Zusammenfassung
In seinem 1984 in erster, 1985 in zweiter Auflage erschienenen Werk „Das absurde System“ hat sich Georg Wagner intensiv mit der Rolle des Rechts — namentlich des StVollzG — hinsichtlich der Aufgaben und inhaltlichen Gestaltung des Strafvollzugs auseinandergesetzt (Wagner 1984). Er hat in diesem Zusammenhang vor allem die „innere Stimmigkeit“ der Regelungen im Hinblick auf das Vollzugsziel der Resozialisierung analysiert, also die vom Gesetz normativ bereitgestellten Mittel an ihrer Eignung für die grundsätzliche Aufgabe gemessen, die der Institution als Ganzes gestellt ist. Dies hat sich — nicht nur, aber gerade für ihn — als eine keineswegs nur juristische, sondern auch als organisationssoziologische und -psychologische Fragestellung erwiesen (ebd., 57 ff., 69 f.). Demnach hängt von der systemkonformen Ausgestaltung der „Ziel-Mittel-Relation“ nicht nur die rechtliche Qualität des ganzen Gesetzeswerkes — etwa in Bezug auf seine innere Übereinstimmung mit sich selbst, seine Widerspruchsfreiheit — ab, sondern auch seine Tauglichkeit für eine Veränderung der sozialen Wirklichkeit im Sinne des Reformprogramms (vgl. auch Ohler 1977). Die normative Konsistenz eines Gesetzeswerkes selbst ist ja immer schon eine genuin juristische Fragestellung gewesen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Bachof O. (1977). Der Richter als Gesetzgeber? In: Gernhuber J. (Hrsg.), Festschrift der Tübinger Juristenfakultät zu ihrem 500jährigen Bestehen. Tübingen: Mohr Siebeck, 177–192.
Bauman Z. (2003). Flüchtige Moderne. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Bergmann M. (2003). Die Verrechtlichung des Strafvollzugs und ihre Auswirkungen auf die Strafvollzugspraxis. Eine qualitative Analyse teilstrukturierter Interviews. Herbolzheim: Centaurus.
Bock M. (1986). Recht und Gesellschaft unter den Bedingungen der Verrechtlichung. Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, 71, 289–295.
Bock M. (1988). Recht ohne Maß. Die Bedeutung der Verrechtlichung für Person und Gemeinschaft. Berlin: Reimer.
Bock M. (1997). Die Eigendynamik der Verrechtlichung in der modernen Gesellschaft. In: Lampe E.-J. (Hrsg.): Zur Entwicklung von Rechtsbewußtsein. Frankfurt a. M.: Suhkamp, 403–428.
Boese S. (2003). Ausländer im Vollzug. Die Auswirkungen ausländerrechtlicher Maßnahmen auf die Realisierung des Vollzugszieles. Hamburg: Verlag Dr. Kovac.
Böhm A. (1992). Zur „Verrechtlichung“ des Strafvollzugs. Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe, 41, 37–41.
Böhm A. (2003). Strafvollzug. 3. Aufl. Neuwied u. Kriftel: Luchterhand.
Braum S. (2004). Nachträgliche Sicherungsverwahrung: In dubio pro securitate? Zeitschrift für Rechtspolitik, 37, 105–108.
Calliess P. & Müller-Dietz H. (2005). Strafvollzugsgesetz, 10. Aufl. München: Beck Juristischer Verlag.
Dünkel F. (2004). Riskante Freiheiten?–Vollzugslockerungen zwischen Resozialisierung und Sicherheitsrisiko. In: Rehn G., Nanninga R. & Thiel A. (Hrsg.), Freiheit und Unfreiheit. Arbeit mit Straftätern innerhalb und außerhalb des Justizvollzuges. Herbolzheim: Centaurus, 104–134.
Eisenberg U. (2004). Zum RefE eines JstVollzG des BMJ vom 28.04.2004. MonatsschriftfirKriminologie und Strafrechtsreform, 87, 353–360.
Ellscheid G. (1985). Verrechtlichung und Entsolidarisierung, in: Gessner V. & Hassemer W. (Hrsg.): Gegenkultur und Recht. Baden-Baden: Nomos, 51–71.
Engisch K. (1935). Die Einheit der Rechtsordnung. Heidelberg: Winter.
Feest J. & Lesting W. (2005). Der Angriff auf Lockerungen. Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe, 54, 76–82.
Gephart W. (1993). Gesellschaftstheorie und Recht. Das Recht im soziologischen Diskurs der Moderne. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Gericke O. (2004). Möglichkeiten und Grenzen des Abbaus der Verrechtlichung. Eine kritische Analyse von Gesetzgebung und Gesetzgebungslehre. Herzogenrath: Shaker.
Gessenharter C. (1991). Das Phänomen der Normenflut. Monatsschrift für Deutsches Recht, 45, 1120–1123.
Gilles P. (1998). Rechtsstaat und Justizstaat in der Krise. Neue Justiz, 52, 225–229.
Grasnick W. (2002). Andere sehen mehr. In: Prittwitz C., Baurmann M. & Günther K. (Hrsg.), Festschrift für Klaus Lüderssen. Zum 70. Geburtstag am 2. Mai 2002. Baden-Baden: Nomos, 67–82.
Hillgruber, C. (1996). Richterliche Rechtsfortbildung als Verfassungsproblem. Juristenzeitung, 51, 118–125.
Hochschullehrer der Juristischen Fakultät der Universität Heidelberg (Hrsg.) (1986). Richterliche Rechtsfortbildung. Erscheinungsformen, Auftrag und Grenzen. Festschrift der Juristischen Fakultät zur 600-Jahr-Feier der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Heidelberg: C. F. Müller.
Koepsel K. (1992). Das Vollzugskonzept des Strafvollzugsgesetzes und seine Veränderungen durch Verwaltungsvorschriften und Erlasse der Landesjustizverwaltungen. Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe, 41, 46–51.
Kubach R.W. (2004). Die völkerrechtlichen und verfassungsrechtlichen Vorgaben für ein Gesetz zum Vollzug der Untersuchungshaft und deren praktische Umsetzung. Frankfurt a. M.: Verlag Peter Lang.
Kübler F. (1984) (Hg.). Verrechtlichung von Wirtschaft, Arbeit und Solidarität. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Liebeler H. D. (1980). Einfluß des Strafvollzugsgesetzes auf die Arbeitsweise einer Sozialtherapeutischen Anstalt, Sonderheft der Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe, 29 „Sozialtherapie und Behandlungsforschung“, 19–23.
Luhmann N. (1972). Rechtssoziologie. 2. Aufl. Opladen: Verlag für Sozialwissenschaften.
Luhmann N. (1983). Soziologische Aufklärung, Bd. 3: Soziales System, Gesellschaft, Organisation. Opladen: Verlag für Sozialwissenschaften.
Luhmann N. (1984). Soziale Systeme. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Mayer-Maly T. (1985). Gesetzesflut und Gesetzesqualität heute. In: Wilke D. (Hrsg.), Festschrift zum 125 jährigen Bestehen der Juristischen Gesellschaft zu Berlin. Berlin: de Gruyter, 423–43.
Mayntz R. (1963). Soziologie der Organisation. Reinbek: Rowohlt.
Müller-Dietz H. (1986). Erfahrungen mit dem Strafvollzugsgesetz. In: Gesellschaft fur Rechtspolitik (Hrsg.). Bitburger Gespräche, Jahrbuch 1986/2. München: C. H. Beck, 50 f.
Müller-Dietz H. & Walter M. (Hrsg.) (1995). Strafvollzug in den 90er Jahren. Perspektiven und Herausforderungen. Festgabe für Karl Peter Rotthaus. Pfaffenweiler: Centaurus.
Müller-Metz R. (2003). Nachträgliche Sicherungsverwahrung — ein Irrweg der Kriminalpolitik. Neue Juristische Wochenschrift, 56, 3173–3175.
Ohler W. (1977). Die Strafvollzugsanstalt als soziales System. Heidelberg, Karlsruhe: C. F. Müller.
Päckert W. (2001). Vertrauen im Strafvollzug. Bewährungshilfe, 48, 17–26.
Paeffgen H.-U. & Seebode, M. (1999). Stellungnahme zum Entwurf eines Gesetzes zur Regelung des Vollzuges der Untersuchungshaft vom 30.04.1999. Zeitschrift für Rechtspolitik, 32, 524–526.
Pecher W. (2002). Zur Psychodynamik der Institution Strafvollzug. Recht & Psychiatrie, 20, 63–68.
Pollähne H, Bammann K. & Feest, J. (Hg.) 2004. Wege aus der Gesetzlosigkeit. Rechtslage und Reformbedürftigkeit des Jugendstrafvollzugs. Mönchengladbach: Forum-Verlag.
Poseck R. (2004). Das Gesetz zur Einführung der nachträglichen Sicherungsverwahrung. Neue Juristische Wochenschrift, 57, 2559–2562.
Preusker H. (1992). Erfahrungen der Praxis mit dem Strafvollzugsgesetz. Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe, 41, 11–16.
Rehn G., Wischka B., Lösel F. & Walter M. (Hrsg.) (2001). Behandlung „gefährlicher Straftäter“. Grundlagen, Konzepte, Ergebnisse. Herbolzheim: Centaurus.
Rehn G. (2003). Ist eine rationale Strafvollzugspolitik heute noch möglich? Strafvollzug am Scheideweg. Zeitschrift fier Strafvollzug und Straffälligenhilfe, 52, 70–76.
Rhode B. (1993). Regulierung und Deregulierung. Zur Beschleunigung des Rechts. Soziale Welt, 44, 512–536.
Rieder-Kaiser A. (2004). Vollzugliche Ausländerproblematik und Internationalisierung der Strafverbüßung. Frankfurt a. M.: Verlag Peter Lang.
Rotthaus K.-P. (1987). Die Bedeutung des Strafvollzugsgesetzes für die Reform des Strafvollzugs. Neue Zeitschrift für Strafrecht, 7, 1–5.
Rüthers B. (2002). Demokratischer Rechtsstaat oder oligarchischer Richterstaat? Juristenzeitung, 57, 365–371.
Schmitt G. (2000). Vertrauen. Bewährungshilfe, 47, 356–382.
Schneider H. (2004). Repressive Kriminalpolitik im Gewande der „neuen Verwaltungssteuerung“. Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe, 53, 139–143.
Schöch H. & Kaiser G. (2002). Strafvollzug, 5. Aufl. Heidelberg: C. F. Müller.
Schüler-Springorum H. (1979). Strafvollzug und Strafvollzugsgesetz. In: Kaufmann A., Bemann G., Krauss D. & Volk K. (Hrsg.), Festschrift für Paul Bockelmann zum 70. Geburtstag. München, C. H. Beck, 869–889.
Schwind H. G., Steinhilper G. & Böhm, A. (Hrsg.) (1988). 10 Jahre Strafvollzugsgesetz. Resozialisierung als einziges Vollzugsziel? Heidelberg: Kriminalistik Verlag.
Steiner U. (2004). Regieren Richter die Deutschen? Anwaltsblatt, 54, 673–676.
Stolleis M. (2003). Erwartungen an das Recht. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. Dezember.
Tzschaschel N. (2002). Ausländische Gefangene im Strafvollzug. Eine vergleichende Bestandsaufnahme der Vollzugsgestaltung bei ausländischen und deutschen Gefangenen sowie eine Untersuchung zur Anwendung des § 456a. Herbolzheim: Centaurus.
Vobruba, G. (1992). Autonomiegewinne. Verrechtlichung und Deregulierung. Soziale Welt, 43, 168–181.
Voigt, R. (1980). Verrechtlichung. Heidelberg: C. F. Müller.
Voigt R. (Hrsg.) (1981). Mehr Gerechtigkeit durch mehr Gesetze? Ein Beitrag zur Verrechtlichungsdiskussion. Politik und Zeitgeschichte, B 21/81 vom 23. Mai 1981, 3–23 (4).
Voigt R. (Hg.) (1983). Gegentendenzen zur Verrechtlichung. Jahrbuch für Rechtssoziologie und Rechtstheorie, Bd. 9. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Wagner G. (1984). Das absurde System. Strafurteil und Strafvollzug in unserer Gesellschaft, 2. Aufl. Heidelberg 1985: C. F. Müller.
Walter M. (1999). Strafvollzug. 2. Aufl. Stuttgart: Boorberg.
Walter M. (2001). Abkehr von der Resozialisierung im Strafvollzug? ü über Kriminalpolitik im Fahrwasser ükonomisierten Denkens. In: Britz G., Jung H. & Koriath H. (Hrsg.), Grundfragen staatlichen Strafens. Festschrift für Heinz Müller-Dietz zum 70. Geburtstag. München: Beck 961–974.
Walter H.P. (2003). Zeitgemäße richterliche Rechtsfortbildung. Recht, 20, 2–11.
Wassermann R. (1985). Die richterliche Gewalt. Macht und Verantwortung des Richters in der modernen Gesellschaft. Heidelberg: C. F. Müller.
Werle R. (1981). Aspekte der Verrechtlichung. Zeitschrift für Rechtssoziologie, 3, 2–13.
Wingenfeld A. (1999). Die Verrechtlichung des Strafvollzugs in ihren Auswirkungen auf die judikative Entscheidungspraxis. Aachen: Shaker.
Wulfhorst R. (2004). Zwölf Gründe, warum die Deregulierung nicht vorankommt. Zeitschrift für Rechtspolitik, 37, 82–85.
Zuck R. (1997). Unmaßgebliche Gedanken zur Rechtsflut. Monatsschrift für Deutsches Recht, 51, 1–6.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2005 Centaurus Verlag & Media UG
About this chapter
Cite this chapter
Müller-Dietz, H. (2005). Die Verrechtlichung des Strafvollzugs. In: Pecher, W., Rappold, G., Schöner, E., Wiencke, H., Wydra, B. (eds) … die im Dunkeln sieht man nicht. Studien und Materialien zum Straf- und Maßregelvollzug, vol 20. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-277-9_7
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-277-9_7
Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
Print ISBN: 978-3-8255-0446-5
Online ISBN: 978-3-86226-277-9
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)