Skip to main content

Die Metaphysische Tradition und Ihr Methodischer Stil

  • Chapter
Alles und Nichts
  • 115 Accesses

Zusammenfassung

Der Eingang in die Philosophie gleicht keineswegs einem offenen Tor, durch das man jederzeit eintreten kann, sobald man sich nur dazu entschließt. Wir können vieles wählen, Tätigkeiten mannigfacher Art. Unser Leben ist ein System reichgegliederter Möglichkeiten. Jeder Tag, jede Stunde erfordert von uns Entschlüsse, Entscheidungen, verlangt von uns Wahl-Handlungen, damit wir überhaupt „handeln“ können. Die Wahl-Handlung, die auf die Möglichkeiten unseres Seinkönnens sich bezieht, begründet allererst die Tat-Handlung. Diese wiederum braucht gar nicht immer eine aktive, spontane Tat, eine Aktion zu sein, sie kann auch in einem Lassen, einer passiven Untätigkeit bestehen; vielfach und vielfältig ist das menschliche Leben eher ein Trott in eingefahrenem Geleise, ein Sichtreibenlassen in den Bahnen der Gewohnheit, eine konventionelle Prozedur. Man lebt das Leben ab in einer unablösbaren Rückgebundenheit an unbegreifliche, dunkle Naturtriebe, lebt es als Mann oder als Weib, findet sich in der Zugehörigkeit zu einem Volk, einer Rasse, man hat eine gesellschaftliche Lage, eine Klassensituation, ist einer Kulturtradition verhaftet, ist umgeben von Institutionen und ungeschriebenen Gesetzen der Sitte und des Brauchtums. In einem hohen Maße ist der Vollzug des Menschenlebens an un-wählbare Voraussetzungen und Bedingungen gebunden. Es besteht natürlich ein Unterschied zwischen den unabänderlichen Naturbedingungen, denen wir nie entrinnen können, und den gesellschaftlich-geschichtlichen Bedingungen der Kultur. Die Kultur als ein Produkt der menschlichen Gesellschaft ist durch die Gesellschaft auch zu verändern, umzugestalten, weiterzubilden oder auch revolutionär umzubrechen. Ständische Ordnungen, Rechtsverhältnisse, Privilegien, geschichtlich entstandene Machtsysteme, Wertetafeln, institutionale Regelungen der Arbeit, der Liebe, der Herrschaft und des Kultes, die Verteilungsform von Besitz — all dergleichen mag vielleicht mit einem sakrosankten Tabu belegt und geschützt sein und dem naiven Bewußtsein „unabänderlich“ wie die Natur vorkommen, so ist doch solches Menschenwerk grundsätzlich auch vom Menschen zerstörbar. Was der Mensch zusammenfügt, kann der Mensch auch trennen.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1959 Springer Science+Business Media Dordrecht

About this chapter

Cite this chapter

Fink, E. (1959). Die Metaphysische Tradition und Ihr Methodischer Stil. In: Alles und Nichts. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-015-7605-5_2

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-94-015-7605-5_2

  • Publisher Name: Springer, Dordrecht

  • Print ISBN: 978-94-017-0054-2

  • Online ISBN: 978-94-015-7605-5

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics