Skip to main content

Verbraucherpolitik statt Verbraucherschutz

  • Chapter
  • First Online:
Verbraucherwissenschaften

Zusammenfassung

Der wirtschaftliche Verbraucherschutz ist weitgehend auf das Zivilrecht gestützt. Verbraucher können ihre Interessen deshalb nur selber oder mit Unterstützung von Verbraucherorganisationen wahrnehmen. Nur im Finanz-, Telekommunikations- und Energiesektor sind Bundesbehörden generell beauftragt, Verstöße gegen kollektive Verbraucherrechte abzustellen. Im Gegensatz dazu setzt der gesundheitliche Verbraucherschutz auf staatliche Kontrollen. Er baut auf dem Vorsorgeprinzip auf, das im Einzelfall wissenschaftlich zu begründen ist. Die Bewertung von Risiken ist von den danach zu treffenden Maßnahmen organisatorisch getrennt. Um einen reaktiv konzipierten Verbraucherschutz zu einer gestaltenden Verbraucherpolitik zu entwickeln, sollten das Vorsorgeprinzip und die Trennung von Risikobewertung und Risikomanagement auf alle Bereiche des Verbraucherschutzes angewandt werden. Aus der erfolgreichen Entwicklung des Umweltschutzes zur Umweltpolitik könnte der Grundsatz, die Zuständigkeit für alle umweltbezogenen Aufgaben in einem Ressort zusammenzuführen, übernommen werden. Auch die im Umweltschutz bewährte Ergänzung allgemeiner gesetzlicher Bestimmungen durch die detaillierte Regelung technischer Sachverhalte sollte von der Verbraucherpolitik genutzt werden. Verbraucherpolitik muss den Kontext kennen und berücksichtigen, in dem Verbraucher ihre Entscheidungen treffen. Der Kontext wird insbesondere durch die verfügbaren Einkommen, den Zugang zu Angeboten, die zwischen Anbietern und Verbrauchern bestehenden Informations- und Kompetenzasymmetrien und die unterschiedliche Verwendung von Vertrauen bestimmt. Erfolgreiche Verbraucherpolitik muss auch frühzeitig Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft identifizieren und mitgestalten. Dies gilt insbesondere für den Übergang ins digitale Zeitalter und die damit verknüpften Megatrends.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Die Stellungnahmen des Wissenschaftlichen Beirats Verbraucher- und Ernährungspolitik waren auf der Internetseite des BMELV eingestellt worden. Auf der Internetseite des BMEL sind sie nicht mehr abrufbar.

Literatur

  • EG-Verbraucherschutzdurchsetzungsgesetz vom 21. Dezember 2006 (BGBl. I S. 3367), das zuletzt durch Artikel 4 Absatz 51 des Gesetzes vom 7. August 2013 (BGBl. I S. 3154) geändert worden ist.

    Google Scholar 

  • EuGH, Urt. vom 06.07.1995, Rs. C-470/93 Verein gegen Unwesen in Handel und Gewerbe Köln e. V. gegen Mars GmbH, Slg. 1995, I-1923, Tz. 24.

    Google Scholar 

  • Gesetz zur Änderung des Transplantationsgesetzes vom 21. Juli 2012 (BGBl. I S. 1601).

    Google Scholar 

  • Gesetz zur Ergänzung des Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung und zur Förderung eines kapitalgedeckten Altersvorsorgevermögens, Altersvermögensergänzungsgesetz (AVmEG), vom 21. März 2001 (BGBl. I S. 403), das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 17. Juli 2001 (BGBl. I S. 1598) geändert worden ist.

    Google Scholar 

  • Gesetz zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung und zur Förderung eines kapitalgedeckten Altersvorsorgevermögens, Altersvermögensgesetz (AVmG), vom 26. Juni 2001 (BGBl. I S. 1310), das zuletzt durch Artikel 7 des Gesetzes vom 20. Dezember 2001 (BGBl. I S. 3858, 3877) geändert worden ist.

    Google Scholar 

  • Grugel, C. (2012). Verbraucherforschung wird wichtiger. Journal für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, 7, 101–103.

    Article  Google Scholar 

  • Kenning, P. (2014). Consumer Neuroscience – Ein transdisziplinäres Lehrbuch. Stuttgart: Kohlhammer.

    Google Scholar 

  • Kenning, P., & Wobker, I. (2013). Ist der „mündige Verbraucher“ eine Fiktion? Ein kritischer Beitrag zum aktuellen Stand der Diskussion um das Verbraucherleitbild in den Wirtschaftswissenschaften und der Wirtschaftspolitik. Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik, 14(2), 282–300.

    Google Scholar 

  • Koalitionsvertrag. (2013). CDU, CSU und SPD, Koalitionsvertrag für die 18. Legislaturperiode, „Deutschlands Zukunft gestalten“. https://www.bundesregierung.de/Content/DE/_Anlagen/2013/2013-12-17-koalitionsvertrag.pdf?__blob=publicationFile. Zugegriffen: 2. Juni 2016.

  • Maas, H. (10. März 2014). Mündige Verbraucher? Ein schönes Ideal. Namensbeitrag in der Süddeutschen Zeitung, S. 18.

    Google Scholar 

  • Merkel, A. (2009). Rede von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel auf dem zweiten Deutschen Verbrauchertag am 12. Mai 2009 in Berlin. https://archiv.bundesregierung.de/SiteGlobals/Forms/Webs/Archiv/Suche/DE/Suche_Formular.html. Zugegriffen: 11. Mai 2016.

  • Müller, E. (2004). Vom Verbraucherschutz zur Verbraucherpolitik. FES-Analyse Ökologische Marktwirtschaft, 2004(3), S. 1–21.

    Google Scholar 

  • Organisationserlass der Bundeskanzlerin vom 17. Dezember 2013 (BGBl. I S. 4310).

    Google Scholar 

  • Präsidentin des Bundesrechnungshofes. (2001). Organisation des gesundheitlichen Verbraucherschutzes (Schwerpunkt Lebensmittel): Empfehlungen der Präsidentin des Bundesrechnungshofes als Beauftragte für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung. Schriftenreihe der Bundesbeauftragten für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung, Bd. 8. Stuttgart: Kohlhammer.

    Google Scholar 

  • Reisch, L. A., & Sandrini, J. (2015). Nudging in der Verbraucherpolitik – Ansätze verhaltensbasierter Regulierung, Schriftenreihe des Instituts für Europäisches Wirtschafts- und Verbraucherrecht e. V., Bd. 36. Baden-Baden: Nomos.

    Google Scholar 

  • Verordnung (EG) Nr. 2006/2004 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. Oktober 2004 über die Zusammenarbeit zwischen den für die Durchsetzung der Verbraucherschutzgesetze zuständigen nationalen Behörden („Verordnung über die Zusammenarbeit m Verbraucherschutz“), Amtsblatt der Europäischen Union L 364 vom 9.12.2004, S. 1.

    Google Scholar 

  • Verordnung (EG) Nr. 178/2002 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 28. Januar 2002 zur Festlegung der allgemeinen Grundsätze und Anforderungen des Lebensmittelrechts, zur Errichtung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit und zur Festlegung von Verfahren zur Lebensmittelsicherheit, Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften L 31 vom 1.2.2002, S. 1.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Christian Grugel .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2017 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH

About this chapter

Cite this chapter

Grugel, C. (2017). Verbraucherpolitik statt Verbraucherschutz. In: Kenning, P., Oehler, A., Reisch, L., Grugel, C. (eds) Verbraucherwissenschaften. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10926-4_4

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-10926-4_4

  • Published:

  • Publisher Name: Springer Gabler, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-10925-7

  • Online ISBN: 978-3-658-10926-4

  • eBook Packages: Business and Economics (German Language)

Publish with us

Policies and ethics