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Wissensintegration auf dem Weg zur Entsorgung hoch radioaktiver Abfälle

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Inter- und Transdisziplinarität bei der Entsorgung radioaktiver Reststoffe

Zusammenfassung

ENTRIA nähert sich Fragen der Entsorgung radioaktiver Reststoffe auf die beschriebene, breit angelegte interdisziplinäre Weise. Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Forschungslandschaft. Auch international findet wenig vergleichbare Forschung statt.

Über den im Projektnamen festgeschriebenen interdisziplinären Anspruch hinaus kann ENTRIA in Teilen als ein transdisziplinäres Projekt im Sinne einer starken Definition von Transdisziplinarität verstanden werden. Neben drei transdisziplinär angelegten Arbeitspaketen wird diese Feststellung vor allem durch die erfolgreiche Durchführung eines Bürgerforums untermauert. Indem das dort erstellte Bürgergutachten, wie auch weitere Resultate des Projekts, der Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfälle als Arbeitsgrundlage dienen, wird ein reflexiver Bezug zu Gesellschaft und Politik hergestellt.

Entsprechend hohen Erwartungen sehen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Plattform ausgesetzt. Dabei betritt ENTRIA, bezogen auf das Themenfeld der Entsorgung radioaktiver Reststoffe, mit seiner wissenschaftsübergreifenden Kooperation Neuland. Im Gegensatz zur disziplinären Forschung existieren keine gemeinsame Fachsprache, kein konsensualer Methodenkanon, keine tradierten Leitlinien der Analyse und Synthese.

In der Forschungsplattform werden daher eigene Formen der Zusammenarbeit entwickelt. Viele Ideen und Prozesse entspringen der wissenschaftsübergreifenden Kommunikation im Projekt. Dabei werden Produkte Bottom-up entwickelt, interdisziplinär bearbeitbare Fragestellungen im Diskurs formuliert. Die Schaffung von Freiräumen ermöglicht diese kreative Gestaltung der Forschung. Gleichzeitig stellt das Fehlen verbindlicher Leitlinien und Methoden für die wissenschaftsübergreifende interdisziplinäre Zusammenarbeit eine Herausforderung dar, mit der sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Projekt von Beginn an konfrontiert sehen. Ihre Überwindung muss als Voraussetzung für das Gelingen einer Projektsynthese angesehen werden. Kern der Synthese ist die Entwicklung von Bewertungsgrundlagen für Entsorgungsoptionen im Diskurs der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und unter Einbeziehung disziplinär, interdisziplinär und transdisziplinär erzielter Forschungsergebnisse. Sie sollen einen Beitrag zur langfristig sicheren und gerechten Entsorgung der radioaktiven Reststoffe der Bundesrepublik Deutschland leisten.

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Notes

  1. 1.

    Die Begriffe Analyse und Synthese können auch als entgegengesetzte Erkenntnismethoden aufgefasst werden. Das hier zugrunde gelegte Verständnis einander ergänzender Prozesse wird zum Beispiel in der Stanford Encyclopedia of Philosophy von Beaney (2015) vertreten.

  2. 2.

    Rittel und Webber (1973) führen den Begriff Wicked Problem in die Forschung ein. In der deutschsprachigen Literatur hat sich die Übersetzung als vertracktes Problem etabliert.

  3. 3.

    Näheres zu den Herausforderungen interdisziplinärer Begriffsarbeit führen Brunnengräber und Smeddinck in Kap. 8 aus.

  4. 4.

    Mit Inkonsistenzen und Inkommensurabilitäten sowie dem Umgang mit Dissens beschäftigt sich Grunwald in Kap. 12 ausführlich.

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Chaudry, S., Plischke, E. (2016). Wissensintegration auf dem Weg zur Entsorgung hoch radioaktiver Abfälle. In: Smeddinck, U., Kuppler, S., Chaudry, S. (eds) Inter- und Transdisziplinarität bei der Entsorgung radioaktiver Reststoffe. Energie in Naturwissenschaft, Technik, Wirtschaft und Gesellschaft. Springer Vieweg, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-12254-6_13

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