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Wissenschaftserzählungen. Narrative Strukturen im naturwissenschaftlichen Diskurs

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Wirklichkeitserzählungen

Zusammenfassung

Spielt das »Erzählen« in einem Feld, als dessen charakteristisches Erkenntnisinteresse zumeist das »Erklären« von Welt und weniger deren interpretatorisches Verstehen aufgeführt wird, eine konstitutive Rolle? Und wenn ja, welcher Art sind die narrativen Strukturen in einem Wirklichkeitsfeld, dessen Wissensgewinnung heutzutage zumeist in hochtechnisierten, komplex organisierten und global vernetzten Laboratorien stattfindet? Lässt sich auch hier von einer ordnungsstiftenden Funktion narrativer Elemente sprechen — in einem Feld, dessen disziplinäres Selbstverständnis darauf gründet, zeitlose und ortsungebundene Fakten zur Erklärung der Natur vorzulegen und dessen Textproduktion lediglich als transparentes Medium zur Vermittlung dieser Fakten gesehen wird? Der Wissenschaftshistoriker Frederic Lawrence Holmes wies bereits vor rund zwanzig Jahren darauf hin, dass gerade jenes Handlungsfeld, das die neuzeitlichen empirischen Wissenschaften erst konstituierte, nämlich das Experiment, per se narrative Muster für seine Darstellung erfordere:

Sustained experimentation has an intrinsic chronological structure which makes narrative the natural mode in which to describe it. To incorporate what is salient from the investigative ›story‹ into a paper structured as a critical argument requires transformations that are as central to the creativity of science as are the investigations themselves.1

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Auswahlbibliographie

  • Narratologische Studien (im engeren Sinne) zu Formen und Funktionen des Erzählens im naturwissenschaftlichen Feld liegen meines Wissens nicht vor. Bei den folgenden Literaturhinweisen handelt es sich um Studien aus der Wissenschaftsforschung, Wissenschaftsgeschichte und Literaturforschung, die bereits als Klassiker gelten und/oder sich als Grundlage für weiterführende Untersuchungen anbieten:

    Google Scholar 

  • Beer, Gillian: Darwin’s Plots. Evolutionary Narrative in Darwin, George Eliot, and Nineteenth-Century Fiction, London 1983. — In dieser klassischen Studie untersucht Gillian Beer die literarische Form von Charles Darwins Die Entstehung der Arten (und zu einem geringeren Anteil Die Abstammung des Menschen). Sie geht den Ähnlichkeiten dieser Texte mit dem Roman des 19. Jahrhunderts nach und verfolgt die Rezeption evolutionärer Erzählmuster in der viktorianischen Literatur.

    Google Scholar 

  • Gross, Alan G./Harmon, Joseph E./Reidy, Michael: Communicating Science: The Scientific Article from the 17th Century to the Present, Oxford 2002. — Dieses Buch versucht kommunikationswissenschaftliche und wissenschaftshistorische Perspektiven zu verbinden. Es legt eine sowohl qualitative Analyse als auch quantitative Auswertung von naturwissenschaftlichen Artikeln aus drei Jahrhunderten vor. Deren Wandel wird mit einem evolutionären Modell erklärt.

    Google Scholar 

  • Haraway, Donna: Primate Vision: Gender, Race, and Nature in the World of Modern Science, New York/London 1989. — In diesem Buch, das sowohl für die Wissenschaftsgeschichte als auch die Gender Studies wegweisend war, untersucht Haraway die Geschichte der Primatologie im 20. Jahrhundert als Feld der Konstruktion und Rekonstruktion von Narrativen über Natur, Kultur, Geschlecht und Rasse.

    Google Scholar 

  • Myers, Greg: Writing Biology: Texts in the Social Construction of Scientific Knowledge, Madison 1990. — Diese klassische Studie kombiniert eine detaillierte Textanalyse einer Reihe von naturwissenschaftlichen Textformen mit Fragestellungen der Wissenschaftsforschung. Myers analysiert vor allem die Konstruktion von Erzählungen über Wissenschaft in biowissenschaftlichen Kontroversen im 20. Jahrhundert.

    Google Scholar 

  • Plotinitsky, Arkady: »Science and Narrative«, in: David Herman/Manfred Jahn/Marie-Laure Ryan (Hg.): Routledge Encyclopedia of Narrative Theory, New York 2008, S. 514–518. — Dieser Eintrag nähert sich dem Themenfeld Wissenschaft und Erzählung aus postmoderner Perspektive an und fasst dabei einige gegenwärtige Forschungsausrichtungen der ›Literature & Science Studies‹ sowie der Wissenschaftsgeschichte zusammen.

    Google Scholar 

  • Shapin, Steven: »Pump and Circumstance: Robert Boyle’s Literary Technology«, Social Studies of Science 14 (1984), S. 481–520. — Anhand der detaillierten Analyse der »literarischen Technologie« von Robert Boyle vermittelt Shapin wissenschaftshistorische Einblicke in die Art und Weise, wie im 17. Jahrhundert über Experimente berichtet wurde.

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Christian Klein Matías Martínez

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Brandt, C. (2009). Wissenschaftserzählungen. Narrative Strukturen im naturwissenschaftlichen Diskurs. In: Klein, C., Martínez, M. (eds) Wirklichkeitserzählungen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05228-5_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05228-5_4

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-02250-9

  • Online ISBN: 978-3-476-05228-5

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

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