Auszug
Es ist etwa 12 Uhr am 11. Oktober 1987, und der Stern—Reporter Sebastian Knauer und sein Kollege, der Fotograf Hanns-Jörg Anders, finden endgültig, dass sie lange genug gewartet haben bzw. nun nicht mehr länger warten können. Sie sind nach Genf geflogen, um ein Interview mit dem inzwischen zurückgetretenen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Uwe Barschel, zu führen.1 Barschel ist zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend demontiert: Er gilt als ein Ministerpräsident, der womöglich versucht hat, mit schmutzigen Tricks an der Macht zu bleiben; der aller Wahrscheinlichkeit nach seinen Widersacher im Wahlkampf, Björn Engholm, bespitzeln lässt; der — so die Aussagen seines Medienreferenten Reiner Pfeiffer — andere beauftragt hat, Björn Engholms Sex-Leben auszuforschen. Nun ist er in Genf — angeblich, um dort einen Entlastungs-Zeugen zu treffen, der alle Vorwürfe als Resultat einer bösartigen Medien-Verschwörung entlarvt.
Die folgenden Überlegungen werden ausführlicher in dem Buch „Die Beobachtung des Beobachters“ (Pörksen 2006) dargestellt; Zitate und verschiedene andere Angaben zum Hergang der Ereignisse im Hotel Beau-Rivage stammen — soweit nicht anders nachgewiesen — aus einem mehrstündigen Gespräch, das ich am 12.5.2006 mit Sebastian Knauer geführt habe.
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Literatur
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© 2008 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Pörksen, B. (2008). Schule des Sehens. In: Pörksen, B., Loosen, W., Scholl, A. (eds) Paradoxien des Journalismus. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91816-7_38
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