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Verbraucherteilhabe durch digitale Bewertungspraktiken? Zur Soziologie der Infrastrukturen der Verbraucherpartizipation

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Verbraucherpolitik von unten

Part of the book series: Konsumsoziologie und Massenkultur ((SKM0X))

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Zusammenfassung

Digitale Bewertungspraktiken sind heute ein verbreitetes Phänomen. Verbraucher*innen partizipieren daran teils direkt, mittels Sternchen und Kommentaren, teils indirekt, indem sie maschinell lernende Empfehlungssysteme durch Datenspuren trainieren. Der Beitrag fragt, welche Artikulationschancen Verbraucher*innen hierdurch erhalten. Stützen diese Bewertungspraktiken eine Verbraucherpolitik von unten? Oder handelt es sich um Verbraucheraktivierung, die einen postdemokratischen Verfall verstärkt, insofern sie politische Teilhabe lediglich simuliert? Zur Beantwortung greift der Beitrag auf die Soziologie der Infrastrukturen zurück und argumentiert, dass Bewertungspraktiken in vorab kuratierten, lenkenden oder nudgenden Entscheidungsarchitekturen erfolgen. Diese tragen zum postdemokratischen Wandel dann bei, wenn sie durch konventionalisierendes Framing und starke Vereinfachung von Bewertungsproblemen das Abrufen kritischer Kompetenzen behindern und deren Reproduktion so gefährden.

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Notes

  1. 1.

    Zu den älteren, teilweise bereits abgeschalteten Websites siehe die Angaben in Bieber und Lamla (2005). Der Marktwächter Digitale Welt ist zu finden unter https://www.marktwaechter.de/digitalewelt. Zugegriffen: 07. Januar 2020.

  2. 2.

    Einen wichtigen Beitrag zur Soziologie der Infrastrukturen aus dem Umfeld der Science and Technology Studies haben Susan Leigh Star und Kolleg_innen mit ihren Arbeiten zu Grenzobjekten und Grenzinfrastrukturen geliefert, vgl. Star 2017. Die Ermöglichung von Kooperation, ohne den heterogenen beteiligten Akteuren zuvor eine schwierige Konsensbildung abverlangen zu müssen, ist eine besondere Eigenschaft von (insbesondere technischen) Grenzobjekten. Auf diese Objekte richtet die Infrastrukturforschung nicht zuletzt deshalb ihre Aufmerksamkeit, weil sich damit sozio-technische Steuerungsinteressen verbinden können.

  3. 3.

    Beispiele hierfür sind die Arbeiten von Mau (2017) und Reckwitz (2017), aber auch die Einrichtung eines DFG-Netzwerks unter dem Titel ‚Auf dem Weg in die Bewertungsgesellschaft?‘.

  4. 4.

    Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=4Y1lZQsyuSQ. Zugegriffen: 07. Januar 2020.

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Lamla, J. (2020). Verbraucherteilhabe durch digitale Bewertungspraktiken? Zur Soziologie der Infrastrukturen der Verbraucherpartizipation. In: Hellmann, KU., Klein, A., Baule, B. (eds) Verbraucherpolitik von unten. Konsumsoziologie und Massenkultur. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29754-1_5

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-29753-4

  • Online ISBN: 978-3-658-29754-1

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