Zusammenfassung
Ich kann von dem ausgehen, was uns Herr Melchers vorgetragen hat: Wir wissen heute Entscheidendes über die erbliche Veranlagung, die „Information“, die identisch reproduziert, von Zelle zu Zelle, und in den Induvidien-Generationen übertragen wird. Die Kenntnis dieser spezifischen Struktur ist ein Grundproblem der Genetik. Zu seiner Lösung hat die Virusforschung entscheidend beigetragen. Aber damit erschöpft sich die Problematik der Genetik nicht. Über den Vorgang der identischen Vermehrung dieser Struktur, die eine Nukleinsäurekette ist, haben wir nur mehr oder weniger gut begründete Hypothesen. Wir wissen nicht, wie das mit ihr in dem „fertigen“ Virus und in den Chromosomen verbundene spezifische Eiweiß produziert wird, ob und wie dieses Eiweiß mit Vermehrung der Nukleinsäurekette zusammenhängt. Und noch ein weiteres Problemgebiet kommt hinzu, das wir kurz Differenzierungsgenetik nennen können: Wie kommt es, daß von der Informationskette nicht nur das ihr zugehörige spezifische Eiweiß gebildet wird, sondern daß sie veranlaßt, daß auch die Vielfalt verschiedener Stoffe, Eiweiße und andere chemische Körper gebildet werden, die den Stoffwechsel der Zellen kennzeichnen, schon die außerordentlich mannigfaltigen Stoffe, die für die Fermente nötig sind? Schon allein diese Differenzierungsfrage stellt dem Biologen und dem Biochemiker außerordentlich schwierige Aufgaben.
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Kühn, A. (1958). Über die Wirkungsweise von Erbfaktoren. In: Die Bedeutung der Virusforschung für die moderne Genetik / Über die Wirkungsweise von Erbfaktoren. Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 77. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-02162-9_2
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