Zusammenfassung
Vergleichen wir die Korruption in China mit den Ergebnissen der internationalen Korruptionsforschung, so können wir zunächst feststellen, daß die eingangs von uns aufgestellten vier Kriterien zur Bewertung dessen, was als korrupt gilt, auch für China zutreffen. Definitorisch gesehen gibt es allerdings eine unterschiedliche Akzentuierung. Der chinesische Begriff reicht über den westlichen hinaus, weil er, ganz im Sinne der konfuzianischen Ethik, den moralischen Aspekt stärker in den Mittelpunkt rückt. Die kulturelle und ideengeschichtliche Tradition, für die der moralisch integre Beamte, der uneigennützig im Interesse des Volkes wirkt, das Idealbild darstellt, hat diesen Begriffsinhalt von Korruption mit geprägt. Diesem Idealbild wiederum stand die andere Seite der Tradition entgegen, nämlich die Verpflichtung gegenüber der Sippe, die Selbstlosigkeit nicht für das Volk, sondern für die Familie verlangte. Dieser Widerspruch zwischen dem Dienst an der Gemeinschaft und dem Dienst an der Familie ist bis heute nicht gelöst.
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Literatur
Max Horkheimer hat darauf hingewiesen, daß in sozialistischen Ländern der Liberalismus das “bewußte Idol der Opposition” sei, weil die sozialistische Moral infolge des Terrors “bewußt und gehaßt” sei, vgl. Horkheimer (1988): 90.
N. N. in einem persönlichen Gespräch mit dem Verfasser im April 1990.
Fang 1989: 46; ähnlich: Zhao, Suisheng 1990.
Luhmann 1983: 252.
Vgl. z. B. Kraus o. J.: 109.
Dazu Heberer 1990c: 53 und 54.
Caiden 1988: 22ff.
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Heberer, T. (1991). Schlußbetrachtung. In: Korruption in China. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01267-2_12
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-01267-2_12
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-12271-7
Online ISBN: 978-3-663-01267-2
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