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Ingeborg Bachmanns „Ihr glücklichen Augen“

Eine Apologie der Strukturanalyse

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„Text-Tollhaus für Bachmann-Süchtige?“
  • 154 Accesses

Zusammenfassung

Die neuere Bachmannforschung scheint zunehmend dem Trend zu folgen, den Erkenntniswert systematischer Strukturanalysen zu übersehen. Man neigt eher dazu, die Interpretationsansätze entweder als „zeitgemäß“ thematisierte Fragestellungen zu konzipieren und deren autorenspezifische Evidenz in methodischem Eklektizismus an entsprechend selektierten Textpartien zu belegen, oder die Texte a priori „mit Wittgenstein, gegen Heidegger bzw. aus der Perspektive Derridas [etc.]“1 zu lesen; für die gewählte Verfahrensweise und deren Ergebnisse wird dann, zumindest in Einzelfällen, ein gleichsam überzeitlich gültiger Erkenntniswert postuliert: denn nur auf diese Weise könne — angeblich — der Text in seiner geschichtlichen Relevanz verstanden und erklärt werden. Gerade dadurch aber werden die erfahrungsgemäß mehrfach differenzierten und geschichtlich veränderlichen Aussage- und Wirkungsmöglichkeiten poetischer Texte auf ihre Dokumentationsleistung innerhalb eines heutzutage relevant erscheinenden Problemhorizonts reduziert. Und zwangsläufig werden alle nicht in den von außen vorgegebenen Diskurs passenden Strukturelemente, trotz ihrer potentiellen Vermittlungsfunktion, vernachlässigt.

Erweitere Fassung des Vortrags „I. Bachmann ,Ihr glücklichen Augen’. Eine Fallstudie zum Interpretationsverfahren“ der vom Verf. auf dem Ingeborg-Bachmann-Symposium an der Universität des Saarlandes (Saarbrücken, 7. u. 8.11.1996) gehalten wurde.

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Referenzen

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Irene Heidelberger-Leonard

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© 1998 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Pichl, R. (1998). Ingeborg Bachmanns „Ihr glücklichen Augen“. In: Heidelberger-Leonard, I. (eds) „Text-Tollhaus für Bachmann-Süchtige?“. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09184-4_8

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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