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Die Schrift als Teil der Rede?! Humboldts Artikulation der Erinnerung

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Schriftgedächtnis — Schriftkulturen
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Zusammenfassung

Humboldts Schriftverständnis — so könnte es auf den ersten Blick scheinen — ist lange Zeit kaum zum Gegenstand sprachtheoretischer Forschung geworden. Gegenüber einer Fülle von Thematisierungen des Sprachverständnisses nimmt sich die explizite Erörterung der Schriftproblematik in der Tat eher bescheiden aus, ein Sachverhalt, der sowohl vernünftige als auch ›unvernünftige‹ Gründe hat. Zunächst zu den letzteren: Aus heutiger Sicht problematisch muß wohl die ungestüme und häufig auch zusammenhanglose Dauerinterpretation isolierter sprachtheoretischer Hauptsätze Humboldts gesehen werden, eine Rezeptionsstrategie, die noch nicht einmal dem sprachtheoretischen Werk wirklich gerecht werden konnte, die jedoch zusätzlich den massiven Nachteil hatte, den reichhaltigen sprachwissenschaftlichen Nachlaß von vornherein auszuklammern. Erst in den letzten Jahren wird hier von der Forschung vehement gegen- bzw. nachgearbeitet, vor allem durch die von Kurt Mueller-Vollmer eingeleitete Herausgabe der sprachwissenschaftlichen Schriften Humboldts.1 Von der weitgehenden Unterlassungsstrategie diesem zweiten wichtigen Fundament Humboldtschen Sprachdenkens gegenüber war aber auch das hier zur Erörterung anstehende Schriftverständnis betroffen. Die Verweigerung des Materialen trifft immer auch dessen theoretische Reflexion gleich mit, ein wissenschaftstheoretisches Grundproblem, das beileibe kein Vorrecht der Humboldt-Forschung ist. Schwerer noch als solche wissenschaftsgeschichtlichen Ausbildungen bzw.

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Notizen

  1. Vgl. Kurt Mueller-Vollmer: Wilhelm von Humboldts Sprachwissenschaft. Ein kommentiertes Verzeichnis des sprachwissenschaftlichen Nachlasses. Paderborn 1993.

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  2. Vgl. Tilman Borsche: Sprachansichten. Der Begriff der menschlichen Rede in der Sprachphilosophie Wilhelm von Humboldts. Stuttgart 1981.

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  3. Vgl. Hans-Werner Scharf: Das Verfahren der Sprache. Humboldt gegen Chomsky. Paderborn 1994.

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  4. Jürgen Trabant: Gedächtnis und Schrift. Zu Humboldts Grammatologie. In: Kodicas/Code. Ars Semeiotica 9 (1986), H. 3–4, S. 293–315.

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  5. Vgl. Bernd Witte: Literaturwissenschaft heute. ›Oralität‹ und ›Literalität‹ als Kategorien eines Paradigmenwechseis. In: Walter Delabar/Anne Bentfeld (Hg.): Perspektiven der Germanistik. Neueste Ansichten zu einem alten Problem. Opladen 1997, S. 59–74.

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  6. Vgl. Hans-Werner Scharf: Differenz und Dependenz: Wesen und Erscheinung in Humboldts Sprach-Idee. In: Ders.: Wilhelm von Humboldts Sprachdenken. (Symposion zum 150. Todestag.) Essen 1989, S. 125—161, hier S. 128. Vgl. Scharf: Verfahren der Sprache, S. 168.

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  7. Christian Stetter: Wilhelm von Humboldt und das Problem der Schrift. In: Tullio De Mauro/Lia Formigari (Hg.): Leibniz, Humboldt, and the origins of comparativism. Amsterdam, Philadelphia 1990, S. 181–197, hier S. 191.

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  8. Christian Stetter: Schrift und Sprache. Frankfurt/M. 1999.

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  9. Die Rezeptionsgeschichte habe ich andernorts im Zusammenhang dargestellt (vgl. Ulrich Welbers: Verwandlung der Welt in Sprache. Aristotelische Ontologie im Sprachdenken Wilhelm von Humboldts [6. Kapitel »Humboldts Erben: Chronologie zum unaufhaltsamen Aufstieg eines Allgemeinplatzes«]. Paderborn [u.a.] 2001, S. 209–345.

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Vittoria Borsò Gertrude Cepl-Kaufmann Tanja Reinlein Sibylle Schönborn Vera Viehöver

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Welbers, U. (2002). Die Schrift als Teil der Rede?! Humboldts Artikulation der Erinnerung. In: Borsò, V., Cepl-Kaufmann, G., Reinlein, T., Schönborn, S., Viehöver, V. (eds) Schriftgedächtnis — Schriftkulturen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02870-9_15

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02870-9_15

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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