Skip to main content

Werttheorien

  • Chapter
Werte und Tatsachen
  • 34 Accesses

Zusammenfassung

Ich habe von einer Unterhaltung berichtet, in der ein Freund von mir bittere Angriffe auf die Wissenschaft machte. Entweder, meinte er, ist die Wissenschaft ohnmächtig, wo immer sie den wichtigen Problemen der Menschheit nahe kommt, oder sie neigt dazu, wenn sie doch versucht, menschliche Belange zu behandeln, deren eigentliche Natur zu verzerren. So gut wie allen Tätigkeiten des Menschen, fuhr er fort, liegen Werte zugrunde, d. h. die Überzeugung, daß manche Dinge ‚sein sollten‘, andere aber nicht. Die Wissenschaft aber mit ihrem außerordentlichen Interesse an bloßen Tatsachen lasse jedes Verständnis für solche Werte oder Gefordertheiten vermissen. Schließlich ging der Kritiker so weit zu behaupten, daß die Wissenschaft am Ende ihre eigenen Grundlagen erschüttern und infolgedessen ihr Selbstvertrauen verlieren müsse. Es gäbe ja kein wissenschaftliches Verfahren ohne wenigstens die Erfordernisse der Logik, die Unterscheidung zwischen wesentlichen und unwesentlichen Dingen usw. Daher müsse eine Wissenschaft, die allen Ernstes nichts zulassen wolle als indifferente Tatsachen, sich unbedingt durch ihr eigenes Vorgehen früher oder später schwer schädigen.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 69.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  1. Ich kann wohl als bekannt voraussetzen, daß der Positivismus einmal in Gefahr war, eine negativistische Haltung anzunehmen.

    Google Scholar 

  2. R. B. Perry, General Theory of Value. 1926.

    Google Scholar 

  3. Manche Philosophen zweifeln daran, daß Plato wirklich eine Existenz von vollkommenen Dingen in einer eigenen “Welt außerhalb der uns umgebenden behaupten wollte. Wenn er manchmal spricht, als ob er das tatsächlich meine und als ob die Menschen wirklich in einem früheren Leben richtige Wahrnehmungen von solchen Vollkommenheiten gehabt hätten, so solle, sagen diese Philosophen, das alles zu den dichterischen Wendungen gerechnet werden, in die Plato oft den mehr abstrakten Sinn seiner Theorien einkleidete. Denkt man jedoch an die enge Verbindung, die für die meisten Griechen zwischen Wahrheit und echter Wirklichkeit bestand, so kann man doch nicht sicher sein, ob wir zu einer so radikalen Symbolisierung seiner häufig sehr bestimmten Aussagen berechtigt sind.

    Google Scholar 

  4. Eine der auffallendsten Eigenschaften von Professor Perrys „General Theory of Value“ besteht darin, daß er immer wieder den Unterschied betont zwischen dem Wertproblem als solchem und allen Untersuchungen über speziellere Fragen auf diesem Gebiet. Solche Sonderuntersuchungen setzen oft entweder stillschweigend eine Lösung des allgemeinen “Wertproblems voraus, oder die Verfasser scheinen zu übersehen, daß es überhaupt so ein Problem gibt und daß alle weitere Bemühung von dessen Lösung abhängt.

    Google Scholar 

  5. Ich übersehe nicht, daß Kant zwei Darstellungen seiner Theorie gegeben hat, eine, die von etwas psychologischer und subjektivistischer Art ist und eine andere, in der er untersucht, was logisch in strenger Wissenschaft Inbegriffen liegt. Wenn jedoch bei diesem zweiten Verfahren gewisse formale Prinzipien als Vorbedingungen der Wissenschaft gefunden werden, so folgt doch daraus nicht, daß sie zur Struktur des Geistes gehören. Es besteht ja die andere Möglichkeit, daß sie wenigstens teilweise im sogenannten Material enthalten sind. Und doch hängt die Gültigkeit von Kants Theorie ganz von der Annahme ab, daß es „im Material“ keine inneren Strukturprinzipien gibt. (Vgl. J. Laird, A. Study in Realism. 1920, S. 32).

    Google Scholar 

  6. Das ist der Grund, warum Kants Theorie nicht wirklich konkret angewendet werden kann. In Raum und Zeit z. B. gibt es ja viele Möglichkeiten der „Formgebung a priori“. “Wir können nicht einsehen, wie in einem gegebenen Fall eine Auswahl unter allen diesen Möglichkeiten getroffen wird.

    Google Scholar 

  7. Man könnte an dieser Stelle freilich sagen, daß in der Wahrnehmung von Verhältnissen zwischen Dingen eine Einsicht liegt, daß ein bestimmtes Verhältnis als aus der Natur der gegebenen Wahrnehmungsinhalte folgend aufgefaßt wird. Wir kommen später auf diese Frage zurück.

    Google Scholar 

  8. Vgl. W. Köhler, Psychologische Probleme. Berlin: Springer 1933, Kapitel III.

    Book  Google Scholar 

  9. Ich hoffe, die Vereinfachung macht diesen Bericht nicht irreführend.

    Google Scholar 

  10. Nicht wenige Philosophen und manche Wissenschaftler haben wirklich Kant so interpretiert, als bedeute seine Erkenntnislehre eine besondere Form von Subjektivismus und Relativismus. Wenn die „Struktur des Geistes“ als eine bestimmte Tatsache aufgefaßt wird, die tatsächlich ist, wie sie ist, aber ebensogut auch anders sein könnte — nun, dann sind wir dem Relativismus ja so nahe wie möglich.

    Google Scholar 

  11. In späteren Jahren hat Husserls Phänomenologie eine Wendung genommen, die sie Kants Erkenntnislehre näherbringt.

    Google Scholar 

  12. Ethik, III, Satz 9.

    Google Scholar 

  13. General Theory of Value, S. 115. Professor McDougall, nehme ich an, würde Perrys Äußerungen gebilligt haben.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1968 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

About this chapter

Cite this chapter

Köhler, W. (1968). Werttheorien. In: Selbach, O.C. (eds) Werte und Tatsachen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-88701-7_2

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-88701-7_2

  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-540-04211-2

  • Online ISBN: 978-3-642-88701-7

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics