Zusammenfassung
Wie einen Augapfel hütet Webers Soziologie das ›Bürgertum‹, ohne dessen weltgeschichtlich unwahrscheinlichen Auftritt die okzidentale Moderne für ihn nicht durchschaubar, verstehbar und erklärbar war. Aus dem Bürgertum stammend, mütterlicherseits (Helene Fallenstein) eher aus der Bourgeoisie (Tuchgroßhandel), väterlicherseits (Max Weber sen.) eher aus der Civil Society (Stadtrat der Berliner Kommunalverwaltung), hat er bekannt: »Ich bin ein Mitglied der bürgerlichen Klassen, fühle mich als ein solches und bin erzogen in ihren Anschauungen und Idealen« (GPS, 20; vgl. Radkau 2005). Anders als Karl Marx, sein Antipode in der Aufklärung der modernen Welt, der diese seine bürgerliche Klasse hinter sich lassen, sie mit dem Proletariat auf eine vollendete nachbürgerliche Moderne hin revolutionär überschreiten wollte und der damit für Generationen der Prototyp des aus dem Bürgertum abspringenden Bürgers wurde – z. B. für Lukács und Horkheimer –, blieb Weber in seiner Analytik und Haltung immer im Bürgertum verankert und wollte durch es hindurch, in seinen Verwandlungen, die Moderne durchschreiten und aushalten – darin wurde er ein Vorbild z. B. für Jaspers oder Plessner.
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Literatur
Freyer, Hans: Bürgertum. In: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften. Bd. 2. Stuttgart/Tübingen/Göttingen 1959, 52–456.
Hoffmann, Stephan Ludwig: Geselligkeit und Demokratie. Vereine und zivile Gesellschaft im transnationalen Vergleich 1750–1914. Göttingen 2003.
Radkau, Joachim: Max Weber. Die Leidenschaft des Denkens. München 2005.
Schluchter, Wolfgang: Die Entwicklung des okzidentalen Rationalismus. Eine Analyse von Max Webers Gesellschaftsgeschichte. Tübingen 1979.
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Fischer, J. (2020). Bürgertum. In: Müller, HP., Sigmund, S. (eds) Max Weber-Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05142-4_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05142-4_5
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-05141-7
Online ISBN: 978-3-476-05142-4
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