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„[…] und erklärte die weißen Pünktlein, die kaum zu sehen waren“. ‚Täfelchen‘ und ‚Nullpunkt‘ als perspektivische Größen in Stifters Kazensilber

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Stifters Mikrologien

Part of the book series: Abhandlungen zur Literaturwissenschaft ((ABLI))

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Zusammenfassung

Der Beitrag befasst sich mit der perspektivischen Bedeutung der „Täfelchen“ in Stifters Werk, speziell in der „Einleitung“ der Bunten Steine und in der Erzählung Kazensilber. An den „Täfelchen“ verhandelt die Erzählung Fragen der Wahrnehmung und Größenbrechung, somit Fragen des Scheins, des Werts und des Preises. Als Hilfsmittel der perspektivischen Darstellung strukturieren sie den geometrischen Raum und dienen zur Bestimmung und Zuordnung der Größe und des Maßes. Als Motive werden sie in eine Vielzahl von Vergleichsperspektiven eingespannt, zu denen neben dem perspektivischen Raum die Schreibfläche, über die Homonymie von Tafel auch der Bereich der Gabe und des Gastrechts sowie des Pakts gehört. Letztere wird auf intrikate Weise verknüpft mit der Frage nach Tausch- und Geldwert, wie sie vor allem die Binnengeschichten rund um die rätselhafte Herkunft des braunen Mädchens verhandeln. Diese stellt einen „Nullpunkt“ der Erzählung im Jenseits des kulturellen Raums dar, den die Perspektivierungen über die schillernden Bedeutungen der Täfelchen nicht einzuholen vermögen.

Für Volker Braun zum 80. Geburtstag

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Notes

  1. 1.

    Polheim, Edda: „Darum war die dunkle Blume da, daß die lichten leben.“ Zu Stifters ‚Katzensilber‘. In: Hans-Peter Niewerth (Hg.): Von Goethe zu Krolow. Interpretationen zu deutscher Literatur. In memoriam Karl Konrad Polheim. Frankfurt a.M. 2008, 35–55. Neue Arbeiten z. B.: Koschorke, Albrecht: Erziehung zum Freitod. Adalbert Stifters pädagogischer Realismus. In: Sabine Schneider/Barbara Hunfeld (Hg.): Die Dinge und die Zeichen. Dimensionen des Realistischen in der Erzählliteratur des 19. Jahrhunderts. Für Helmut Pfotenhauer. Würzburg 2008, 319–332 oder Gann, Thomas: Das Verschwinden der Landschaft (‚Kazensilber‘). In: Ders./Marianne Schuller (Hg.): Fleck, Glanz, Finsternis. Zur Poetik der Oberfläche bei Stifter. Paderborn 2017, 121–140.

  2. 2.

    Adelung, Johann Christoph: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte vermehrte und verbesserte Ausgabe. 4 Bde. Leipzig 1793–1801; hier: Bd. 1, Sp. 1047.

  3. 3.

    Zur Frage des Titels vgl.: Derrida, Jacques: Titel (Noch zu bestimmen). In: Ders.: Gestade. Wien 1994 (frz. 1986), 219–244.

  4. 4.

    Vgl. zu Knoten in der psychoanalytischen Theoriebildung: Laing, Ronald D.: Knoten. Reinbek bei Hamburg 91982 (engl. 1972), vgl. auch Thomé, Michel: Der Briefwechsel Lacans mit Soury und Thomé. In: Gerhard Fischer/Klemens Gruber/Nora Martin/Werner Rappl (Hg.): Die Erfindung der Gegenwart. Frankfurt a.M. 1990, 286–89. Diese Ambivalenz hat Peter von Matt bei Franz Kafka ausgemacht. Und Ambivalenz muss hier „in jenem strengen Sinne verstanden werden, den Freud dem Wort gegeben hat: nicht als Mischung und gegenseitige Dämpfung zweier konträrer Gefühle, sondern als die unwahrscheinliche Gleichzeitigkeit zweier je voll entfalteter Empfindungen.“ (Von Matt, Peter: …fertig ist das Angesicht. Zur Literaturgeschichte des menschlichen Gesichts. Frankfurt a.M. 1989, 40)

  5. 5.

    Siehe dazu HKG 9.1, 188–196.

  6. 6.

    Geulen, Eva: Kinderlos. in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der Literatur 40 (2015), 420–440; hier: 429.

  7. 7.

    Vgl. dazu: Geulen, Eva: Adalbert Stifters Kinder-Kunst. Drei Fallstudien. In: Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 67 (1993), 648–668.

  8. 8.

    Koschorke: Erziehung zum Freitod (wie Anm. 1), 322, vgl. auch ebd., 321.

  9. 9.

    Ebd., 319.

  10. 10.

    Geulen: Adalbert Stifters Kinder-Kunst (wie Anm. 8), 660. Noch vor jeder kulturellen Markierung verbleibt das braune Mädchen mithin in einer Rätselhaftigkeit: „Mit der Rätselhaftigkeit des braunen Mädchens stellt Stifter [vielmehr] die durchaus realistische Diagnose, dass Kindheit in der Wirklichkeit der Moderne eben ein Rätsel geworden ist – ein Rätsel, mit dem die Erzählung nichts weniger als die tiefe Kluft verhandelt, die nunmehr zwischen der Welt der Erwachsenen und derjenigen der Kinder liegt.“ (Giuriato, Davide: Kindheit und Idylle im 19. Jahrhundert (E. T. A. Hoffmann, A. Stifter). In: Sabine Schneider/Marie Drath (Hg.): Prekäre Idyllen in der Erzählliteratur des deutschsprachigen Realismus. Stuttgart 2017, 118–131; hier: 130).

  11. 11.

    Geulen: Kinderlos (wie Anm. 7), 420 f.

  12. 12.

    Geulen: Adalbert Stifters Kinder-Kunst (wie Anm. 8), 649.

  13. 13.

    Derrida, Jacques: Von der Gastfreundschaft. Mit einer „Einladung“ von Anne Dufourmantelle. Übers. von Markus Sedlaczek. Wien 22007 (frz. 1997). Vgl. hierzu auch den Beitrag von Felix Christen in diesem Band.

  14. 14.

    Benveniste, Émile: Il vocabolario delle istituzioni indoeuropee. Volume primo. Economia, parentela, società. Torino ²2001 (frz. 1969). Als besonders aufschlussreich für unseren Zusammenhang erweist sich das siebte Kapitel, das von der Gastfreundschaft handelt (64–75).

  15. 15.

    Derrida: Von der Gastfreundschaft (wie Anm. 14), 60 f.

  16. 16.

    Koschorke: Erziehung zum Freitod (wie Anm. 1), 320.

  17. 17.

    Vgl. Geulen: Kinderlos (wie Anm. 7), 428.

  18. 18.

    Stifter, Adalbert: Vom Rechte. In: Ders.: Adalbert Stifter. Gesammelte Werke. Hg. von Max Stefl. Wiesbaden ²1959; Bd. 6: Kleine Schriften, 295–312; hier: 304 f.

  19. 19.

    Derrida: Von der Gastfreundschaft (wie Anm. 14), 60.

  20. 20.

    Rotman, Brian: Die Null und das Nichts. Eine Semiotik des Nullpunkts. Berlin ²2008, 40.

  21. 21.

    Ebd., 31.

  22. 22.

    Ebd., 46.

  23. 23.

    Vgl. zur Bedeutung von Fleck bei Stifter: vgl. Gann/Schuller: Fleck, Glanz, Finsternis (wie Anm. 1).

  24. 24.

    Begemann, Christian: Die Welt der Zeichen. Stifter-Lektüren. Stuttgart/Weimar 1995, 60.

  25. 25.

    Grimm, Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. 33. Bde. München 1991; hier: Bd. 21, Sp. 16 und 17.

  26. 26.

    Vgl. zu Gitter: Vogel, Juliane: Stifters Gitter. Poetologische Dimensionen einer Grenzfigur. In: Schneider/Hunfeld: Die Dinge und die Zeichen (wie Anm. 1), 43–58.

  27. 27.

    Bätschmann, Oskar: Leon Battista Alberti: Das Standbild. Die Malkunst. Grundlagen der Malerei. Darmstadt 2000. Rekonstruktion des Experimentes von Brunelleschi, 63 f., Größenverhältnisse und Perspektive §18–24.

  28. 28.

    De Robertis, Domenico (Hg.): Antonio Manetti. Vita di Filippo Brunelleschi. Milano 1976. Vgl. dazu: Belting, Hans: Florenz und Bagdad. Eine westöstliche Geschichte des Blicks. München ²2008. Vgl. dazu auch: Albrecht Dürer, der Zeichner des sitzenden Mannes, abgebildet in: Rotman: Die Null und das Nichts (wie Anm. 21), 45. Es gibt unterschiedliche Rekonstruktionen. Ich halte mich an die Version, die Hans Belting in seinem eben angeführten Werk gibt: „Die erste Demonstration wurde mit einem quadratischen Täfelchen durchgeführt, das einen ‚halben braccio‘ (29,18cm) groß war. Es zeigte eine Außenansicht von San Giovanni, dem Baptisterium gegenüber dem Dom, und ‚porträtierte den Bau von vorne so, wie man ihn auf einen Blick sieht‘. Das Gebäude war ‚mit seinem weißen und schwarzen Marmor so genau nachgebildet, wie es kein Miniaturmaler besser hätte machen können‘. […] Auf der Tafel brachte Brunelleschi ‚poliertes Silber dort an, wo sich die Gebäude gegen die Luft abzeichneten: Auf diese Weise spiegelte sich der natürliche Himmel darin‘. […] Der Standort der Vorführung befand sich ‚drei bracci hinter dem Portal im Innern des Doms‘, also in einer festgelegten Augendistanz zum Domplatz. So wurde vermieden, ‚dass die Dinge in jeder abweichenden Position anders erscheinen‘. Legte man zwischen Täfelchen, Spiegel und Bauwerk die Entfernungen fest, so ließ sich der Punkt markieren, an dem das Projekt, als eine gemalte Projektion, gelang. Für das Publikum fiel an diesem Standort der gemalte Platz mit dem gebauten Platz wie durch Magie zusammen. [D]azu mußte der Betrachter das Gemälde wie einen Schild vor sein Auge halten, als wäre das Bild selbst ein Subjekt, das blickt. Doch war es der Betrachter, der durch ein Guckloch auf der ihm zugewandten Rückseite des Gemäldes blickte. Hielt er einen Planspiegel (uno specchio piano) auf Armlänge vor sich, dann sah er darin das Gemälde von der Vorderseite. Wenn er dann den Arm sinken ließ und den realen Platz anschaute, sah er denselben Anblick noch einmal.“ (ebd., 182–184).

  29. 29.

    Rotman: Die Null und das Nichts (Anm. 21), 44 f.

  30. 30.

    Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch (wie Anm. 3).

  31. 31.

    Es heißt da: „So man ihn in der Jugend fänget, lernt er nicht nur menschliche Worte nachsprechen, sondern hat auch an denselben grosses Belieben und pflegt sie deutlich nachzumachen und auszusprechen […].“ Johann Heinrich Zedlers Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste. 64 Bde. Leipzig 1731–1754; hier: Bd. 13, Sp. 708 f.

  32. 32.

    Auf diesen Sachverhalt hat Michael Gamper hingewiesen. Vgl. Gamper, Michael: Kazensilber. In: Christian Begemann/Davide Giuriato (Hg): Stifter-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Stuttgart 2017, 91–94; hier: 92.

  33. 33.

    Belting: Florenz und Bagdad (wie Anm. 29), 182–184.

  34. 34.

    Damisch kommentiert diesen Passus so: „Dieser Text und der zugleich optische und szenographische Versuch, den er erzählt, zeugen von der Begrenzung, die das perspektivische System in seiner theoretischen Form von Anfang an erfährt (denn es handelt sich hier um Theorie und nicht um ‚Malerei‘). Die Perspektive darf nur solche Dinge kennen, die sie auf ihre Ordnung zurückführen kann, die Dinge, die einen Ort einnehmen und deren Kontur linear definierbar ist. Der Himmel nimmt jedoch keinen Ort ein, er hat keine Maße; und was die Wolken betrifft, so lassen sich weder ihre Konturen festhalten noch ihre Formen im Sinne von Oberflächen definieren: Die Wolke gehört, wie Leonardo da Vinci sagt, zur Klasse der Körper ohne Oberfläche, die weder Form noch genaue Extremitäten haben und deren Grenzen sich gegenseitig durchdringen.“ Damisch, Hubert: Theorie der Wolke. Zürich 2013 (frz. 1972), 169 f. Ich verdanke den Hinweis zu Hubert Damisch Jana Schuster, der an dieser Stelle dafür herzlich gedankt sei. Aus literaturwissenschaftlicher Sicht hat sich besonders Jörg Jochen Berns mit dem Problem der Lesbarkeit der Wolken beschäftigt. Deutlich wird, dass es sich immer um Zeichensysteme handelt, die sich am projektierten Himmel zeigen und ihr prognostisches Potential innerhalb einer umfassenderen Semiose entfalten. Vgl. hierzu: Berns, Jörg Jochen: Die Lesbarkeit der Wolken. In: Peter Kofler/Ulrich Stadler: Lesen/Schreiben/Edieren. Über den Umgang mit Literatur. Frankfurt a.M. 2016, 13–30; und ders.: Wolkenspektakel. Theatrale Himmelsprodigien auf frühneuzeitlichen Flugblättern. In: Ders./Thomas Rahn (Hg.): Projektierte Himmel. Wiesbaden 2019, 181–208.

  35. 35.

    Berns: Wolkenspektakel (wie Anm. 36), 197.

  36. 36.

    Ebd.

  37. 37.

    Die Wolkenpassagen und das damit verbundene Hagelungewitter sind in der bisherigen Stifter-Literatur vornehmlich unter meteorologischen Wissensdiskursen und probabilistischer Risikoabschätzung diskutiert worden, vgl. Gamper: Kazensilber (wie Anm. 34), auch unter Rückgriff auf das bei Stifter noch wirksame Prinzip des Eingriffs einer transzendenten Macht, das im Erklärungsmuster der Mutter als Wunder benannt wird. Doch selbst wenn in diesem noch Reste eines Theodizeegedankens ausgemacht werden können (vgl. Begemann: Die Welt der Zeichen (Anm. 25), 311), hindert nichts daran, Gott auch als einen Zeichenproduzenten und -sender zu verstehen, der visus invisus tätig wird (vgl. hierzu: Berns: Wolkenspektakel (Anm. 36), 194). Man könnte demzufolge die Wolkensequenzen auch unter mediengeschichtlichen und -theoretischen Gesichtspunkten diskutieren. Dann ergäbe sich eine Quasi-Parallelisierung zweier erzähltheoretisch wirksamer Bildmodalitäten: Einem Kontinuum der einer linearperspektivischen Darstellung unterliegenden Bilder überlagert sich das Kontinuum einer der präcineastischen Darstellung verpflichteten Bildszenographie. Beiden Kontinuen entspräche dann das Kontinuität und ein räumliches Kontinuum schaffende Wiederholungsprinzip des Erzählvorgangs. Oder anders gesagt: Die Tafeln, auf die die „Vorrede“ zu Bunte Steine verweist (vgl. HKG 2.2, 11), geben ein ungerahmtes Kontinuum. In diese Tafeln schreiben sich dann immer kleiner werdende gerahmte Täfelchen ein, die perspektivische Setzungen erlauben und den Raum gewissermaßen als Skripturalraum sequentieller Täfelchen ausweisen. Dieses Verfahren wird in „Wiener-Wetter“ (HKG 9.1, 336–351) merkbar: Von der Tafel der Großwetterlage wird zu immer kleiner werdenden Tafeln fortgeschritten, bis man beim Täfelchen „der Schottenkirche längs der weißen Mauer gegen die Renngasse“ (HKG 9.1, 339) ankommt: „[J]a, daß es sogar bei uns wieder Unter-Unterschiede gibt, daß eigenthümliche Vorstadtwetter existiren oder gar originelle Platz = und Gassenclimate.“ (HKG 9.1, 335) Zu verzeichnen bleibt, dass dieser Vorgang von Stifter als „malen“ bezeichnet wird: „Allein wir wollen hier abbrechen, die Winterphysiognomie unserer Stadt zu malen, und lieber zu dem versprochenen letzten Theile unserer wissenschaftlichen Abhandlung übergehen, nämlich zu den rhapsodischen Wetterscenen und ihren Wirkungen.“ (HKG 9.1, 344) Zu den meteorologischen Tafeln vgl. den Beitrag von Jana Schuster in diesem Band. In eben der Weise werden auch die Orte der Landschaft, die die Großmutter auf ihren Wanderungen in ihren Erzählungen enträtselt, zum Skripturalraum der Täfelchen.

  38. 38.

    Vgl. zu dieser Problematik: Geulen, Eva: Worthörig wider Willen. München 1992, insbesondere das Kapitel: „Reden und Schweigen: Walter Benjamin und Martin Heidegger über Adalbert Stifter“, 42–56; und: Schiffermüller, Isolde: Buchstäblichkeit und Bildlichkeit bei Adalbert Stifter. Dekonstruktive Lektüren. Bozen/Innsbruck/Wien 1996, insbesondere das Kapitel: „Eisgeschichte. Stifter mit Heidegger“, 51–71.

  39. 39.

    Heidegger, Martin: Der Weg zur Sprache. In: Ders., Unterwegs zur Sprache. Stuttgart 122001, 239–268, 252 f.

  40. 40.

    Stifter, Adalbert: Mein Leben. In: Ders.: Adalbert Stifters Leben und Werk. In Briefen und Dokumenten. Hg. von Kurt Gerhard Fischer. Frankfurt a.M. 1962, 678–682; hier: 682.

  41. 41.

    Stifter: Mein Leben (wie Anm. 42), 682.

  42. 42.

    Vgl. zu dieser Problematik: Wolf, Ursula (Hg.): Eigennamen. Dokumentation einer Kontroverse. Frankfurt a.M. 1985.

  43. 43.

    Heidegger, Martin: Die Sprache. In: Ders.: Unterwegs zur Sprache (wie Anm. 41), 9–33; hier: 21.

  44. 44.

    Begemann: Die Welt der Zeichen (wie Anm. 25), 32.

  45. 45.

    Die Schalensteine sind noch immer schwer klassifizierbar. Die Deutungen reichen von Funktionsaufgaben bis zu kultischer Verwendung. Die wahrscheinlichste Deutung schreibt ihnen eine Funktion als Opferschale zu. Vgl. hierzu: Art. ‚Schalensteine, Näpfchensteine‘. In: Eduard Hoffmann-Krayer/Hanns Bächthold-Stäubli (Hg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. 10 Bde. Berlin/Leipzig 1927–1942; hier: Bd. 7, Sp. 990–996.

  46. 46.

    Der Kommentar- und Apparateband zu Bunte Steine hg. von Walter Hettche, verzeichnet die möglichen Bezüge von Sture Mure und Rauh-Rinde zu den Tiroler- und Voralberger-Sagen (vgl. HGK Bd. 2.3, 171–179; bes. den Kommentar zu Anm. 2). Damit wäre Rauh-Rinde eine Fängge und das Verhältnis Sture Mure – Rauh Rinde als ein genealogisches Mutter-Tochter-Verhältnis ausgewiesen. Interessanter erscheint mir der Hinweis, den Jacob Grimm im ersten Band seiner Deutschen Mythologie gibt. Dort heißt es: „[M]erkwürdig ist ein in mehreren zwergsagen wiederkehrender klageruf: ‚der könig ist todt! Urban ist todt! Die alte mutter pumpe ist todt! [D]ie alte schlumpe ist todt!‘ […] Nimmt man hinzu, daß es in sachsen heißt: ‚de gaue fra is nu al dot!‘ mit deutlichem bezug auf die mütterliche göttin (s. 209) und daß auch im norden das ähnliche ‚nu eru dau ar allar dîsir‘! Gilt (s. 333); so scheint dadurch von uralters her der schmerz über den tod eines höheren wesens sich luft zu machen (s. nachtr.).“ (Grimm, Jacob: Deutsche Mythologie. Um eine Einleitung vermehrter Nachdruck der 4. Auflage, besorgt von Elard H. Meyer Berlin 1875–1878. 3. Bde. Wiesbaden 1992.; hier: Bd. 1, 375).

  47. 47.

    In der analytischen Einlassung zum Geld steht der ähnliche Satz: „[D]enn sein leichter Verkehr (ein Herzogthum kann man in einer Tasche tragen) reizt zur Anhäufung.“ (HGK 9.1, XII)

  48. 48.

    Der Lombard-Kredit als Pfandleihe ist an dieser Stelle zwar nicht angesprochen, aber mitaufgerufen, zumal nicht mitgeteilt wird, woher der Lombarde das Kaufgeld hat. Der Lombard-Kredit findet in Johann Heinrich Zedlers Grosses Universal-Lexicon Erwähnung. In seiner Weiterentwicklung zum Effektenlombardkredit, der sich zur Deckung der unterschiedlichsten Effekten bedient, schreibt sich diese Kreditform in ein selbstreferentielles Verweissystem ein. Zumindest wird in dieser Konstellation die Frage des Wertes, des Preises und der Deckung mitverhandelt. Aber bereits das Goldgeld, das seinen Wert aus dem intrinsischen Materialwert des Goldes bezieht – „die Nominalwerte, die auf den Stücken ablesbar sind, müssen mit der Menge Metall übereinstimmen, die man als Eichmaß gewählt hat und die sich darin verkörpert findet.“ (Foucault, Michel: Die Ordnung der Dinge. Frankfurt a.M. 121993 (frz. 1966), 215) – ist mit dem ersten Eintreten in den Kreislauf des Geldes, bereits einem Verschleiß unterworfen. Signifikant und Signifikat brechen auseinander und machen es notwendig, dass die imaginäre Verrechnungsgröße des ‚Marc Banco‘ oder des ‚Florin de Banque‘ als imaginäres Scheingeld eingeführt wird, das dann im weiteren Verlauf zum Papiergeld und dem Xenogeld als Zeichen mutiert. Und vom letzteren kann man sagen „daß es als freies und in irgend etwas außerhalb seiner selbst nicht konvertierbares Zeichen sich selbst bezeichnet. Ausdrücklicher gesagt, bezeichnet es die möglichen Beziehungen, die es mit den künftigen Daseinsformen seiner selbst eingehen kann.“ (Rotman: Die Null und das Nichts (wie Anm. 21), 149) Und vom Scheingeld kann gesagt werden: „In der Tat ist das Scheingeld, verglichen mit den Zeichen des Goldgeldes, wie die Null und der Fluchtpunkt ein gewisses Metazeichen, das sowohl an einer neuen Zeichenpraxis teilhat als auch sie begründet.“ (Rotman: Die Null und das Nichts (wie Anm. 21), 55)

  49. 49.

    Und damit scheint Christian Begemann Recht zu behalten, wenn er festhält: „Wenn in der neueren Forschung gelegentlich die Materialität der Stifterʼschen Dinge auf Kosten ihrer Zeichenhaftigkeit betont worden ist, dann erlaubt gerade die Kategorie des Fetisch, beide Aspekte zu korrelieren. Gewiss sind die Dinge zunächst einmal Dinge in ihrer materiellen Gestalt. Als Teil einer Ehrfurcht gebietenden Ordnung aber ist das einzelne Ding immer schon mehr als es selbst, und die Materie ist gleichsam durchdrungen von dem was ihr an Sinn und Bedeutung aufgebürdet wird.“ (Begemann, Christian: Ding und Fetisch. Überlegungen zu Stifters Dingen. In: Hartmut Böhme/Johannes Endres (Hg.): Der Code der Leidenschaften. München 2010, 324–343; hier: 335)

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Locher, E. (2019). „[…] und erklärte die weißen Pünktlein, die kaum zu sehen waren“. ‚Täfelchen‘ und ‚Nullpunkt‘ als perspektivische Größen in Stifters Kazensilber. In: Giuriato, D., Schneider, S. (eds) Stifters Mikrologien. Abhandlungen zur Literaturwissenschaft. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04884-4_8

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