Zusammenfassung
Neun, zehn oder gar dreizehn Jahre sind für ein 6-jähriges Kind nahezu doppelt so lang wie sein bisheriges Leben, eine für sein oder ihr Zeitverständnis fast unendlich lange Dauer. Trotz aller gegenwärtigen DeStabilisierungen der Phase des Aufwachsens im Zuge moderner gesellschaftlicher Entwicklungen (vgl. z.B. Olk 1985) wird dieser Zeitraum im Lebenslauf eines jeden jungen Menschen weiterhin kontinuierlich und zuverläßlich gekennzeichnet durch eine Tatsache, der sich Kinder und Jugendliche nur bedingt entziehen können, der sie von elterlicher Seite kaum entzogen werden können und der sich viele Kinder zumindest zu Beginn häufig auch nicht entziehen wollen: durch die Tatsache, neun, zehn oder dreizehn Jahre lang zur Schule zu gehen. ‘Zur Schule gehen’ ist somit, zumindest für den Zeithorizont von Kindern und Jugendlichen, ein kontinuierliches, lang andauerndes Faktum und zum anderen eine — ‘jenseits von Stand und Klasse’ und ‘jenseits von Ost und West’ — für alle Kinder und Jugendlichen zwangsläufig zutreffende Tatsache.1
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Anmerkungen
Daß dies jedoch nicht für alle Kinder und Jugendlichen mit den gleichen Voraussetzungen, Möglichkeiten und Konsequenzen gilt, machen nicht zuletzt Untersuchungen zur Reproduktion sozialer Ungleichheit durch Bildung (vgl. z.B. Ditton 1992) und zu regionalen Disparitäten deutlich.
Im folgenden wird der Fokus der Ausführungen auf den Kontext der Jugendhilfe gelegt. Damit müssen andere Zugänge zum Thema, wie z.B. sozialpädagogisch angeleitete Entwicklungen in der Schule (vgl. z.B. Holtappeis 1995), im Hintergrund bleiben.
Aus einem Positionspapier des Landeswohlfahrtsverbandes Baden (November 1994): “Die Schule muß heute bei immer mehr Schüler/-innen im Rahmen ihres Erziehungsauftrages erst Verhaltensänderungen herbeiführen und Lernhaltungen aufbauen, um ihren Bildungsauftrag erfüllen zu können.
Unter dem aktuellen Druck aufgrund der veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (...) ist die Erkenntnis gewachsen, daß ein gemeinsam abgestimmtes Vorgehen zwischen Schule und Jugendhilfe trotz ihrer unterschiedlichen Aufgaben im Interesse der Kinder und Jugendlichen und ihrer Zukunft notwendig ist.”
Vgl. Bundesministerium 1990; Thiersch 1992.
Vgl. zusfassend Reinhard 1992.
Weiter unten wird ausführlich auf die besondere Situation der Schülerinnen und Schüler in den neuen Bundesländern eingegangen.
Vgl. hierzu Lenhardt 1984, S. 208; Helsper 1993, S. 351; Böhnisch 1994, S. 84.
Diese allgemeine Bedrohung durch Arbeitslosigkeit wird von einem großen Teil der Schülerinnen und Schüler auch für ihre eigene Biographie unmittelbar antizipiert (vgl. Gawlik u.a. 1995, S. 183).
So spricht eine Studie des DJI davon, daß Maßnahmen der Schulsozialarbeit wie auch Arbeitsgemeinschaften zwischen Jugendhilfe und Schule in den neuen Bundesländern bislang nur vereinzelt stattfinden (vgl. Gawlik u.a. 1995, S. 76).
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© 1996 Leske + Budrich, Opladen
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Oelerich, G. (1996). Jugendhilfe und Schule: Zur Systematisierung der Debatte. In: Flösser, G., Otto, HU., Tillmann, KJ. (eds) Schule und Jugendhilfe. Reihe Schule und Gesellschaft, vol 12. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95740-5_15
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