphi-Panel Erhebung wurde dankenswerterweise von der Lundbeck GmbH gefördert. Die Autoren danken der Mediconomics GmbH für die Organisation und die statistische Auswertung, sowie der s4s Tries service GmbH & Co. KG für die Unterstützung bei der Erstellung des Manuskriptes.
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G. Gründer ist als Berater der folgenden Firmen tätig: Boehringer Ingelheim (Ingelheim, Deutschland), Cheplapharm (Greifswald, Deutschland), Eli Lilly (Indianapolis, Ind, USA), Lundbeck (Kopenhagen, Dänemark), Ono Pharmaceuticals (Osaka, Japan), Roche (Basel, Schweiz), Servier (Paris, Frankreich) und Takeda (Osaka, Japan). Er war als Sprecher für folgenden Firmen tätig: Eli Lilly, Gedeon Richter (Budapest, Ungarn), Janssen-Cilag (Neuss, Deutschland), Lundbeck, Otsuka (Tokyo, Japan), Roche und Servier. Er hat ein Honorar für die Erstellung eines wissenschaftlichen Gutachtens vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Köln, Deutschland erhalten. Er hat Mittel für die Durchführung von Forschungsprojekten von folgenden Firmen erhalten: Boehringer Ingelheim und Roche. Er ist Mitgründer und Teilhaber der Firmen Pharma-Image – Molecular Imaging Technologies GmbH, Düsseldorf, und Brainfoods UG, Selfkant. M. Bauer erhielt/erhält Forschungszuwendungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der American Foundation of Suicide Prevention, sowie ein Beraterhonorar von den Firmen AstraZeneca, Bristol-Myers Squibb, Ferrer Internacional, Merz, Novartis, Janssen, Lilly, Lundbeck, Otsuka, Servier, Takeda. M. Bauer ist als Referent für die Firmen AstraZeneca, Pfizer, Lilly, Lundbeck, Otsuka und Servier tätig. M. Deuschle war als Referent für die Firmen AstraZeneca, Bristol-Myers Squibb, Lundbeck und Mundipharma tätig und erhielt Beraterhonorare von Lundbeck. Er ist bzw. war beteiligt an Studien von Janssen und Lilly. M. Hautzinger war als Referent, Autor und Berater für die Firmen Hogrefe, Beltz, Springer, Huber, Pearson, Kohlhammer, Schattauer, Merz, Lundbeck, Servier und die Theodor Fliedner Stiftung tätig. M. Friede steht in einem Beschäftigungsverhältnis mit der Firma Lundbeck GmbH.
M.J. Müller erhielt Reisekostenerstattungen für die Teilnahme an wissenschaftlichen Tagungen und Kongressen oder Fortbildungsveranstaltungen von Servier, Lilly, Lundbeck, Janssen-Cilag und der Firma Merz, war als Referent tätig und erhielt Beraterhonorare von den Firmen Servier, Lundbeck, Lilly, Janssen-Cilag. Des Weiteren besitzt M.J. Müller Aktien oder Anleihen von der Firma Novartis.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren. Alle Patienten, die über Bildmaterial oder anderweitige Angaben innerhalb des Manuskripts zu identifizieren sind, haben hierzu ihre schriftliche Einwilligung gegeben.
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Gründer, G., Bauer, M., Deuschle, M. et al. Präferenz von Zielparametern bei der Behandlung der Depression. Nervenarzt 88, 1044–1049 (2017). https://doi.org/10.1007/s00115-016-0180-3
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00115-016-0180-3