Zusammenfassung
Diese Befunde um Napoleons Tod bieten mehr als kulturhistorisch Interessantes. Sie sind ein Beispiel, wie Kleinstlebewesen mit Metallen und ihren Verbindungen reagieren. Der hier beschrittene Weg steht nicht als Einzelfall da; mehr als die Hälfte der Metalle und Halbmetalle des Periodensystems gehen auf diese oder jene Weise mit Mikroben Wechselwirkungen ein. Viele gehören zu den unverzichtbaren Komponenten jeder Zelle, und der Biotechnologe muß sie in genügender Menge anbieten, um ein günstiges Wachstum zu erzielen.
Bei Waterloo besiegt, verbringt Napoleon I. seine letzten Lebensjahre als Gefangener der englischen Krone auf der Südatlantikinsel St. Helena. Als er 1821, erst 51jährig, stirbt, ergibt die Obduktion als Todesursache ein Magengeschwür. Doch die spätere Analyse seiner Haare erweist einen beträchtlich erhöhten Arsengehalt. Das stützt den Verdacht, er sei einem Giftmord zum Opfer gefallen. Diese Vermutung erscheint durch eine interessante Hypothese eines englischen Chemikers nun in einem anderen Licht. Der Wissenschaftler beschuldigt Mikroben als die Mörder. Drei Fakten untermauern die Behauptung. Napoleons Wohnsitz lag in einem ständig feuchten Gebiet der Insel, so daß die Tapeten schimmelten und häufig erneuert werden mußten. Auf die zweite Tatsache stieß der Forscher durch Zufall: Ein 1822 geführtes Tagebuch eines englischen Globetrotters enthielt ein Stück Tapete, das jener beim Besuch der Räumlichkeiten als Souvenir abgerissen hatte. Es trug ein verblaßtes Blumenornament, gedruckt in der damaligen Modefarbe »Scheeles Grün«, einem Farbstoff aus Kupferarsenit, den der Chemiker Carl Wilhelm Scheele 1775 entdeckte. Aus der Mikrobiologie ist nun drittens bekannt, daß Schimmelpilze dieses Salz in feuchter Umgebung in das hochgiftige, flüchtige Trimethylarsen umwandeln. So könnte der Ex-Kaiser über Jahre Spuren davon aufgenommen und sich sein tödliches Leiden zugezogen haben.
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Soyez, K. (1990). Mörder, Mikroben, Metalle. In: Biotechnologie. Birkhäuser, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5237-1_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-0348-5237-1_6
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