Zusammenfassung
Wenn das besondere Lebensgefühl des Barock die Spannung zwischen Weltlust und Diesseitsverneinung ist, so gehört Opitz nicht zu den Dichtern des Barock. Vielmehr ist in Wahrheit seine geschichtliche Stellung, wie die seines ältern Zeitgenossen Georg Rodolf Weckherlin, ein verspäteter Humanismus. Die Renaissanceidee, das Bekenntnis zur Natur und die Wiedererneuerung der Kunstformen des Altertums, konnte, von lateinisch-gelehrter Tätigkeit abgesehen, von dem deutschen Volkstum im 16. Jahrhundert nicht organisch aufgenommen und wirkendes Leben werden, weil die Leidenschaft für die Beantwortung der Erlösungsfrage ihr entgegenarbeitete und die wertvollsten Kräfte für sich beanspruchte. Die Natur wurde in religiöse Selbständigkeit und evangelische Freiheit umgebogen und die Formwirkung der Antike erlahmte in der Dichtung über dem ungeheuern Ansturm der kirchlich-politischen Kämpfe, die aus der dichterischen Sprache eine Waffe der Religion und der dichterischen Sprache eine Waffe der Religion und der praktischen Tagesfragen machten, also sie im wesentlichen in den Dienst gedanklich-stofflicher Interessen stellten. Auch ein Tagesschriftsteller wie Fischart steht noch unter dieser Überlieferung, und gerade seine spielerische Verhältnis von Sinn zu Wort, von Stoff zu Ausdruck, also das Formgefühl und die Formkunst im tieferen Sinne abgeht.
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Ermatinger, E. (1926). Der geistige Grund der Dichtung. In: Barock und Rokoko in der deutschen Dichtung. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-16219-3_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-16219-3_2
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-15644-4
Online ISBN: 978-3-663-16219-3
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