Konvergenz und Divergenz in der Weltwirtschaft

Zusammenfassung

Nachdem die relative Pro-Kopf-Einkommensposition und deren zeitliche Entwicklung eine wesentliche Komponente unserer Definition von internationaler Wettbewerbsfähigkeit darstellt, soll zunächst der Frage nachgegangen werden, welche empirische Relevanz Auf- bzw. Abstiegsprozesse im internationalen Einkommensvergleich besitzen, wie diese wachstumstheoretisch erklärt werden können und welche Bezüge sich zum internationalen Handel ergeben. Untersuchungen von Easterly et al. und Maddison haben ergeben, daß in der Nachkriegszeit substantielle Positionsverschiebungen bei einzelnen Ländern als auch bei Länderguppen beobachtet werden konnten. So stand beispielsweise dem Aufstieg der ostasiatischen Ländergruppe ein kollektiver Abstieg Lateinamerikas und der meisten Länder Schwarzafrikas gegenüber, wobei sich die formale Wachstumstheorie dieses Phänomens erst spät — im Rahmen der Neuen Wachstumstheorie — angenommen hat. In den 50er Jahren hingegen war es selbst renommierten Ökonomen vor dem Hintergrund der postkeynesianischen und neoklassischen Wachstumstheorien nicht möglich, die Wachstumspotentiale einzelner Länder auch nur einigermaßen korrekt zu prognostizieren.¹ Von der sich später herausbildenden Diskontinuität der wirtschaftlichen Entwicklung waren aber nicht nur Entwicklungsländer, sondern auch relativ reiche Staaten mit weit fortgeschrittener Industrialisierung betroffen, die im Einzelfall von dramatischen relativen Verarmungprozessen heimgesucht wurden.² Bemerkenswerterweise wurden diese Phänomene in der Literatur aber nur vereinzelt zur Kenntnis genommen.