_ Ende Mai verabschiedete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die elfte Version der Internationalen statistischen Klassifikation von Krankheiten und verwandten Gesundheitsproblemen (ICD-11). Die neue Version verspricht positive Auswirkungen unter anderem auf die Schmerzmedizin. Denn mit dem Inkrafttreten der ICD-11 zum 1. Januar 2022 wird der Schmerz erstmals nicht mehr nur als Symptom erfasst: Unter der Diagnose-Ziffer MG30 findet sich eine eigenständige Kategorie für die Klassifizierung chronischer Schmerzen.

Insgesamt sechs Jahre dauerte die Arbeit der ICD-11 Task Force der International Association for the Study of Pain (IASP) unter dem Vorsitz von Professor Rolf-Detlef Treede vom Lehrstuhl für Neurophysiologie der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg und Professor Winfried Rief, Leiter der klinischen Psychologie und Psychotherapie der Philipps-Universität Marburg. Auf Basis umfangreicher Datensammlungen erstellten sie Diagnosecodes für chronische Schmerzen sowie Codes für die häufigsten und klinisch relevantesten Gruppen chronischer Schmerzzustände.

Daher ist die Freude auf Seiten der Forscher nun groß. Denn ob eine Beeinträchtigung der Gesundheit als Diagnose anerkannt ist oder nicht, hat weitreichende Folgen sowohl für die Behandlung als auch für die Forschung. Ohne Diagnoseziffer keine Abrechnung mit der Krankenkasse und entsprechend nur schwer Zugang zu einer angemessen Behandlung durch den Schmerztherapeuten. Keine Diagnoseziffer bedeute aber auch keine offiziellen internationalen Statistiken und daher weniger Forschungsgelder, so Treede.