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Medienethik: Das Verhältnis von Medien und Politik – „Wag the Dog – Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“

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Angewandte Ethik und Film
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Zusammenfassung

Der Beitrag behandelt in medienethischer Perspektive das Verhältnis von Medien und Politik am Beispiel des Films „Wag the Dog – Wenn der Hund mit dem Schwanz wedelt“ (USA 1997, R: Barry Levinson). Dieses Verhältnis ist immer wieder Gegenstand einer kritischen Debatte. Für die Legitimation der Politik sind die Akteure auf Leistungen angewiesen, die nur durch Medien erbracht werden können. Die Politik wird im Zuge einer Entwicklung hin zu einer Mediengesellschaft daher immer abhängiger von geplanter Kommunikation. Eine politische Öffentlichkeitsarbeit benötigt aus ethischer Perspektive allerdings einen starken und kritischen Journalismus als Gegengewicht, damit die Öffentlichkeit nicht in eine Richtung manipuliert werden kann. Der Film karikiert in satirischer Weise Tendenzen unserer Medienwelt, in der sich erstens politische Kommunikation auch durch Technologien immer weiter professionalisiert und mächtiger wird und zweitens ein kritisches Gegengewicht durch Öffentlichkeit und kritischen Journalismus wegfällt. Der Beitrag analysiert den Film als Medien- und Politiksatire. Er beschreibt das moralische Kernproblem und Thema des Films als Manipulation der Öffentlichkeit durch die Kommunikationsexperten der Politik, durch eine unkritische Fernsehgesellschaft und das Versagen des Journalismus.

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Notes

  1. 1.

    Zu anderen methodischen Fragen der Medienethik als einer bereichsspezifischen Ethik siehe auch Filipović 2016a.

  2. 2.

    Vgl. als einführende bzw. lehrbuchhafte Medienethiken: Funiok (2007); Leschke (2001) und Wiegerling (1998). Einen guten Überblick geben darüber hinaus einige Handbücher: vgl. Fortner und Fackler (2011); Heesen (2016) und Schicha und Brosda (2010). Als kompakte Darstellungen sind zudem empfehlenswert: vgl. Brosda und Schicha (2000); Greis (2003); Hausmanninger (2005); Leiner (2006); Sorgner (2006) sowie die Beiträge der Serie Grundbegriffe der Kommunikations- und Medienethik in der Zeitschrift Communicatio Socialis (ab H. 3/2015, vgl. http://grundbegriffe.communicatio-socialis.de/).

  3. 3.

    Positive Sichtweisen auf die Narration als Kernelement des Kulturellen sind ebenfalls Quellen für die kulturelle Dimension der Medienethik. Vgl. dazu etwa mit der Betonung weiterer wichtiger Kategorien wie Identität und Gemeinschaft Müller-Funk (22008).

  4. 4.

    Der Terminus „Gatekeeper“ ist ein Schlüsselbegriff der Nachrichtenforschung. Als „Schleusenwärter“ werden Akteure bezeichnet, die darüber entscheiden, welche Informationen aus einer großen Menge potenzieller Nachrichten an die Öffentlichkeit gelangen.

  5. 5.

    Zudem hat Eleftheria Thanouli eine filmtheoretische und -philosophische Analyse des Films vorgelegt, in der sie auf die komplexen Beziehungen von Film und Realität auf hohem Niveau eingeht (vgl. Thanouli 2015). Diese hochinteressante Studie lasse ich hier bei Seite und konzentriere mich in praktischer Absicht auf die im engeren Sinne medienethischen Elemente des Films.

  6. 6.

    Quelle: http://www.imdb.com/title/tt0120885/taglines (Stand: 22.09.2016).

  7. 7.

    Der Versuch, diese Tagline ins Deutsche zu übertragen, ist völlig misslungen. Sie heißt dort (siehe die DVD): „Eine Komödie über Skandale, Intrigen und andere ‚Special-Effects‘“. Vielleicht wurde damit versucht, die Komplexität und die Aggressivität der Satire für deutsche Zuschauer abzufedern.

  8. 8.

    In vier Seminaren an den Universitäten Bamberg und Münster habe ich zwischen 2006 und 2012 populäre Spielfilme zu sozialethischen Fragen behandelt (zum Teil zusammen mit Marianne Heimbach-Steins, Manfred Koch und Anna Maria Riedl), von denen ich hier profitiere. Didaktisches Ziel der Veranstaltungen war es, Kompetenzen der Filmanalyse und der Diskussion sozialethischer Problemfelder zu entwickeln. In drei der vier Seminare haben wir den Film „Wag the Dog“ behandelt. Im Vergleich mit den anderen Filmen stieß er immer auf recht skeptische und zurückhaltende Urteile über den Unterhaltungswert und seine Qualität.

  9. 9.

    Ein Sequenzprotokoll des Films liegt vor (vgl. Schmitt 2008, S. 18–24).

  10. 10.

    Anders interpretiert diesen Aspekt Tornow-Godoy, die den Präsidenten als Protagonisten beschreibt (vgl. Tornow-Godoy 2012, S. 56).

  11. 11.

    Eine zusätzliche Pointe ergibt sich, wenn der Zuschauer weiß, dass der Schauspieler Willie Nelson, der den Dirigenten Johnny Dean spielt, die „Outlaw“-Bewegung des amerikanischen Country mitbegründet hatte, welche die Kommerzialisierung und Kreativlosigkeit des Nashville-Establishments kritisierte. Nelson jedenfalls würde keinesfalls ein solches Stück arrangieren.

  12. 12.

    Vgl. zu dem spannenden Wechselverhältnis von Realität und Film bei „Wag the Dog“ die filmtheoretische Studie Thanouli (2015).

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Filipović, A. (2018). Medienethik: Das Verhältnis von Medien und Politik – „Wag the Dog – Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“. In: Bohrmann, T., Reichelt, M., Veith, W. (eds) Angewandte Ethik und Film. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20391-7_10

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