Skip to main content
  • 21 Accesses

Zusammenfassung

Die Zeit nach dem großen Weltkrieg führte zu einer totalen Umwertung aller Werte, zur Verarmung der einen und Bereicherung anderer Volkskreise, zu einer die ganze Welt erschütternden inner- und außerpolitischen Gärung und Unruhe, verbunden mit einem heftigen Widerstreit zwischen Realismus und Idealismus, welch letzterer in seinen extremen Formen gerade, wo er sich auf medizinischem Gebiet äußert, sehr stark an die Romantik vor 100 Jahren erinnert. Die Politik wirkt stärker als je einmal zuvor auf die medizinischen und ärztlichen Probleme ein. Die Übersättigung mit einer oft oberflächlich gewordenen naturwissenschaftlichen Betrachtung der Heilkunde verführt manche zu einer ebenso einseitigen Überschätzung der Geisteswissenschaften für die Lösung ihrer Probleme, eine Reaktion gegen die experimentellexakte Medizin zu einer oft allzu optimistischen, aber im Kern gesunden Rückkehr zu empirischen, volkstümlichen und alten, von der fortschreitenden Wissenschaft vernachlässigten Heilmethoden. Allmählich geht aus den sich bekämpfenden Extremen der Versuch einer Synthese hervor, die in einer neuen wissenschaftlichen Heilkunde beiden gerecht zu werden bestrebt ist, das Ärztliche noch mehr betont als die Vergangenheit und den Spezialismus bei aller Anerkennung seiner Notwendigkeit und seiner Leistung ohne Einseitigkeit der Ganzheits-betrachtung des Menschen unterordnet. Naturnotwendig ergibt sich aus dieser Grundstimmung eine stärkere Berücksichtigung des Wissens und Könnens der alten Ärzte und eine zunehmende Bedeutung der Geschichte der Medizin (Neo-hippokratismus, Paracelsusrenaissance, Versuche einer Philosophie der Medizin) und des Studiums der Volksmedizin. Aber, was die Heilkunde in letzter Linie doch immer am weitesten bringt, bleibt die selbstlose, unauffällige Kleinarbeit am Krankenbett und im Laboratorium. Das zeigt sich nicht zum wenigsten in der Gründung und im schnellen Aufblühen eigener wissenschaftlicher Laboratorien, die zum Teil mit europäisch-nordamerikanischer Hilfe (Rockefeller-Institute) in Japan, China, Holländisch-Indien, Südamerika, Afrika, Australien entstehen. Trotz aller internationaler politischer und kriegerischer Verwicklungen bildet die gemeinsame Arbeit an gemeinsamen medizinischen Problemen ein vereinigendes Band (Gründung von internationalen medizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaften), wobei den außereuropäischen Völkern insbesondere in Ostasien und Südamerika in den der Erforschung und Bekämpfung der bei ihnen heimischen besonderen Infektions- und Tropenkrankheiten eine Sonderaufgabe erwächst. Große Förderung erfahren in Deutschland unter dem Einfluß der nationalsozialistischen Weltanschauung die Rassenhygiene und Eugenik.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Additional information

Besonderer Hinweis

Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1936 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

About this chapter

Cite this chapter

Aschoff, L., Diepgen, P. (1936). Grundzüge der jüngsten Entwicklung der Heilkunde. In: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. J.F. Bergmann-Verlag, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-662-29965-4_5

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-29965-4_5

  • Publisher Name: J.F. Bergmann-Verlag, Munich

  • Print ISBN: 978-3-662-29821-3

  • Online ISBN: 978-3-662-29965-4

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics