Zwischen curricularem Lernprozess und standardisiertem Wettbewerb: Widerstreitende Bildungskulturen im türkischen Schulsystem

Zusammenfassung

Dieser Aufsatz beschäftigt sich mit der Einführung eines neuen, als konstruktivistisch apostrophierten Curriculums in türkischen Primarschulen. Im Vordergrund steht die Frage, ob das alte, als behavioristisch bezeichnete Curriculum tatsächlich durch eine neue Bildungskultur abgelöst wurde. Doch im Zuge der Untersuchung wurde deutlich, dass neben dem neuen Curriculum eine weitere Bildungskultur die Praktiken in Primarschulen prägt: die Vorbereitung auf die zentralen, multiple choice-basierten Aufnahmeprüfungen für das Gymnasium. Wie die dokumentarische Interpretation von Gruppendiskussionen mit LehrerInnen und Eltern zeigt, kommt es – je nach generationeller Lage der Lehrpersonal oder der sozialgeographisch-ökonomischen Lage der Schule – zu unterschiedlichen Gemengelagen dieser beiden Bildungskulturen, die bisweilen sogar im Widerstreit miteinander liegen.