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Geschichten im Posthistoire

Christoph Ransmayrs Nachkriegsroman der Zweiten Generation

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Literaturwissenschaft und politische Kultur

Zusammenfassung

Die systematische Ordnung der »Bauformen des Erzählens« kommt nicht zur Ruhe. Der Erfahrungsdruck von Geschichte hält das Erzählproblem am Leben. Die seit Günther Müller gut bekannte Gegensätzlichkeit von »erzählter Zeit« und »Erzählzeit«, Roland Barthes’ »temps de l’énonciation« und »l’énoncé«, Eberhard Lämmerts Romantypologie von »Umfang und Sukzession der Geschichte« versus »Beschreibung von Mensch und Umwelt«: Sie gelangen auf die Tagesordnung, wenn die Verläßlichkeit der »master narratives« nachläßt. Die Geschichtserzählung und erst recht die Historiographie erreichen dann ihr Stadium der Selbstreflexion (Rhetorik und Poetik der Geschichtsschreibung, »writing history«). Konzeptionelle Geschichtsbilder, die aus dem Rahmen fallen, und das unglückliche Bewußtsein der historischen Erfahrung suchen nach neuen Halterungen — im Posthistoire. Das war in der unmittelbaren Nachkriegszeit so (die von Alexandre Kojève in seinem Pariser Hegel-Seminar von 1947 betriebene Kulturalisierung der Geschichte, die Arnold Gehlen unter dem Symbolwert des Posthistorischen interessierte), und das war auch nach der Wendezeit am Ende der 80er Jahre nicht anders (die post-quem-Terminierungen des Zeitgeistes nach Fukuyamas Vorgabe des »end of history«). Die in Deutschland geführte literarische Schlußstrichdebatte um das Ende der an der »Vergangenheitsbewältigung« noch immer haftenden Nachkriegsliteratur war hierzu nur eine Marginalie.

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Notizen

  1. Stempel, Wolf-Dieter: Erzählung, Beschreibung und der historische Diskurs, in: Reinhart Koselleck, Wolf-Dieter Stempel (Hg.), Geschichte — Ereignis und Erzählung, München 1973, S. 343.

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  2. Barthes, Roland: L’effet de réel, in: Communication 11 (1968), S. 84–89.

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  3. Assmann, Jan: Denkformen des Endes in der altägyptischen Welt, in: Karlheinz Stierle, Rainer Warning (Hg.), Das Ende. Figuren einer Denkform, München 1996, S. 1 ff.

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  4. Koselleck, Reinhart: Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeit, Frankfurt a. M. 1992, S. 295.

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Winfried Menninghaus Klaus R. Scherpe

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© 1999 Springer-Verlag GmbH Deutschland

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Scherpe, K.R. (1999). Geschichten im Posthistoire. In: Menninghaus, W., Scherpe, K.R. (eds) Literaturwissenschaft und politische Kultur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03797-8_14

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