Zusammenfassung
Deutsche und ausländische Kinder werden in der Schule gemeinsam unterrichtet. Sie sitzen in einem Klassenzimmer zusammen, sind vielleicht sogar Banknachbarn. Trotzdem entstehen nur sehr wenige Beziehungen über die nationalen Gruppengrenzen hinweg. Der bloße Kontakt in der Institution Schule scheint wenig positiven Einfluß auf den Aufbau von interethnischen Beziehungen zu haben. Vor allem die deutschen Kinder beschränken sich bei der Wahl ihrer Freunde auf die Eigengruppe. Ausländische, insbesondere türkische Kinder stehen auch häufiger als deutsche Kinder am Rande der Klassengemeinschaft (vgl. Kap 1.3).
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Literatur
Kahsnitz & Brand (1988) bezeichnen 26% der von ihnen untersuchten Schüler als diskriminierungsbereit. Renner (1982) gibt zwei Vorurteilsindices an: je nach untersuchter Region ordnen 10 bzw. 25% der befragten Schüler Türken überwiegend negative Eigenschaften zu. Eine Freundschaft mit Ausländern lehnen 18 bzw. 19% ab. Hier wird bereits deutlich, daß derartige Prozentangaben problematisch und daher mit Vorsicht zu genießen sind. Wieviele Personen als vorurteilsvoll eingestuft werden, ist einmal abhängig von der Art der Operationalisierung. Dies zeigt sich deutlich in den unterschiedlichen Ergebnissen bei Freundschaftswahlen bzw. der Zuordnung von negativen Merkmalen in der Arbeit von Renner. Andererseits liegt es oft auch einfach im Ermessen der Forscher, wo genau die Grenze zwischen vorurteilsvoll und vorurteilslos gezogen wird.
Schäfer (1988, S. 54) sieht in dieser Definition zwar eher eine Kapitulation vor der Fülle bereits vorhandener Definitionen, findet sie jedoch zumindest so wichtig, daß er eine deutsche Übersetzung anbietet: „Ein Satz von Überzeugungen hinsichtlich der persönlichen Attribute einer Gruppe von Menschen.“
Dieser Mechanismus konnte auch bei den Debatten über die Ursachen und die Täter der ausländerfeindlichen Ausschreitungen in den letzten Jahren beobachtet werden. Auch hier konzentrierte sich das Hauptaugenmerk auf bestimmte kleine Gruppen oder Einzeltäter, während gesamtgesellschaftliche Rahmenbedingungen und damit die breite Mehrheit der Bevölkerug als Mitverursacher ausgespart blieben.
Mit dieser Argumentation wird zum Beispiel auch die Übernahme von geschlechtsspezifischen Verhaltensweisen erklärt (vgl. Trautner 1991)
Zur Kritik an der problematischen Definition von Vorurteilen als von der Realität abweichende Urteile vgl. Rehm 1986 a, b.
Devine hatte den Versuchspersonen in einem anderen Zusammenhang und zu einem früheren Zeitpunkt die Modern Racism Scale (McConahay, Hardee & Batts, 1981) vorgelegt, ein nonreaktives Verfahren zur Messung von negativen Einstellungen gegenüber Schwarzen.
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© 1997 Leske + Budrich, Opladen
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Mitulla, C. (1997). Zur Dynamik von Stereotypen und Vorurteilen: Der theoretische Ansatz der Arbeit. In: Die Barriere im Kopf. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-92298-4_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-92298-4_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-1926-4
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