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Die Methode der Objektiven Hermeneutik

  • Chapter
Jugendkulturen als Fluchtlinien
  • 1915 Accesses

Auszug

Die Methode und Theorie der Objektiven (strukturalen) Hermeneutik wurde von Ulrich Oevermann beginnend in den 1970er Jahren entwickelt und bis in die heutige Zeit ständig weiter vorangetrieben. Das ‚Einlesen’ in die Methode der Objektiven Hermeneutik gestaltet sich deshalb etwas schwierig, weil das so entstandene Methodengerüst auf kein einheitlich vorliegendes ‚Methodenbuch’ verweist, sondern erst aus vielen verstreuten Einzelpublikationen Oevermanns entstanden ist (vgl. Oevermann 1981, 1986, 1990, 1991, 1995, 2000) und die zum Teil aus kritischen Diskursen hervorgegangen sind. Als Klassiker schlechthin sind hier die Rekonstruktion einer Abendbrotszene (Oevermann/Allert/Kronau/Krambeck 1979) und die einer Fernsehansage (Oevermann 1983) besonders hervorzuheben. Erstmals wurde in der Rekonstruktion dieser beiden Szenen die Differenz zwischen der subjektiven Repräsentanz intentionalen Handelns einerseits und den latenten Sinnstrukturen andererseits deutlich. In der so genannten „Guten Abend — Szene“ im Rahmen dieser Fernsehansage wird bspw. deutlich, wie auf der Ebene subjektiv-intentionaler Repräsentanz die Begrüßung der Zuschauer augenscheinlich zwar als wohlgeformte Einhaltung von Höflichkeitskonventionen daherkommt, die aber in der Strukturlogik des Fernsehens den Zuschauer latent in eine Beziehungsfalle manövriert. Neben den Beiträgen Oevermanns existiert eine Vielzahl von Beiträgen, die sich durchaus auch kritisch mit der Objektiven Hermeneutik auseinandersetzen (Reichertz 1994, 1995), die einen einführenden Überblick zur Methode und Verfahrensweisen der Objektiven Hermeneutik verschaffen (Garz 1997; Reichertz 1997; Hagedorn 2005) und die als Sammelbände Einblicke in die Forschungspraxis der Objektiven Hermeneutik erlauben (Garz 1994; Kraimer 2000).

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  1. Chomsky geht in seiner Hypothese einer „Universalgrammatik“ von genetisch determinierten mentalen Strukturen aus, die es uns ermöglichen, eine Sprachfähigkeit unabhängig von äußeren Einflüssen zu entwickeln (vgl. Chomsky 1981).

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  2. Die Autonomie von Lebenspraxis ist dadurch ‚gesichert’, indem die Krise als der Normalfall und die Routine als Ausnahme funktioniert. Autonomie gelingt gewissermaßen durch das Scheitern von Handlungsroutinen und dem Hervorbringen des Neuen (vgl. Oevermann 1995). Die je spezifische Entscheidung der Lebenspraxis für diesen oder jenen Handlungsanschluss ist also gleichsam Ausdruck lebenspraktischer Autonomie.

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  3. Hier fällt die Wahl und begründete Entscheidung für wohlgeformte Handlungsalternativen dort am leichtesten, wo „in der Entscheidungssituation selbst schon die Begründungsargumente evident vorliegen“ (Oevermann 1995, S. 37). Hierbei könne aber — so Oevermann — im eigentlichen Sinne gar nicht von einer wirklichen Öffnung des Handlungsspielraums die Rede sein, vielmehr müsse dieser Handlungsspielraum tatsächlich geöffnet sein, in dem er bis dahin gültige Entscheidungskriterien und-regeln überschreitet (vgl. ebd. 1995, S. 37). Die Krisenhaftigkeit dieser Handlungssituationen ist in der Folge darin zu bedeuten, dass die Wahl eines angemessenen Handlungsanschlusses nach der Konstruktion hypothetischer Welten verlangt, denn Entscheidungsvielfalt ist ebenso offen, wie die Zukunft, in der sich die ‚Richtigkeit’ der getroffenen Wahl bzw. Entscheidung bewähren muss (ausführlich hierzu: Oevermann 1995).

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  4. Dieses Moment der Eröffnung und Beschließung einer Sequenzstelle (Sequenzialität einer Handlungssituation) ist gewissermaßen als der besondere, methodische Kniff’ zu bezeichnen, der in der Operation der Sequenzanalyse konsequent umgesetzt werden sollte. Denn nur so kommt der Interpret den objektiven bedeutungsgenerierenden Regeln einer Handlungssituation auf die Schliche.

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  5. Unter diese Dispositionsfaktoren fallen all jene Einflüsse, die dem äußeren Kontext des Falls angehören. Dies wären etwa lebensweltliche, soziale, ökonomische o.a. Dieser äußere Kontext sollte in der Sequenzanalyse zunächst unbeachtet bleiben. Die Hinzunahme von Kontextwissen würde in der Analyse Abkürzungsstrategien negativ begünstigen.

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  6. Die Fallrekonstruktion bedeutet ein Verfahren, dass sich in keiner Nähe zur Fallstudie oder Fallbeschreibung befindet. Gerade hier fordert Oevermann den radikalen Perspektivwechsel und markiert die grundlegende Unterscheidung „einer subsumtionslogisch und einer rekonstruktionslogisch verfahrenden Erfahrungswissenschaft“ (Oevermann 2000, S. 61).

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  7. Des Begriff des Latenten versteht sich hier in deutlicher Abgrenzung zu seiner Verwendung im psychoanalytischen Ansatz (dazu ausführlich: Oevermann 1993).

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  8. In der Regel wird zu diesem Zwecke ein zweites, zeitlich vorausgehendes Segment aus dem Leben des Falls analysiert.

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  9. Mit letzterem Argument verteidigt sich Oevermann zu Recht gegen den völlig unbegründeten Vorwurf, dass die Objektive Hermeneutik „über die Anfänge längerer Interaktionsprotokolle wegen der Ausführlichkeit ihrer Sinnauslegungsprozeduren nicht hinausgelange“ (vgl. ebd. 1986, S. 21).

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  10. Hiermit ist eine erkenntnisorientierte Haltung gemeint, die sich in der Logik des abduktiven Schlussfolgerns den geläufigen logischen Schlüssen der Deduktion und Induktion gegenüberstellt (dazu ausführlicher: Reichertz 1993).

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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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(2008). Die Methode der Objektiven Hermeneutik. In: Jugendkulturen als Fluchtlinien. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91027-7_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-91027-7_4

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-15982-9

  • Online ISBN: 978-3-531-91027-7

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

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