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Die wichtigsten neurologischen Syndrome

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Neurologie

Part of the book series: Springer-Lehrbuch ((SLB))

  • 366 Accesses

Zusammenfassung

Im Jahre 1893 beschrieb der deutsche Neurologe Wallenberg bei einem Patienten eine sehr auffällige Symptomatik: Nach einem heftigen Schwindelanfall war der Patient plötzlich heiser geworden, sprach undeutlich, hatte eine Fallneigung zur linken Seite, einen spontanen Nystagmus nach links, und die linke Lidspalte und die linke Pupille waren verengt. Bei der Inspektion des Rachens hing das Gaumensegel auf der linken Seite nach unten. Der Patient hatte keine Lähmung, aber eine Ataxie des linken Armes mit Dysmetrie und Zieltremor; seine Oberflächensensibilität war intakt, und auch die Reflexe waren seitengleich. Auf der rechten Körperhälfte, unter Aussparung des Gesichts, hatte er für Temperatur und Schmerz keine Empfindung mehr.

Wallenberg schloß aus dieser Symptomkombination auf eine kleine Läsion in der linken dorsolateral Medulla oblongata. Er veröffentlichte den Fallbericht und postulierte eine Thrombose der linken A. cerebelli inferior posterior. Der Patient verstarb 5 Jahre später an einem zweiten Schlaganfall, und in der Autopsie konnte Wallenberg nachweisen, dass seine topographische Diagnose korrekt war. In dem betroffenen kleinen Areal in der dorsolateralen Medulla oblongata liegen der untere Kleinhirnstiel (→ Hemi-ataxie), die zentrale Sympathikusbahn (→ Miose und Ptose), der Vaguskern (→ Heiserkeit und hängendes Gaumensegel) und die spinothalamische Bahn von der Gegenseite (→ dissoziierte Empfindungsstörung) in enger Nachbarschaft.

Später fand man heraus, dass dieses Syndrom gar nicht so selten war und dass es neben dem klassischen Syndrom auch noch Varianten gibt, in denen der N. hypoglossus, der N. facialis oder der ipsilaterale Trigeminuskern eingeschlossen sind. Wenn jedoch eine Halbseitenlähmung (der Gegenseite, da die Pyramidenbahn an dieser Stelle noch nicht gekreuzt hat) vorliegt, dann kann das Syndrom nicht allein von der dorsolateralen Medulla oblongata stammen, sondern muß auch weiter ventral gelegene Anteile des verlängerten Marks erfassen.

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© 2001 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Poeck, K., Hacke, W. (2001). Die wichtigsten neurologischen Syndrome. In: Neurologie. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-08947-7_3

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