Vernetzte Zusammenarbeit erfolgreich gestalten – eine Analyse der Relevanz sozialer Fertigkeiten der Mitglieder in Gesundheitsnetzwerken

Zusammenfassung

Die zunehmende strategische Vernetzung im Gesundheitssektor erfordert eine differenzierte Auseinandersetzung mit den erfolgskritischen personen- und bedingungsbezogenen Faktoren für den Aufbau und die Zusammenarbeit im Netzwerk. Die bisherige Forschung in diesem Bereich betont vornehmlich die Wichtigkeit individueller überfachlicher Kompetenzen der beteiligten Akteure. Gleichzeitig steht derzeit eine empirische Überprüfung der Wirkzusammenhänge zwischen individuellen Kompetenzen und dem Einfluss des jeweiligen Akteurs auf die Arbeit im Netzwerk noch weitestgehend aus. In dem vorliegenden Beitrag wird anhand des Konstrukts der Einflusskompetenz („political skills“) überprüft, in welchem Maße diese Fertigkeiten dazu beitragen, dass Mitglieder die Kooperation erfolgreich mitgestalten und Vorteile aus der Zusammenarbeit erwirken. Im betrieblichen Kontext zeigt sich Einflusskompetenz in einer Vielzahl von Studien als relevante Größe sowohl für den individuellen als auch für den Teamerfolg im Unternehmen. Um den Einfluss dieser Fertigkeiten in unternehmensübergreifenden Bezügen zu überprüfen, wird mittels Netzwerkanalysen das Beziehungsgeflecht der Mitglieder eines Ärztenetzwerks (N = 37) analysiert und mit den Facetten der Einflusskompetenz in Beziehung gebracht. Es zeigt sich, dass vornehmlich die Fertigkeitsfacette „Netzwerkfähigkeit“ zu einer prestigeträchtigen Rolle innerhalb des Netzwerks beiträgt und sich positiv auf die Wahrnehmung Anderer hinsichtlich des eigenen Engagements auswirkt. Zudem waren Mitglieder mit einer hohen Ausprägung dieser Fertigkeit sowohl in Bezug auf individuelle (Patientengewinnung) als auch auf kollektive (Identifikation mit dem Netzwerk) Vorteile erfolgreicher. Eine wesentliche Implikation, die sich aus den Ergebnissen der Studie ergibt, ist die Notwendigkeit, neben strategischen Fragen bzgl. des Aufbaus und der Gestaltung von Gesundheitsnetzwerken stärker personenbezogene Kompetenzen zu entwickeln und zu fördern.

Abstract

Due to recent strategic network building among health care partners a more differentiated discussion about the crucial structural and the personal success factors for network building and cooperation is needed. On that note, research has repeatedly emphasized the importance of the network agents’ individual soft skills. At the same time the empirical insights into this research topic are still scarce and the assumed interrelation between an agent’s individual repertoire of skills and his influence on the collaboration remain hypothetical so far. In the present paper we use the construct of so-called “political skills” to empirically test the impact of these skills on how they will contribute to the network members’ success within the cooperation. Using social network analysis the interaction structures between members in a doctors’ network (N = 37) are mapped and related to the individual level of political skills. It can be shown that primarily the dimension “networking ability” contributes to a beneficial role within the cooperation in terms of high prestige and high engagement as perceived by the other network members. In addition, members who scored high on that dimension are more likely to obtain benefits on an individual level (gaining new patients) as well as on a group level (identification with the network). One core implication that derives from the study’s results is the necessity to focus not only on strategic aspects with regard to building and designing health care networks, but also to develop and to foster personal soft-skills.