Skip to main content
Log in

Deutsche Industrieverbände: Studie zur Heterogenität der Verbandswirklichkeit

German business association of industry: heterogeneity as the defining feature

  • Aufsätze
  • Published:
Zeitschrift für Politikwissenschaft Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Die Heterogenität von Verbänden steht im Mittelpunkt dieses Beitrags. Beate Kohler-Koch gibt einen Einblick in den Facettenreichtum des Verbandssystems der deutschen Industrie, zeigt die typischen Konstellationen innerverbandlicher Interessenkonflikte auf und beleuchtet, wie Verbände strategisch mit dem Dilemma umgehen, das sie als intermediäre Akteuren haben: Sie brauchen eine breite Mitgliederbasis, um politisch einflussreich zu sein. Doch jede Ausdehnung der Mitgliedschaft bedroht die Verbandsidentität und macht es schwieriger, die Mitgliederinteressen zu bündeln und gezielt nach außen zu vertreten.

Abstract

This contribution puts the heterogeneity of business interest groups in focus. It is the first systematic and comprehensive analysis of the diversity of the German associations of industry. It explores the main reasons for conflicts. Beate Kohler-Koch analyses how associations address a crucial dilemma: large numbers of members make for political influence. At the same time, they weaken straight advocacy. Associations strive to adapt their organisation to meet this dilemma. They seek to incorporate both the logic of influence and the logic of membership.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4

Notes

  1. Statistisches Bundesamt (2008); die WZ-Klassen sind seit der Reform von 2008 identisch mit der NACE Klassifizierung von EUROSTAT. Es wurde mit den vierstelligen WZ-Klassen gearbeitet. Von den angegebenen WZ-Klassen wurden nur solche berücksichtigt, die vom Verband mit über 70 % als der eigenen Domäne zugehörig angegeben wurden.

  2. Alle Daten beziehen sich auf 2013.

  3. BDI sowie 208 im BDI direkt bzw. indirekt vertretene Branchen- bzw. Fachverbände und weitere 141 Industrieverbände ohne BDI-Anbindung.

  4. Erfasst wurden alle Fachverbände, die sich im zurückliegenden Jahrzehnt reorganisiert hatten und eine Auswahl von nicht-reorganisierten Verbänden im gleichen Wirtschaftsfeld.

  5. So gilt die Charakterisierung von Bennet (1997) auch noch in 2015 wie die Erhebung aller Wirtschaftsverbände im Vereinigten Königreich und in Deutschland im EUROLOB II Projekt (Kohler-Koch und Quittkat 2016) ergab.

  6. Im Jahr 2015 waren es 35 Vollmitglieder und fünf weitere Mitglieder, die in einer „Arbeitsgemeinschaft Industriengruppe“ zusammengefasst sind.

  7. In 2015 vertreten sie insgesamt über hundert Fachverbände.

  8. Die Aussage von Sebaldt und Straßner, es sei „jeder Industrieverband (Branchenverband) wiederum als Dachverband mehrerer Fachverbände für fast jeden Industriezweig konzipiert“ (2004, S. 104), geht völlig an der Wirklichkeit vorbei.

  9. Zum Wandel der deutschen Industrieverbände ausführlicher Kohler-Koch (2016).

  10. Dies gilt für 22 Fachverbände der im BDI im Jahr 1999 vertretenen 35 Branchenverbände.

  11. Die Zahlenangabe stützt sich auf die Angaben zu „sonstige Industrien“ in Oeckl online; nicht berücksichtigt wurden Gütegemeinschaften, Plattformen und Foren, Brüsseler Büros, nationale Vertretungen von EU Verbänden und Förderinstitutionen; http://www.oeckl-online.de/kategorie/4955-sonstige-industrien (19.04.2015).

  12. Nur diese sind in Abb. 1 dargestellt.

  13. Seit 2003 sind fünf Verbände der „industrienahen Dienstleister“ dem BDI beigetreten. Dazu zählen die Verbände der Tourismuswirtschaft (BTW), der Beratenden Ingenieure (VBI), der TÜV Unternehmen (VdTÜV), der Immobilienwirtschaft (ZIA) und der Mobilitäts- und Verkehrsdienstleister (Agv MoVe).

  14. Bei den verbandlichen Entscheidungsverfahren wird den Größenunterschieden meist durch ein gestaffeltes Stimmrecht Rechnung getragen.

  15. Aus Gründen der Vergleichbarkeit wurden im Falle von BITKOM nur die Tätigkeitsbereiche und Wirtschaftsleistungen der Hardware produzierenden Unternehmen berücksichtigt.

  16. 2015 sind fünf Verbände Mitglied; sie vertreten die Automaten- (VDAI), die Dental- (VDDI), die Kunststoff- (WVK), die Leder- (VDL) und die Schmuck-, Uhren-, Silberwaren und verwandten Industrien (BV Schmuck).

  17. Die fünf Verbände wurden in der Vergleichsuntersuchung nicht weiter berücksichtigt.

  18. Der Umfang des Tätigkeitsspektrums, gemessen an der Zahl der von einem Verband vertretenen NACE Unterkategorien, reicht von 1 bis 32.

  19. Außer den erwähnten Verbände der Zucker- (VdZ) und Zigarettenindustrie (DZV) zählen hierzu auch die der Kali- und Salzindustrie (VKS), der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) sowie die der Erdöl- und Erdgasgewinnung (WEG).

  20. Es sind die Verbände der Automobil- (VDA), der Chemie- (VCI), der Ernährungs- (BVE), der Stahl- und Metallverarbeitungsindustrie (WSM), der Verbundwirtschaft (VDV) und der bereits erwähnten E&E Industrie (ZVEI) und des Maschinenbaus (VDMA).

  21. Interviews mit den Verbänden der Arbeitsgemeinschaft Industriengruppe und dem BDI.

  22. Das Zahlenverhältnis bei den Mitgliedsverbänden des BDI unter Einbeziehung der AG Industriengruppe ist 25 (reine Unternehmensmitgliedschaft) zu 8 (reine Verbandsverbände) zu 7 (gemischte Mitgliedschaft).

  23. Chi-Quadrat = 26.563 (df = 6); p < 0,000.

  24. Die enge Bindung an den jeweiligen Fachverband wurde in Interviews sowohl mit der Hauptgeschäftsführung als auch mit Geschäftsführern der Abteilungen und mit Unternehmen bestätigt.

  25. So die lebensmittelzeitung.net vom 06.07.2000, bestätigt in Interviews 2015.

  26. Die Gesamtheit der Unternehmensstimmen ist auf 40 % festgelegt; die in 2015 eingeschriebenen 22 Mitgliedsverbände haben ein Stimmengewicht von insgesamt 60 %.

  27. Hierzu zählen sechs der im BDI vertretenen Verbände: Agv MoVe, BDE, BVKI, HDB, VdZ, VKS sowie vier weitere Branchenverbände ohne BDI-Mitgliedschaft: BVDM, HDS/L, BdZ und HDH.

  28. Die empirischen Befunde sind der EUROLOB II Studie entnommen (Kohler-Koch und Quittkat 2016).

  29. Bestätigt in den Interviews mit den großen Branchenverbänden und Vertretern des BDI.

Literatur

  • Bennett, Robert J. 1997. Trade Associations. Britain and Germany Compared. In Trade association in Britain and Germany, Hrsg. Robert J. Bennet, 12–22. London Bonn: Anglo-German Foundation.

    Google Scholar 

  • Grote, Jürgen R., Achim Lang, Franz Traxler, und Gerhard Huemer (Hrsg.). 2007. Handbook of business interest associations., 141–176. London: Routledge.

  • Hustedt, Thurid. 2013. Ministerialverwaltung im Wandel. Struktur und Rolle der Leitungsbereiche im deutsch-dänischen Vergleich. Baden-Baden: Nomos.

    Google Scholar 

  • Kohler-Koch, Beate. 2016. Stability and Change in the Representation of Business Interests in Germany. Report to the Attention of German Business Associations. Mannheim: MZES.

  • Kohler-Koch, Beate, und Christine Quittkat. 2016. New and not so new trends in the representation of economic interests in the EU. MZES Arbeitspapier 165. Mannheim: MZES. http://www.mzes.uni-mannheim.de/publications/wp/wp-165.pdf

    Google Scholar 

  • Lang, Achim. 2006. Die Evolution sektoraler Wirtschaftsverbände. Informations- und Kommunikationsverbände in Deutschland, Großbritannien und Spanien. Wiesbaden: Springer VS.

    Google Scholar 

  • Lang, Achim, und Volker Schneider. 2007. Wirtschaftsverbände. Verbandspolitik im Spannungsfeld von divergierenden Interessen und hierarchischer Integration. In Interessenverbände in Deutschland, Hrsg. Thomas von Winter, Ulrich Willems, 221–243. Wiesbaden: VS.

    Chapter  Google Scholar 

  • Nicklich, Manuel, und Markus Helfen. 2013. Wirtschaftsverbände in Deutschland 2012/2013. Mitgliedergewinnung und -bindung als zentrale Herausforderung. Berlin: Management Department, Freie Universität Berlin.

    Google Scholar 

  • Olson, Mancur. 1965. The logic of collective action. Public goods and the theory of groups. Cambridge: Harvard University Press.

    Google Scholar 

  • Pierson, Paul, und Theda Skocpol. 2002. Historical institutionalism in contemporary political science. In Political science. State of the discipline, Hrsg. Ira Katznelson, Helen V. Milner, 693–721. New York: W.W. Norton..

    Google Scholar 

  • Reutter, Werner. 2012. Deutschland. In Verbände und Interessengruppen in den Ländern der Europäischen Union, Hrsg. Werner Reutter, 129–164. Wiesbaden: VS.

    Chapter  Google Scholar 

  • Sahner, Heinz. 1988. Die Interessenverbände in der Bundesrepublik Deutschland. Ein Klassifikationssystem zu ihrer Erfassung. Arbeitsberichte. Lüneburg: Universität Lüneburg. Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 41.

    Google Scholar 

  • Schmitter, Philippe C., und Wolfgang Streeck. 1999. The organization of business interests. Studying the associative action of business in advanced industrial societies. MPIFG discussion paper 99(1).

  • Sebaldt, Martin, und Alexander Straßner. 2004. Verbände in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Einführung. Wiesbaden: VS.

    Book  Google Scholar 

  • Statistisches Bundesamt. 2008. Klassifikation der Wirtschaftszweige. Mit Erläuterungen. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt.

    Google Scholar 

  • Traxler, Franz. 2010. The long-term development of organised business and its implications for corporatism. A cross-national comparison of membership, activities and governing capacities of business interest associations, 1980–2003. European Journal of Political Research 49(2):151–173.

    Article  Google Scholar 

  • Weber, Jürgen. 1977. Die Interessengruppen im politischen System der Bundesrepublik Deutschland. Stuttgart: Kohlhammer.

    Google Scholar 

  • von Winter, Thomas, und Ulrich Willems. 2007. Interessenverbände in Deutschland. Wiesbaden: VS.

    Book  Google Scholar 

Download references

Danksagung

Mein herzlicher Dank gilt Jana Anzlinger für ihre professionelle Unterstützung bei der Datenrecherche und die statistische Aufarbeitung wie auch Christine Quittkat und zwei anonymen Gutachtern für ihre kritischen und hilfreichen Anmerkungen.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Beate Kohler-Koch.

Abkürzungen

Agv MoVe

Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband der Mobilitäts- und Verkehrsdienstleister e. V.

BBS

Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e. V.

BDE

Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e. V.

BDG

Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie e. V.

BDI

Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.

BDL

Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft e. V.

BDLI

Bundesverband der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie

BDSV

Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie e. V.

BdZ

Bundesverband der Zigarrenindustrie e. V.

BITKOM

Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V.

BPI

Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e. V.

BTW

Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft e. V.

bvdm

Bundesverband Druck und Medien e. V.

BVE

Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie e. V.

BVGlas

Bundesverband Glasindustrie e. V.

BVKI

Bundesverband Keramische Industrie e. V.

BVSchmuck

Bundesverband Schmuck, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien e. V.

DZV

Deutscher Zigarettenverband e. V.

figawa

Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und Wasserfach e. V.

GDI

Gesamtverband Dämmstoffindustrie e. V.

HDB

Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V.

HDH

Hauptverband der Deutschen Holzindustrie und Kunststoffe verarbeitenden Industrie und verwandter Industrie- und Wirtschaftszweige e. V.

HDS/L

Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie e. V.

IWM

Industrieverband Werkmörtel e. V.

KMU

Kleine und mittelständische Unternehmen

MWV

Mineralölwirtschaftsverband e. V.

SET

Wirtschaftsverband Stahlbau und Energietechnik e. V.

t + m

Gesamtverband textil + mode

VBI

Verband Beratender Ingenieure e. V.

VCI

Verband der Chemischen Industrie e. V.

VDA

Verband der Automobilindustrie e. V.

VDAI

Verband der Deutschen Automatenindustrie e. V.

VDDI

Verband der Deutschen Dental-Industrie e. V.

VDL

Verband der Deutschen Lederindustrie e. V.

VDMA

Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V.

VDP

Verband Deutscher Papierfabriken e. V.

VdTÜV

Verband der TÜV e. V.

VdV

Verband der deutschen Verbundwirtschaft e. V.

VdZ

Verein der Zuckerindustrie e. V.

vfa

Verband Forschender Arzneimittelhersteller e. V.

VKS

Verband der Kali- und Salzindustrie e. V.

VRB

Vereinigung Rohstoffe und Bergbau e. V.

WEG

Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung e. V.

WPV

Wirtschaftsverbände Papierverarbeitung e. V.

WSM

Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e. V.

WVK

Wirtschaftsvereinigung Kunststoff e. V.

WVM

Wirtschaftsvereinigung Metalle e. V.

WVStahl

Wirtschaftsvereinigung Stahl e. V.

ZIA

Zentrale Immobilien Ausschuss e. V.

ZVEI

Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e. V.

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this article

Kohler-Koch, B. Deutsche Industrieverbände: Studie zur Heterogenität der Verbandswirklichkeit. Z Politikwiss 26 (Suppl 2), 53–74 (2016). https://doi.org/10.1007/s41358-016-0042-3

Download citation

  • Published:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/s41358-016-0042-3

Navigation