Zusammenfassung
Annahmen über „sensible Phasen“ in der motorischen Entwicklung tauchen in der Trainingsliteratur zunehmend auf, ohne daß sie allerdings einer genaueren Prüfung unterzogen würden [7, 10, 11, 13, 14]. Das Konzept ist dabei von der Ethnologie übernommen: Als sensible Phasen werden jene Altersabschnitte bezeichnet, in denen spezifische umweltbezogene Verhaltensmuster (wie z.B. das Bindungsverhalten an „Eltern“objekte) sehr schnell erworben werden, in denen also eine hohe Sensibilität des Organismus für bestimmte Erfahrungen besteht. Diese Phasen sind zeitlich begrenzt, wobei die zeitliche Begrenzung offenbar biogenetisch weitgehend fixiert ist. Der Erwerb entsprechender Erfahrungen vor und nach diesen Phasen beansprucht weit mehr Zeitaufwand, oder er gelingt nur unzureichend oder überhaupt nicht. Jedoch konnten die in der Zoologie gewonnenen Befunde über sensible Phasen im Bereich des menschlichen Verhaltens bislang kaum einigermaßen sicher bestätigt werden (vgl. im Überblick z.B. [9]). Deshalb muß auch Skepsis hinsichtlich möglicher sensibler Phasen in der motorischen Entwicklung überwiegen.
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Literatur
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Baur, J. (1988). „Sensible Phasen“ in der motorischen Entwicklung — ein untaugliches Konzept für das Kinder- und Jugendtraining. In: Steinacker, J.M. (eds) Rudern. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-93375-2_43
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