Zusammenfassung
Unsere Welt befindet sich im Wandel. Das zunehmend immer schnellere Innovations- und Transformationstempo wird – vor dem Hintergrund von Megatrends (z.b. Globalisierung, Digitalisierung, etc.) – zu einem Problem für alle Beteiligten, weil die wirtschaftliche Umsetzung der Trends mit dem Innovationsmuster der Disruption betrieben werden. Zunächst werden die Beschäftigten der disruptierten Branchen und die zugehörigen Sozialsysteme betroffen sein, schließlich allerdings auch die Disruptoren selbst, die dann zueinander in einem verschärften – und wahrscheinlich fruchtlosen – Wettbewerb stehen. Crowd Founding (www.crowd-founding.eu) definiert eine neue Perspektive und ein Lösungsmuster für Herausforderungen unserer Zeit. In der Logik der Kooperativen Innovation (www.cooperative-innovation.com) stellt dieser Ansatz eine praktische Umsetzung des in der Kooperativen Innovation geforderten Paradigmenwechsels dar. Der skizzierte Weg führt zu einer gesellschaftlich verträglicheren, wirtschaftlich sinnvolleren und insgesamt stabileren Transformation. Die Ausführungen zum Crowd Founding zeigen eine neue Umsetzung von Geschäftsmodellen in einem kooperativen Zeitalter und eine Weiterentwicklung der erfolgreichen Logik der sozialen Marktwirtschaft.
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Notes
- 1.
Es könnte eine zentrale Herausforderung der Europäischen Gemeinschaft sein, dass sie als Staatenbund verstanden wird bzw. sich selbst, z. B. durch entsprechende gemeinsame Gesetze, so definiert. Die Europäische Gemeinschaft ist aber eine Wirtschaftsgemeinschaft, vielleicht auch eine Gesellschafts‐ oder Schicksalsgemeinschaft. Wer den Staatenbund mit all seinen Konsequenzen will, müsste jedoch die Vereinigten Staaten von Europa demokratisch legitimiert neu gründen.
- 2.
Große Social‐Media‐Plattformen und Chatdienste können als Beispiele dafür gesehen werden, wie ein Dienstleister Telekommunikationsfunktionen anbietet, sich aber nicht an die nationalen Regeln in diesem Bereich gebunden fühlt.
- 3.
Onlineversandhäuser bieten als Plattform oder im Eigenangebot allerlei Leistungen an. Der Gewinn wird oft mit einem erstaunlichen Selbstverständnis ins Ausland verlagert. Die externen Effekte des Plattformbetriebs, die disruptiven Konsequenzen der neuen Angebote, z. B. auf bestehende Arbeitsplätze oder den Wettbewerb, belasten die Bürger.
- 4.
Es gilt gemeinhin als üblich, Sozialstandards bei seinen Beschäftigten einzuhalten. Abgesehen von einer sichtbaren generellen Erosion dieser Standards, brechen in vielen Bereichen Plattformen für Mitfahrgelegenheiten oder Mitwohnplattformen diese Konzepte regelmäßig. Die soziale Absicherung der „Beschäftigten“ wird schließlich an den Sozialstaat ausgelagert. Im Übrigen werden die im gewerblichen Bereich fälligen Steuern oft (noch) nicht abgeführt.
- 5.
Gemeint ist hier der Innovationsansatz des Silicon Valley und anderer Standorte mit vergleichbarem Mindset sowie die neue wertefreie Bildungstradition an vielen Hochschulen im technisch‐wirtschaftlichen Bereich.
- 6.
Der neuzeitliche Entrepreneur war stets als ein Unternehmer charakterisiert, der sowohl den Eigen‐ als auch den Gemeinnutzen angestrebt hat. Es war in dieser Denkweise nie ausreichend, ein am Markt verwertbares Produkt oder eine Dienstleistung mit einem bestimmten Kundennutzen zu erstellen, vielmehr wurde auch die gesellschaftliche Dimension sowohl der erstellten Leistung als auch der Leistungserstellung berücksichtigt.
- 7.
Unabhängig davon, wie schlecht die Mitarbeiter behandelt oder entlohnt werden, floriert das Business der einschlägigen Versandplattformen und Versanddienstleister. Weil die Kunden es durch ihren Einkauf möglich machen.
- 8.
Als Beispiel ein Blick auf die Privatisierung und Digitalisierung öffentlich geregelter Infrastrukturen, etwa der Gedanke an einen Energiehandel basierend auf der Block Chain: In Zeiten der hohen Knappheit steigen die Preise knapper Güter bekanntlich stark an. Ohne öffentliche Gestaltungsoptionen sind dann nur noch bestimmte – beispielsweise wohlhabende oder mächtige Bevölkerungsteile versorgt.
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Wenzel, F., Schmidpeter, R. (2018). Neue Geschäftsmodelle und kooperative Innovation – vom Crowdfunding zum Crowd Founding. In: Bungard, P. (eds) CSR und Geschäftsmodelle. Management-Reihe Corporate Social Responsibility. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-52882-2_32
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