Zusammenfassung
Der Heterogenität ihres Organisationsbereichs trug die IG CPK mit einer ausgesprochen sektoralen Tarifpolitik Rechnung, die sich auf der Grundlage einiger allgemeiner gewerkschaftspolitischer Grundsätze auf die Probleme und Möglichkeiten in den einzelnen Branchen konzentrierte. Neben einer in der Tradition der Un- und Angelerntengewerkschaft verwurzelten Tendenz zu egalitären Lohnforderungen gehörte zu diesen Grundsätzen die Ablehnung von Effektiv1- und Tarif-ausschlußklauseln2, Investivlohnkonzepten3 und gemeinsamen Einrichtungen der Tarifparteien, wobei allerdings die ersten beiden von den tarifpolitisch verantwortlichen Hauptvorstandsmitgliedern gegen erheblichen Druck von haupt- wie ehrenamtlichen Funktionären durchgehalten werden mußten4. Formal gehörte dazu das Prinzip der paritätischen Schlichtung ohne separaten Vorsitzenden und die vorzugsweise Behandlung von Manteltariffragen als Bundesmaterie. In allen Tarifbereichen strebte die IG CPK Ende der vierziger, Anfang der fünfziger Jahre ManteltarifVerträge auf Bundesebene an. Wo es dennoch schließlich zu regionalen Abschlüssen kam, wie insbesondere in der Kautschukindustrie, muß man angesichts der entsprechenden Klagen der Tarifabteilung davon ausgehen, daß der Widerstand der Arbeitgeber dafür verantwortlich war.
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Literatur
“Wir können nicht durch Tarifvertrag etwas absichern und erhalten wollen, an dessen Zustandekommen wir weder mittelbar noch unmittelbar beteiligt waren. Überdies sind, wie wir alle wissen, sogenannte Effektivklauseln arbeitsrechtlich gesehen von sehr zweifelhaftem Wert” (Karl Küpper, Wir müssen umdenken. Eine Betrachtung über Tariflöhne und Effektivlöhne, in: Gewerkschaftliche Umschau 6/1962, Nr.2, S. 19).
Vgl. GB 1963–1965, S. 10; Karl Küpper, in: Gewerkschaftliche Umschau 8/1964, S. 234.
Vgl. die Debatte auf dem Gewerkschaftstag 1960, in: GT-Prot. 1960, S. 207 ff.
GT-Prot. 1957, S. 232.
Interviews mit Werner Vitt, 13.7.1989, und mit Hermann Rappe, 28.3.1991.
GB 1963–65, S. 325.
GT-Prot. 1957, S. 377.
GB 1957–59, S. 319.
Vgl. GB 1954–56, S. 149 ff.
Vgl. ebd., S. 147.
Vgl. ebd., S. 151.
GT-Prot. 1957, S. 301.
GT-Prot. 1960, S. 156.
Vgl. GT-Prot. 1954, Antrag 57, S. 27.
Vgl. GB 1954–56, S. 153.
GB ebd., S. 153.
Vgl. GT-Prot. 1957, S. 153f; GB 1957–59, S. 320.
Vgl. zum folgenden: Richtlinien für die Tarifarbeit in den Fassungen vom 11.3.1958, vom 15.6.1966 und vom 13.12.1972.
Richtlinien für die Tarifarbeit vom 13.12.1972, Art. 1.
Karl Molitor, in: Hertle/Kädtler/Pirker 1990, S. 12.
Projektgruppe Gewerkschaftsforschung 1979, S. 121.
Grundsätze I.1.
Grundsätze I.6.
Vgl. Projektgruppe Gewerkschaftsforschung 1979, S. 124.
Vgl. Karl Molitor, in: Hertle/Kädtler/Pirker 1990, S. 10.
GB 1963–65, S. 325 (Hervorh. im Orig.).
Vgl. die Nachbetrachtung von Schlemmer 1988, S. 316.
Vgl. GT-Prot. 1952, S. 232 ff.; GT-Prot. 1957, S. 198 ff, 210 ff, 226 ff, 234 ff; GT-Prot. 1960, S. 106 ff, 127 ff, 134 ff; GT-Prot. 1963, S. 53 ff; GT-Prot. 1966, S. 159 ff
Vgl GB 1948–50, S. 52 ff.
Vgl. Schudlich 1982, S. 148–150.
Vgl. GT-Prot. 1957, S. 150.
Zitiert nach: Gewerkschaftliche Umschau 15/1964, Nr.8–9, S. 182 (Hervorh. d. Vf.).
Ebd.
Ebd.
Ebd.
Gewerkschaftspost 15/1964, Nr.8, S. 1.
GT-Prot. 1957, S. 348.
Vgl. GT-Prot. 1960, S. 106, 128, 134 ff., 142.
Zur Einschätzung der Septemberstreiks siehe die Analyse von Schumann u.a. (1971), die hoffnungsvoll einer Periode der “Rekonstruktion der Arbeiterklasse” entgegensahen, und den Beitrag von Braun, der die wilden Streiks nüchtern als “Ausdruck des Versagens und schwerwiegender Mängel in der ‘organisatorischen Vermittlung’“ klassenbedingter Interessengegensätze seitens der Arbeitgeber und ihrer Verbände sowie der Gewerkschaften betrachtete (Braun 1972, S. 245).
GT-Prot. 1969, Anhang, S. 184 (Antrag 297). Anträge mit Forderungen nach betriebsnaher Tarifpolitik waren dem Gewerkschaftstag vom Vorstand der Verwaltungsstelle Frankfurt, von der Bezirksdelegiertenkonferenz Nordrhein und dem Industriegruppen-ausschuß Glas vorgelegt worden.
GT-Prot. 1969, S. 455.
Vitt 1970, S. 8.
Vgl. SFS 1975, Bericht V, S. 441.
Presseinformation der IG Chemie-Papier-Keramik, Bezirk Hessen, 20.2.1970.
Vgl. Schreiben des Arbeitsringes Chemie an die IG CPK/Bezirksleitung Hessen, Betr.: Unzulässigkeit der Firmentarifforderungen, Wiesbaden, 2.4.1970.
Vgl. die Darstellung im Spiegel Nr. 23, 1.6.1970, S. 86/87. — Existenz und Verbindlichkeit einer solchen Absprache waren schon 1970 umstritten. Der rheinland-pfälzische Bezirksleiter Schweitzer stellte unmittelbar nach Abschluß der Tarifrunde die Existenz einer bindenden Absprache in Abrede. Hermann Kramer, zu dieser Zeit Sekretär in der rheinland-pfälzischen Bezirksleitung, stützte im Interview vom 12.7.1989 diese Position und verwies als tieferen Grund, warum betriebsnahe Tarifpolitik im Bezirk Rheinland-Pfalz keine Rolle spielte, auf die besondere Situation der BASF. Dort existiere seit Ende der vierziger, Anfang der fünfziger Jahre eine Betriebsvereinbarung, die die Effektivwirkung von Tariferhöhungen absichere, “so daß sich die Tarifpolitik hier darauf reduzieren konnte, rauszuholen, was drin ist” (Interview mit Hermann Kramer, 12.7.1989).
PD, Nr. 16,21.5.1970.
Vitt 1970, S. 8.
Schacht/Unterseher 1972, S. 112.
Vgl.PD, Nr. 16,21.5.1970 und PD, Nr. 19,28.5.1970.
Schütz 1970, S. 8.
PD, Nr. 45, 8.10.1970, S. 3.
Mettke 1970, S. 176.
Hessen: 46,5 Prozent, Westfalen: 51,7 Prozent, Hamburg (Nordmark-Berlin): 41,7 Prozent (alle Werte für 1971).
Dzielak u.a. 1978a, S. 48/49.
Dzielak u.a. 1978b, S. 153; vgl. auch Dzielak u.a. 1978a, S. 13/14.
Dzielak u.a. 1978b, S. 153.
In diesem Sinn auch Karl Hauenschild nach der Beendigung des Streiks: “Die IG Chemie-Papier-Keramik hat diesen Konflikt nicht gesucht, sie hat ihn auch nicht geschürt. Sie konnte ihm aber auch nicht ausweichen” (Hauenschild 1971, S. 2). Zur unzureichenden Streikvorbereitung der IG CPK siehe SFS 1975, Bericht VI, S. 741 ff.
Dzielak u.a. 1978b, S. 476/77. Diese Absicht unterstrich ebenfalls ein auf einer fundierten Recherche des Streiks beruhender Beitrag des Hessischen Rundfunks: “Die Industriegewerkschaft Chemie sollte zu einem für sie wirtschaftlich und politisch ungünstigen Zeitpunkt zu einem arbeitskampfpolitischen Offenbarungseid gezwungen werden; ihr sollte die Lust zu weiteren tariflichen und politischen Experimenten genommen werden” (Rothweiler 1972, S. 11).
Karl Molitor, in: Hertle/Kädtler/Pirker 1990, S. 3.
Ebd., S. 3.
Ebd.
Arbeitsring Chemie 1970, S. 1.
Ebd., S. 8.
Ebd., S. 8/9.
M. Menzel, Die eine und die andere Sache, in: Gewerkschaftspost Nr.2/1971, S. 3.
IG Chemie-Pressesprecher Manfred Menzel laut Spiegel Nr. 6, 1.2.1971.
IG CPK/Hauptabteilung V, Betr.: “Sozialpolitisches Grundsatzprogramm” des Arbeitsringes Chemie und unsere Antwort, Hannover, 25. Januar 1971, S. 1.
In: Rothweiler 1972, S. 10. Zur politischen Kalkulation des Streiks durch den Arbeitsring siehe auch SFS 1975, Bericht VI, S. 699–706.
VCI/Arbeitsring Chemie 1970.
Ebd.
Ebd.
KND, 4.3.1971.
Vgl. die Dokumentation des Rundschreibens der Firma Riedelde Haen AG vom 15.3.1971, in: PD Nr. 28, 28.4.1971.
Dzielak u.a. 1978b, S. 502 ff.
Ebd., S. 503.
Ebd., S. 508.
Vgl. PD Nr. 48, 4.7.1971; “Tabu durchbrochen”, in: Gewerkschaftspost Nr. 4, 475.7.1971, S. 1.
Vgl. z.B. “Verlauf der Mitgliederversammlung der IG Chemie-Papier-Keramik, Verwaltungsstelle Hamburg, am 6.7.1971”, in: Arbeitsring 1971, S. 152 ff.
Der historischen Streikforschung gelten die deutschen Gewerkschaften schlechterdings als Streikvermeidungsvereine (vgl. Tenfelde/Volkmann 1981, S. 21).
Dzielak u.a. 1978b, S. 510.
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Kädtler, J., Hertle, HH. (1997). Tarifpolitik bis Mitte der siebziger Jahre. In: Sozialpartnerschaft und Industriepolitik. Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin, vol 78. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85089-8_3
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