Zusammenfassung
Je länger ich über die Leipziger Straße Drei nachdenke, desto weniger scheint sie mir in ihrer Bedeutung unter den Kategorien des Salons beschreibbar, obwohl sie unbestritten ein Ort bürgerlicher und speziell musikalischer Geselligkeit in Berlin war und die ganze Bandbreite dessen, was wir mit musikalischen Salons verbinden — vom Aufführungsort von Werken höchsten ästhetischen Anspruchs im privaten Rahmen bis zum gemeinsamen Singen und Komponieren aus dem Stegreif — in einem Haus und in einer Familie repräsentiert.1 Was aber war die Leipziger Straße Drei, wenn kein Salon?
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Notizen
vgl. auch Beatrix Borchard, Mein Singen ist ein Rufen nur aus Träumen, Berlin Leipziger Str. 3, in: Fanny Hensel, geb. Mendelssohn Bartholdy, Das Werk, hg. v. Martina Helmig, München 1997, S. 9–22
in dem auf das private Musikleben in Berlin eingegangen wird. Die Leipziger Straße Drei einfach unter dem Begriff ‘Salon’ ohne weitere Differenzierungen zu subsumieren, ist allgemein üblich; vgl. besonders Petra Wilhelmy, Der Berliner Salon im 19. Jahrhundert (1780–1914), Berlin und New York 1989, S. 140–150
eine kritische Auseinandersetzung mit den herkömmlichen Salonvorstellungen hat Barbara Hahn an verschiedenen Stellen geleistet, vgl. besonders Barbara Hahn, Der Mythos vom Salon. ‘Rahels Dachstube’ als historische Fiktion, in: Salons der Romantik. Beiträge eines Wiepersdor-fer Kolloquiums zu Theorie und Geschichte des Salons, hg. v. Hartwig Schultz, Berlin/New York 1997, S. 213–234
Sebastian Hensel, Die Familie Mendelssohn 1729–1847. Nach Briefen und Tagebüchern, Berlin 151911, 2 Bde, Bd. I, S.166f.
Eduard Devrient, Meine Erinnerungen an Felix Mendelssohn-Bartholdy und Seine Briefe an mich, Leipzig 1872, S.281
vgl. die ausführliche Beschreibung des ganzen Anwesens bei Michael Cullen, Leipziger Straße Drei — Eine Baubiographie, in: Mendelssohn-Studien Bd. 5, Berlin 1982, S. 9–77
und Cécile Lowenthal-Hensel, Neues zur Leipziger Straße Drei, in: Mendelssohn-Studien Bd. 7, Berlin 1990, S. 141–151
Annette Maurer, ’…ein Verdienst um die Kunstzustände unserer Vaterstadt’ -Fanny Hensels ‘Sonntagsmusiken’, in: Viva voce Nr. 42, Mai 1997, S. 11–13
und vgl. Renate Hellwig-Unruh, ’…so bin ich mit meiner Musik ziehmlich allein. ‘ Die Komponistin und Musikerin Fanny Hensel, geb. Mendelssohn, in: Stadtbild und Frauenleben, Berlin im Spiegel von 16 Frauenportraits, hg. v. Henrike Hülsbergen, Berlin 1997 (Berlinische Lebensbilder 9), S. 245–261
abgedruckt u.a. in Françoise Tillard, Die verkannte Schwester. Die späte Entdekkung der Komponistin Fanny Mendelssohn Bartholdy. München 1994, S. 199–202 (frz. Originalausgabe Paris 1992); wahrscheinlich hat sie diesen „Vorschlag“ für den Freund Eduard Rietz formuliert, der 1826 eine Philharmonische Gesellschaft aus Liebhabermusikern gründete.
vgl. Das verborgene Band. Felix Mendelssohn Bartholdy und seine Schwester Fanny Hensel, hg. v. Hans-Günter Klein (Ausstellungskataloge/Staatsbibliothek zu Berlin — Preußischer Kulturbesitz; N.F. 22), Wiesbaden 1997, S. 189f. und Annette Maurer, a.a.O., S. 11–13 und vgl. Renate Hellwig-Unruh, a.a.O., S. 245–261
Ludwig Rellstab, Nachruf auf Fanny Hensel, Vossische Zeitung vom 18. Mai 1847, nachgedruckt in: Martina Helmig a.a.O., S. 162f.
Brief vom 1. August 1839 in: Felix Mendelssohn-Bartholdys Briefwechsel mit Legationsrat Karl Klingemann in London, hg. v. Karl Klingemann Essen 1909, S. 241
vgl. dazu Wulf Konoid, Felix Mendelssohn Bartholdy und seine Zeit, Laaber 1984, S. 268f.
vgl. zu den Begriffen ‘Umgangs- und Vorführmusik’ Christian Kaden, Musiksoziologie, Berlin 1984
vgl. dazu Christa Jost, Mendelssohns Lieder ohne Worte, Tutzing 1988 (= Frankfurter Beiträge zur Musikwissenschaft Bd.19)
und Beatrix Borchard, Musik ist mehr als Unterhaltung — Mendelssohns Lieder ohne Worte. Zur musikalischästhetischen Konstruktion einer deutschen Musik und ihren Folgen, in: Von delectatio bis entertainment. Das Phänomen der musikalischen Unterhaltung in Geschichte und Gegenwart. Kongreßbericht der Fachgruppe für Soziologie und Sozialgeschichte der Musik in Düsseldorf 1997, Düsseldorf 1998 (Druck in Vorbereitung) und den Aufsatz von Cornelia Bartsch im vorliegenden Band.
So berichtet Moritz Hauptmann über Mendelssohn Bartholdys Besuch im Oktober 1834 in Kassel an Franz Hauser: Die Lieder ohne Text wollte er mir zuerst nicht spielen und sagte, das sei nur für Damen; als Constanze dazu kam mußte er daran und spielte das 1ste sehr schön; in: Moritz Hauptmann, Briefe von und an Franz Hauser, hg. v. A. Schöne, Leipzig 1871, Bd. I, S. 140
Roland Barthes, Der romantische Gesang, in: Was singt mir, der ich höre in meinem Körper das Lied, Berlin 1979 (französisches Original: Le chant romantique, eine Rundfunksendung für France-Culture vom 12. März 1976, gedruckt in: Gramma, Nr. 5, 1976), S. 11
vgl. Jürgen Habermas, Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft, Darmstadt/Neuwied 1962
Michelle Perrot, Geschichte des privaten Lebens. 4. Band: Von der Revolution bis zum Großen Krieg. Paris 1987
(deutsche Übersetzung Frankfurt am Main 1992) und die ausführliche Darstellung bei Beatrix Borchard, Robert Schumann und Clara Wieck. Bedingungen künstlerischer Arbeit in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, (= Ergebnisse der Frauenforschung, Bd. 4, hg. an der Freien Universität Berlin) Weinheim-Basel 1984 (Kassel 21992)
vgl. die Einleitung zu dem von ihr herausgegebenen Liedverzeichnis Annette Maurer, Thematisches Verzeichnis der klavierbegleiteten Sololieder Fanny Hensels, Kassel 1997, S. 8–10
vgl. Elisabeth Eleonore Bauer, Wie Beethoven auf den Sockel kam. A.B. Marx und Beethoven in der Berliner Allgemeinen Musikalischen Zeitung (1824–1830), Stuttgart/Weimar 1992
Richard Wagner, Gesammelte Schriften und Dichtungen, Leipzig 31898, hg. v. Julius Kapp, Bd. 5, S. 66–85
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Borchard, B. (1999). Opferaltäre der Musik. In: Borchard, B., Schwarz-Danuser, M. (eds) Fanny Hensel geb. Mendelssohn Bartholdy. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04298-9_2
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