Siedepunkt und Gefrierpunkt der Lösungen

Zusammenfassung

Beim Sieden von Lösungen genügend schwer flüchtiger Stoffe verdampft bekanntlich praktisch nur das Lösungsmittel und nicht die gelöste Substanz. Beim Gefrieren einer Lösung scheidet sich in fester Form in der Regel nur das Lösungsmittel aus, falls die Lösung nicht zu konzentriert ist; bringt man z. B. ein mit verdünnter Kaliumpermanganatlösung gefülltes Reagensglas in eine Kältemischung, so zeigt sich schließlich das Gefäß bis auf einen axialen, dunkel violetten Flüssigkeitsfaden mit farblosem Eis gefüllt. Erwägt man nun, daß der Dampfdruck einer Lösung stets geringer ist, als der des Lösungsmittels, so ergibt sich, daß eine Lösung bei einem höheren Temperaturgrad sieden und bei einem tieferen gefrieren muß, als das reine Lösungsmittel. Denn beim Siedepunkt des Lösungsmittels vermag der Dampfdruck der Lösung den Druck der Luft noch nicht zu überwinden. Damit dies möglich ist, also die Lösung siedet, muß sie bis zu einem höheren Temperaturgrad erhitzt werden. Ferner fängt das Lösungsmittel erst dann an zu gefrieren, wenn der Dampfdruck der Lösung dem Dampfdruck des festen Lösungsmittels gleich ist. Diese Bedingung ist aber erst bei einer Temperatur erfüllt, welche tiefer liegt, als der Gefrierpunkt des reinen Lösungsmittels. Auch durch das Verhalten des osmotischen Druckes, der einer Verringerung des Lösungsmittels, die sowohl beim Sieden als beim Gefrieren erfolgt, entgegenwirkt, sind jene Erscheinungen des Siedens und Gefrierens verständlich.