Zusammenfassung
«Melanie, Papier!» drang der Hilferuf einer Frauenstimme aus dem Lüftungsschacht, der mein fensterloses Badezimmer mit den entsprechenden Installationen in den anderen Geschossen unseres sogenannten Hochhauses verband. Der selbstverständlich nicht für meine Ohren bestimmte Notruf kam aus dem Bad sechs Stockwerke über mir. Die Entfernung konnte ich zwar nicht schätzen, aber ich erkannte die Stimme so deutlich wie aus dem Nebenzimmer. Der Klang war ein bißchen blechern, als hätte Frau C. in eine Gießkanne gesprochen. Die meisten Bewohner eines Mietshauses, vor allem die Erwachsenen, finden ein Lauschrohr um so lästiger, je besser es den Schall leitet — ganz anders die Kinder. Sie haben große Freude daran, sich abends von Badewanne zu Badewanne durchs Lüftungsrohr, sozusagen in Konferenzschaltung, zu unterhalten und die Lauscher an den anderen Terminals durch zweideutige Geräusche zum Lachen zu bringen.
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Bürger, W. (1998). Röhrentelefone. In: Der Traum des Seglers bei Flaute. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5006-3_2
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